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Stadtkurs-Wahnsinn in Baku: Bäume in Boxeneinfahrt

Von Oliver Runschke
Der neue Strassenkurs in Baku, auf dem die FIA GT-Series am Wochenende ihr Finale ausfährt, zeigt sich am Freitag so unfertig wie gefährlich.

Der wichtigste Mann beim FIA GT-Finale ist Roland Brunserade. Der Belgier ist im Auftrag der FIA dafür verantwortlich, dem neuen Stadtkurs in Baku, auf dem die FIA GT-Serie am Samstag und Sonntag ihr Saisonfinale austrägt, sein O.K. im Form einer FIA-Homologation zu geben. Nickt der Belgier, und bis dahin liegt für die Streckenbauer noch eine ziemlich arbeitsintensive Nacht, dann geht alles seinen gewohnten Gang. Schüttelt Brunserade mit dem Kopf, dann steht der FIA GT Series ein ziemlich interessanter Freitag ins Haus. Und danach sieht es momentan stark aus, niemand im Fahrerlager erwartet am Samstag einen geregelten Trainingsbetrieb denn die Strecke ist mehr als abenteuerlich. 

Die Strecke in Baku ist nicht der übliche 90-Grad-Kurven-Strassenkurs. Die vier Kilometer lange Piste am Standrand von Baku ist ultraschnell, und das ist für einen Stadtkurs dessen natürliche Auslaufzonen nun mal nur aus Betonmauern besteht, nicht besonders gut. Die Strecke in ihren Zustand am Freitag noch aus unsicher zu beschreiben, wäre stark untertrieben. Von Start-Ziel geht es knapp einen Kilometer geradeaus, unterbrochen nur durch eine Schikane. Während die erste Schikane noch akzeptabel ist, sorgte die zweite Schikane, kurz nach einer Haarnadelkurve bei den Fahrern je nach Gemüt für eine wilde Mischung aus Unverständnis und Lachattacken. In der Schikane (siehe Bild) ist die Fahrbahn ist die Schikane ist die Fahrbahn gerade etwas breiter als die Fahrzeuge. Eckt dort einer der 28 Teilnehmer an, und dafür stehen die Chancen recht recht, hilft einzig die rote Flagge. Geborgen werden kann dort kein Fahrzeug.

Audi-Pilot Rene Rast: «Einige Betonmauern sind nur mit einer Reihe Reifenstapeln gesichert, in einigen Kurven sind scharfe 90-Grad-Kanten nur seitlich mit Reifenstapeln gesichert, dort möchte ich nicht hängen bleiben.»

Mike Parisy, der sich mit Andreas Zuber einen Sébastien Loeb-McLaren teilt: «Wenn ich mir die Strecke so ansehen, wird wohl am Sonntag der gewinnen, dessen Auto bis dann noch ganz ist.»

Ein grosses Problems sind die zudem die Kerbs, die als Streckenbegrenzung in den Kurven und Schikanen verbaut sind. Die flachen Betonteile wurden bereits für das Rennen im vergangenen Jahr produziert, kamen aber nicht zum Einsatz, weil sie scharfkantig sind und alles andere stabil sind. Das stört die Organisatoren nicht, die Kerbs in diesem Jahr wieder zu verbauen. Sobald ein Fahrzeug einen Kerb trifft, dürfte sich der in Wohlgefallen auflösen. Dazu ist die Strecke unglaublich schmutzig. Die Piste ist nicht unbedingt in einer bevorzugten Gegend von Baku und liegt am Standrand, in einer dubiosen Mischung aus Slum, Industriebrache und Baugebiet. Genau so sieht auch der Asphalt aus.

Ein Renningenieur gegenüber Speedweek.com: «Die Strecke ist ein absoluter Witz. Unter normalen Umständen darf kein FIA-Vertreter dieser Strecke jemals eine Homologation erteilen. Es ist eigentlich auch unverständlich, das es bei der FIA kein Lastenheft über Standards bei Strassenkursen zu geben scheint.»

Abenteuerlich ist auch die Boxenausfahrt und nicht, nur weil die im 90-Grad-Winkel von der Strecke abbiegt. Die Boxeneinfahrt dürfte die Erste begrünte ihrer Art sein, inmitten der Einfahrt stehen drei Bäume!

Dominik Baumann: «Diese Strecke ist brandgefährlich. Das einzige, was mir ein Mut macht, ist das wir an diesem Wochenende fast ausschliesslich Profis im Feld haben, die wissen, was sie tun.»

Baumanns Lamborghini-Teamchef Gottfried Grasser hat seinen Humor noch nicht verloren: «Du brauchst hier eigentlich nur zwei Dinge. Eine gute Versicherung für das Auto und einen Hubwagen, um den Trümmer anschliessend wieder auf die Palette für den Flieger zu bekommen.»

Vorausgesetzt die Streckenabnahme erfolgt pünktlich, soll das erste Training um 09.00 Uhr Ortzeit (06:00 Uhr in Deutschland) starten. Über die komplette Nacht wird noch an der Strecke gearbeitet und viele von den Fahrern bemängelte Dinge geändert. Unsere Prognose: Auch diese Strecke wird letztendlich ihr okay bekommen, aber am Trainingssamstag werden wir viel Geduld benötigen.

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