Formel 1: FIA spricht Urteil

Paukenschlag: Nissan zieht sich aus der LMP1 zurück

Von Oliver Müller
Auch die traditionelle Lackierung machte den Nissan GT-R LM NISMO nicht schneller

Auch die traditionelle Lackierung machte den Nissan GT-R LM NISMO nicht schneller

Nachdem man sich bei den diesjährigen 24 Stunden von Le Mans gründlich blamiert hatte und auch die erhofften Weiterentwicklungen nicht wirklich fruchteten, steigt Nissan aus der LMP1-Klasse der FIA WEC aus.

Nun also doch: Mit einem heute veröffentlichten Statement hat Nissan den sofortigen Rückzug aus der LMP1-Kategorie der Sportwagen-WM (FIA WEC) verkündet. Damit endet die Karriere des skurrilen Nissan GT-R LM NISMO vorzeitig. Der Wagen wird somit auch auf die (ruhmlose) Liste der Rennwagen kommen, die nur ein einziges Rennen absolviert haben. Und das waren die diesjährigen 24 Stunden von Le Mans.

Nachdem Nissan schon die ersten beiden Saisonläufe der FIA WEC 2015 in Silverstone und Spa-Francorchamps abgesagt hatte, erschien man mit drei (unfertigen) Fahrzeugen beim Sportwagen-Klassiker an der französischen Sarthe. Doch der erste öffentliche Vergleich mit der Werkskonkurrenz von Audi, Porsche und Toyota wurde zum Fiasko. Und das hatte sich schon in der Qualifikation angedeutet. Dem besten GT-R LM NISMO fehlten dort über 20 Sekunden auf die Pole-Zeit von Neel Jani im Porsche 919 Hybrid. Und auch im Rennen lief es nicht wirklich besser. Zwei der Fahrzeuge mussten vorzeitig aufgeben. Der dritte sah zwar die Zielflagge, wurde aber aufgrund der zu wenig zurückgelegten Distanz nicht gewertet.

2014 kam Nissan mit dem (ebenfalls nicht gerade berauschenden) ZEOD RC noch ausser Konkurrenz zu den 24 Stunden von Le Mans. Im Anschluss verkündete man den Einstieg in die Königsklasse LMP1 für die Saison 2015. Dort wollte man das Rad neu erfinden und entwickelte einen Rennwagen, der grundsätzlich anders als die der Konkurrenz sein sollte: Frontantrieb, Motor vor dem Fahrer und auch die Vorderräder waren breiter als die Hinteren. Doch das Konzept funktionierte nicht wirklich. Eines der Hauptprobleme war das Hybrid-System. In der Planung sollte dieses eigentlich sowohl auf der Vorder- als auch auf der Hinterachse für Zusatzpower sorgen und den GT-R LM NISMO so zum temporären Allradler machen. Während man die Hybrid-Funktionalität der Hinterachse schon frühzeitig im Projekt auf einen späteren Zeitpunkt nach hinten verschob, konzentrierte man sich voll auf die Vorderachse. Doch auch dort blieb der Erfolg aus und somit klemmte man das System für den Auftritt in Le Mans komplett ab. Dies hatte dann weitere Probleme zur Folge. Beispielweise bei der Bremse: Denn die war so entwickelt worden, dass ein funktionierendes Hybrid-System mitverzögern würde. Auch die Strassenlage des Fahrzeuges erinnerte nicht wirklich an die eines Rennautos.

Nach Le Mans hatte Nissan zunächst das Rennprogramm in der LMP1-Klasse bis auf weiteres ausgesetzt. Bis dann die Saison 2015 endgültig für beendet erklärt wurde. Mit Michael Carcamo wurde schliesslich noch ein neuer Teamchef ins Projekt geholt. Kurze Zeit später trat dann Motorsport-Boss Darren Cox zurück. Er war einer der Ziehväter des LMP1-Einstieges. Zwar versuchte man bis zuletzt bei diversen Testfahren das Fahrzeug noch adäquat ans (schnelle) Laufen zu bringen, doch mit der heutigen Verkündung hat man letztendlich das Handtuch geschmissen.

Somit werden 2016 lediglich Audi, Porsche und Toyota werksseitig in der LMP1-Klasse der Sportwagen-WM antreten.

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