Stefan Mücke: «Mehr als Platz sechs war nicht drin»
Liebe Leserinnen und Leser von SPEEDWEEK,
bereits seit Anfang der Saison berichte ich Euch regelmäßig von meinen Erlebnissen in der FIA WEC. Dieses Mal stand ein ganz besonderes Rennen an. Denn die 6 Stunden am Nürburgring sind gleichzeitig mein Heimspiel in der sehr international aufgestellten Sportwagen-WM. Dementsprechend machte ich mich bereits dienstags vor dem Rennen auf den Weg ins Ford-Werk nach Köln. Dort hatten wir neben einer Autogramm-Stunde auch einige Boxenstopps vorgeführt. So konnten die Mitarbeiter etwas Motorsport-Luft schnuppern und unseren Ford GT-Rennwagen einmal live sehen. Natürlich hatten wir somit auch am Rennwochenende einen etwas volleren Terminkalender, mit verschiedenen Abendveranstaltungen und sogar einer schnellen Runde in einem Straßenauto auf der Nordschleife. Besonderer Gast war Ford-Rallycross-Fahrer Andreas Bakkerud, der sich das Renngeschehen aus nächster Nähe angeschaut hatte.
Grundsätzlich waren wir nach den freien Trainings und der Qualifikation sehr zufrieden mit unserem Ford GT. Aus Spaß meinten wir zu unserer Crew, dass außer Polieren nichts mehr mit dem Fahrzeug angestellt werden solle. Wir wussten jedoch, dass wir am Nürburgring aufgrund der Balance of Performance mit 1273 Kilogramm das schwerste Fahrzeug in der GTE-Pro-Klasse haben würden. Insofern wollten wir so viele Reifen wie möglich für das Rennen aufsparen und hatten die Qualifikation nur mit einem Satz bestritten. Mein Teamkollege Olivier Pla begann und übergab den Ford GT dann am mich. Startplatz vier stimmte uns zuversichtlich für das 6-Stunden-Rennen.
Oliver fuhr auch den Start. Wir wechseln uns diesbezüglich immer ab. Und da ich zuvor in Le Mans beginnen durfte, war nun er an der Reihe. Er kam schnell auf Position drei nach vorne, doch dann krachte ihm einer der beiden Porsche 911 RSR ins Heck. In Folge dessen passte unsere Fahrzeug-Balance nicht mehr richtig. Obwohl wir beide alles gegeben hatten, konnten wir leider nicht mehr um den Klassensieg mitkämpfen. Mehr als Platz sechs war einfach nicht drin. Das ist wirklich sehr schade, da unser Auto zuvor ja so gut funktioniert hatte, versprachen wir uns natürlich schon ein besseres Resultat.
Nun geht der Blick auf den nächsten FIA-WEC-Lauf, der Anfang September in Mexiko stattfinden wird. Die Strecke dort liegt auf über 2000 Meter Höhe. Dementsprechend gering ist der Luftdruck. Außerdem ist der Asphalt recht ungewöhnlich, sodass es eine Herausforderung sein wird, die Reifen zum Arbeiten zu bekommen. Unsere beiden Ford-Rennautos gingen schon direkt vom Nürburgring auf den Weg in Richtung Mittelamerika. Doch mit unserem Test-Träger werden wir im August noch einmal ein paar System-Checks fahren.
Bis Mexiko werden ich jedoch nicht warten müssen, um mein nächstes Rennen bestreiten zu können. In unserem familieneigenen Team absolvierte ich am kommenden Wochenende eine Gaststart im ADAC GT Masters in Zandvoort. Danach steht noch eine kleiner Urlaub mit meiner Frau und meiner Tochter an. Dafür werden wir wieder unseren Bus nehmen, den wir Euch schon in Kolumne aus Le Mans vorgestellt hatten.
Aus Mexiko werde ich Euch dann wieder schreiben.
Bis dahin wünsche ich einen schönen Sommer
Euer Stefan Mücke