Stefan Mücke: «Ein Podium wäre absolut drin gewesen»
Hallo liebe Leser von SPEEDWEEK.com,
wie üblich berichte ich Euch in diesem Jahr von meinen Auftritten in der FIA WEC. Saisonlauf fünf stellte gleichzeitig auch den Beginn unserer Übersee-Tournee dar. Die Reise nach Mexiko war für viele Mitglieder des WEC-Trosses recht beschwerlich. Aufgrund von Unwettern wurden viele ankommende Flugzeuge nach Cancún umgeleitet. Ich landete bereits am Mittwochabend und saß tatsächlich im letzten Flieger, der noch durchkam. So war unsere Mannschaft erst am Donnerstagabend vollzählig. Glücklicherweise stand am Freitag nur eine freie Trainingssession auf der Agenda, die auch auf den Nachmittag terminiert war. Dadurch konnten wir trotzdem gut vorbereitet in das Rennwochenende starten.
Vom Layout her liegt die Strecke in Mexiko unserem Ford GT nicht so gut. Schon im letzten Jahr hatten wir Probleme, die Reifen zum Arbeiten zu bringen. In diesem Jahr klappte das um einiges besser. Das hatte drei Gründe: Zum einen probierte ich letzte Woche noch einige Dinge im Simulator aus. Zusätzlich hatten wir nach dem Rennen am Nürburgring noch zwei Testfahrten absolviert. Und außerdem fuhren wir in diesem Jahr im Mexiko auch mit dem weichen Michelin-Reifen, der sonst nur bei den 24 Stunden von Le Mans verwendet wird.
Über die freien Trainings fanden wir ein gutes Setup. Auch die Qualifikation lief einigermaßen zufriedenstellend. Ich belegte in meiner Gruppe den zweiten Platz und lag nur zwei Hundertstelsekunden hinter dem Schwesterauto. Als mein Teamkollege Olivier Pla dann das Auto übernahm, konnten sich einige andere Konkurrenten noch etwas verbessern, sodass wir von Startplatz vier aus ins Rennen gehen konnten.
Vor dem Rennstart wussten wir, dass wir es gegen andere Modelle der Klasse, wie beispielsweise den Aston Martin, sehr schwer haben werden, da uns aufgrund der Fahrzeug-Einstufung etwas der Top-Speed auf der langen Gerade fehlen würde. Dennoch begann das Rennen zunächst sehr gut. Ich konnte den vierten Platz während des ersten Stints halten und verbesserte mich im zweiten Stint sogar auf Rang drei. Alles entwickelte sich recht positiv.
Beim ersten Boxenstopp übernahm Olivier das Auto. Doch während eines Zweikampfs mit dem Ferrari von James Calado gab es leider eine Berührung, aufgrund derer hinten rechts die Spurstange brach. Olivier fuhr sofort in die Box. Doch bei der fälligen Reparatur gingen trotz Meisterleistung unserer Mechaniker drei Runden verloren. Damit war unser Rennen natürlich gelaufen und mehr als Platz sieben einfach nicht drin. Das ist sehr schade. Denn auf einer Strecke, die uns eigentlich nicht liegt, fuhren wir auf Platz drei und hatten gute Chancen auf eine Podiumsplatzierung.
Da das 'Autódromo Hermanos Rodríguez' ungefähr 2300 Meter über dem Meeresspiegel liegt, ist die Rennveranstaltung in Mexiko eine ganz ungewöhnliche. Beispielsweise ist aufgrund der dünnen Luft der Benzinverbrauch viel geringer als bei anderen Events. Somit erstrecken sich die Stints fast bis auf eine Stunde und zwanzig Minuten. Normalerweise fahren wir sonst immer ungefähr eine Stunde mit einer Tankfüllung. Natürlich geht unter solchen Bedingungen aber auch die Motorleistung zurück. Das musste ich beim ersten Herausfahren aus der Boxengasse am Freitag und dem Ausschalten den sogenannten 'Pit-Limiters' wieder mit Erschrecken feststellen. Denn gefühlt ging es beim Gasgeben erst einmal gar nichts vorwärts.
Nun geht der Blick schon auf das nächste Rennen, welches schon am 16. September in Austin stattfindet. Dies Strecke sollte unserem Ford GT ganz gut liegen, sodass ich ich mir richtig viel ausrechne. Ich fliege schon diesen Sonntag wieder nach Toronto, um mich im Simulator unseres Partners Multimatic auf das Rennen vorzubereiten. Am Mittwoch geht es dann direkt weiter in Richtung Austin. Die Veranstaltung in Texas ist gleichzeitig auch das Heimrennen für Ford. Viele wichtige Mitarbeiter werden unser Rennteam dort besuchen. Somit hat Austin für uns einen sehr hohen Stellenwert.
Zwischen den beiden WEC-Rennen am Nürburgring und in Mexiko verbrachte ich noch ein richtig tolles Wochenende, von dem ich Euch an dieser Stelle noch kurz erzählen möchte. Zusammen mit meinen Vater Peter trat ich beim Oldtimer-GP am Nürburgring an. Ich pilotierte meinen Gruppe-2-Ford-Capri und er das gleiche Modell als Gruppe-5-Variante. Wir konnten beide jeweils ein Rennen gewinnen und hatte richtig viel Spaß zusammen. Es ist schon etwas ganz Besonderes, dass wir beide die Möglichkeit hatten, am gleichen Rennwochenende und sogar im gleichen Rennen anzutreten.
Bis zum Rennen in Austin wünsche ich Euch allen ein paar schöne Tage. Bis bald.
Euer Stefan Mücke