Timo Scheider: «Sind als Fahrer die kleinen Lichter»
Timo Scheider: Mehr Fahrzeit vs. Kostenfalle
Timo Glock hatte in den vergangenen Monaten mehr als einmal betont, dass er sich nicht nur mehr Training, sondern auch mehr Rennen als die bislang zehn DTM-Läufe wünschen würde. «Wir haben eh nur zehn Rennen, verkürzen dann noch die Fahrzeit und wundern uns, warum keine Fans kommen. Da muss man in der Schule nicht oft aufgepasst haben, um das zu verstehen», hatte Glock vor dem Rennen in Oschersleben nochmals betont.
Ähnlich sieht das wenig überraschend auch sein Kumpel Timo Scheider. «Ich würde auch gerne am Freitag zwei freie Trainings fahren, am Samstag ein Qualifying und ein Rennen und Sonntag noch ein Rennen», sagte der Audi-Pilot SPEEDWEEK.com.
Vor allem aus sportlicher Sicht, also um Nuller leichter wettmachen zu können. Nach fünf Rennen, zur Halbzeit der Saison, hat Scheider gerade einmal neun Punkte auf dem Konto. Bei nur noch fünf verbleibenden Rennen ist es im Grunde aussichtslos, dass der zweimalige Champion noch einmal in Schlagdistanz zur Spitze kommt.
Der 35-Jährige ist in seinem 14. DTM-Jahr und hat schon so ziemlich alles erlebt. «Die DTM hat einiges ausprobiert, hat probiert sich zu verändern, um dem Fan besser zu gefallen, am Fernseher und vor Ort an der Rennstrecke», sagte Scheider, schränkte zugleich aber auch ein: «Man darf aber auch nie die Kostenseite vergessen. Wir können viele tolle Ideen spinnen, aber wenn das finanziell unendliche Ausmaße annimmt, dann wird vielleicht irgendwann ein Hersteller sagen: ‚Tolle Idee, aber da können wir nicht mehr mitmachen.‘»
Ideen haben die Fahrer einige. Und dass da immer wieder mehr Fahrzeit genannt wird, ist vor allem eines: selbstverständlich. «Das sind aber vielmehr die Wünsche der Fahrer. Am Ende steht natürlich eine ganze Marketing-Armada und Finanzabteilung der Hersteller dahinter, die das Ganze auch entscheiden und absegnen müssen. Da sind wir am Ende mit unserem Wunsch die kleinen Lichter, leider Gottes.»
Trotzdem glaubt Scheider, dass mit mehr Rennen vor allem auch die zurückgeholt werden können, um die die DTM seit Jahren hart kämpfen muss: die Fans. «Ich glaube, dass der Fan das annehmen würde, denn mehr Racing bedeutet mehr Action und vielleicht ein Mehrwert für das Ticket, das ich als Fan bezahle. Aber natürlich ist das eine Frage der Finanzen, denn mehr Racing bedeutet auch mehr Kosten», beschreibt Scheider das Dilemma.
Allerdings glaubt der Phoenix-Pilot nicht, dass nur die geringere Fahrzeit der Grund für das Fernbleiben der Zuschauer ist. «Die Art und Weise, wie junge Leute mittlerweile über Motorsport denken, hat sich stark verändert. Ich bin mir sogar fast sicher, dass das getunte Auto zuhause gar nicht mehr ganz so wichtig ist, wie es das noch vor einigen Jahren war. Dass generell das Interesse am Motorsport schon leicht schwindet.»