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DTM-Halbzeit: Bilanz einer «Kirmesveranstaltung»

Von Andreas Reiners
Bilanz der ersten Saisonhälfte

Bilanz der ersten Saisonhälfte

Wenn man es genau nimmt, ist die zweite Saisonhälfte in der DTM bereits angebrochen. In Zandvoort ging das zehnte Rennen des Jahres über die Bühne.

Bis zum nächsten Event in Moskau im August sind es aber fast fünf Wochen. Zeit also, eine kleine Bilanz einer Saison zu ziehen, die etwas anders ist als andere.

Verbale Attacken:

In Hockenheim schoben die Beteiligten die wüsten Beschimpfungen («Arschloch», «verdammtes Arschloch») noch auf das erhöhte Testosteron nach einer langen Winterpause. Doch es ging munter so weiter. Die «Clowns» und «Pappnasen» von Mattias Ekström in Richtung Maximilian Götz und Antonio Felix da Costa sorgten bereits am zweiten Wochenende für weitere Schlagzeilen, die etwas flapsig formulierten Verbalinjurien schlugen hohe Wellen.

Vorläufiger Höhepunkt: Das «allergrößte Arschloch», ausformuliert von Christian Vietoris am Norisring. Adressat: Ekström. Ergebnis: Eine Geldstrafe in Höhe von 3000 Euro. Und eine Spende in gleicher Höhe für ein Herz für Kinder. Und die nächsten Schlagzeilen. Wäre schade, wenn diese Strafe den Fahrern unterbewusst einen Maulkorb verpassen würde.

Action:

In Hockenheim traute man seinen Augen kaum. Da wurde aus den Autos Kleinholz gemacht, dass alle bis auf die Hersteller ihre helle Freude hatten. Auch da hieß es: Die Jungs wollen erstmal nur ihr Revier markieren, das beruhigt sich wieder.

Die Piloten fahren jedoch mit dem Messer zwischen den Zähnen, lassen es bisweilen arg krachen. Gerne auch mal mit ausgeschaltetem Hirn. Für die Fans echte Unterhaltung. Schade ist nur, dass die Autos so fragil sind, dass sie bei dem ersten ernsthaften Lackaustausch unfahrbar werden.

Enges Titelrennen:

Zu meckern gibt es immer etwas. Was man aber nicht kritisieren sollte, ist der enge Titelkampf. Klar, es wechselt sich oft ab, mal ist der vorne, dann auf einmal ein anderer der Verfolger, dann taucht auf einmal ein ganz anderer aus der Versenkung auf.

Die Abwechslung, das Unvorhersehbare, das Auf und Ab verleihen der DTM aber eine ungewöhnliche, aber attraktive Würze. Ein bisschen Pech dazu, ein wenig Drama, und prompt kommen gleich mehrere Fahrer für den Titel in Frage. Acht verschiedene Sieger in zehn Rennen sprechen eine deutliche Sprache.

Marco Wittmann:

Seine Serie ist beeindruckend. 48 DTM-Rennen hat er in seiner Karriere bislang absolviert. In 46 davon erreichte er auch das Ziel. In 36 (!) Rennen fuhr der BMW-Pilot sogar in die Top Ten, sprich in die Punkte (Quote: 75 Prozent).

Diese Konstanz bringt ihm in dieser Saison zur Halbzeit nicht nur die Führung in der Gesamtwertung, sondern möglicherweise auch Titel Nummer zwei. Denn Konstanz ist das, was der Konkurrenz zum größten Teil fehlt.

Dauerthema Zugeständnisse:

Vor der Saison mutete es bereits etwas seltsam an, dass einem Konkurrenten unter die Arme gegriffen wird. Wo wird das im Rahmen eines sportlichen Wettbewerbs schon gemacht? Doch die Zugeständnisse entstanden letztendlich aus der Natur der Serie selbst.

Dass nun, wenn die DTM so ausgeglichen wie nie erscheint, ein Antrag gestellt wird, einen Teil der Zugeständnisse wieder rückgängig zu machen, kann man keinem Fan plausibel erklären. Der DMSB hat das erkannt und den Antrag abgelehnt. Gut ist das Hin und Her trotzdem nicht.

Kirmesveranstaltung:

Professionell, Fahrer auf ganz hohem Niveau und ein enger Wettbewerb: Damit wirbt die DTM gerne. Dass Fahrer wie Timo Glock immer mal wieder auf den Putz hauen (müssen) und die Serie als «Kirmesveranstaltung» oder «Lachnummer» bezeichnen, sind die Verantwortlichen teilweise selbst schuld.

Neben bisweilen kuriosen und nicht nachvollziehbaren Strafen wird durch Probleme mit der GPS-Übermittlung ein Fahrer um Punkte gebracht. Da sich die Rennleitung auf die Technik verlassen muss, muss diese auch zweifelsfrei funktionieren.

Altmeister:

Jeder Fahrer hat seine Höhen und Tiefen. Einige haben sich mehr versprochen, andere dafür positiv überrascht. Was aber fast schon Sorge bereitet ist die handfeste Krise beim Audi-Team Phoenix und den beiden Ex-Meistern Mike Rockenfeller und Timo Scheider.

Rockenfeller hat fünf, Scheider sogar nur einen Punkt eingefahren. Der zweimalige Champion ist seit Zandvoort nun sogar Letzter in der Fahrerwertung, ebenso wie die gesamte Mannschaft in der Teamwertung. Das Alarmierende: Es sind allesamt ratlos. Nun haben die Beteiligten immerhin rund fünf Wochen Zeit, die Ursachen zu finden.

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