Rob Leupen: «Extrem unzufrieden über Verzögerungen»
Rob Leupen (vorne) ist einer Geschäftsführer der Toyota Motorsport GmbH, die sich um das LMP1-Projekt des japanischen Herstellers federführend kümmert
Die Zeit tickt unaufhaltsam: In der FIA WEC soll ab der Saison 2020/21 ein neues Regelbuch eingeführt werden, welches die aktuelle LMP1-Klasse ablöst. Bereits im letzten Juni wurden bei den 24 Stunden von Le Mans die ersten Eckdaten dazu präsentiert. Im letzten Dezember hatte der World Motor Sport Council der FIA dem Regelwerk den Stempel aufgedrückt, was sogar zu einer anschließenden Veröffentlichung des technischen Reglements führte. Das Konzept sah die Verwendung von Renn-Prototypen vor, die aufgrund eng gestrickter Parameter auch weiterhin ohne eine BoP (Balance of Performance) ausgekommen wären.
In einer Art von Heckenschützen-Manier traten dann jedoch diverse Player in Aktion, welche über die Einforderung von tiefgreifenden Zugeständnissen das gut gedachte Konzept verwässert haben. Als Resultat des Ganzen steht die große Klasse der FIA WEC ein halbes Jahr später noch immer ohne definitive Regeln für die Zeit ab 2020 da. SPEEDWEEK.com fragte Rob Leupen (Team Direktor von Toyota) den aktuellen Stand beim japanischen Hersteller ab. Das ist der erste Part eines zweiteiligen Interviews.
Herr Leupen, die große Klasse der FIA WEC steht aktuell im Umbruch. Ab 2020 sollen neue technische Regeln eingeführt werden. Wie zufrieden sind sie mit dem Regelwerk, welches noch immer nicht final abgesegnet wurde?
Rob Leupen: «Man kann erst zufrieden sein, wenn man weiß, was passiert oder eben nicht passiert. Bis jetzt ist immer noch nicht alles klar definiert. Dementsprechend bin ich extrem unzufrieden über die ständigen Verzögerungen. Wir befinden uns jetzt schon im Monat Mai und hätten eigentlich schon im Dezember mit dem Regelwerk fertig sein sollen.»
Was bedeuten die Verzögerungen im Detail für Toyota?
«Wir haben beispielsweise noch keine Freigabe, ein Chassis zu bauen. Denn wir wissen nicht, auf welcher Grundlage wir es erstellen sollen. Wir werden kein Geld verbrennen, solange wir nicht wissen, wo es im nächsten Jahr mit den Regeln hingeht. Wir lieben diese Art des Sports. Er passt hervorragend zu dem, was Toyota als Konzern umsetzen möchte. Somit ist es sehr traurig, dass man heute immer noch diskutiert und überlegt, wie man was realisieren will.»
Wäre es überhaupt noch möglich, ein Auto zum Saisonstart 2020 auf die Strecke zu schicken?
«Eigentlich sind wir schon viel zu spät. Aber wir von der Toyota Motorsport GmbH in Köln wissen, wie wir Probleme lösen können. Doch eines ist ebenfalls klar: Wenn wir die ersten und einzigen sind, die pünktlich zum Saisonstart ein Auto hinstellen, dann muss es auch noch weitere Möglichkeiten der Homologation geben. Sodass wir gewisse Dinge im Verlauf der Saison noch nachschieben können.»
Wann werden Sie mit dem neuen Rennwagen das erste Mal zum Testen auf die Rennstrecke gehen?
«Wäre Ende Dezember 2018 alles komplett verabschiedet, so hätte unser Auto im Januar 2020 die ersten Testkilometer abgespult. Das wäre für einen Saisonstart im August/September 2020 ausreichend gewesen. Jetzt sind wir im Mai 2019 - also fünf Monate später. Diese fünf Monate müssen wir in irgendeiner Weise auffangen. Wir können ja nicht einfach die Mannschaft oder die Entwicklungszeiten verdoppeln.»