Paddy Lowe (Mercedes): Mexiko-GP erzeugt Probleme
Nico Rosberg vor Lewis Hamilton in Mexiko 2015
In loser Reihenfolge gehen wir in Form von «SPEEDWEEKipedia» auf Fragen unserer Leser ein. Dieses Mal will Sarah Mettler aus Reinach wissen: «Mexiko-Stadt liegt doch mehr als 2000 Meter über Meer. Was bedeutet das für die Formel-1-Rennställe? Kann da ein Techniker etwas sagen?»
Um genau zu sein, sind es 2250 Meter, und im vergangenen Jahr merkten die Teams, dass mit dieser besonderen Lage der Rennstrecke nicht zu spassen ist. Renault verschob damals sogar den Einsatz eines verbesserten Motors, um ja nichts zu riskieren.
Kein Sport hat so ausgeklügelte Simulationswerkzeuge wie die Formel 1. Und doch mussten die Rennställe nach dem ersten freien Training zum Grossen Preis von Mexiko 2015 auf dem Autódromo Hermanos Rodríguez improvisieren. Das Problem: Obschon wir damals eine Lufttemperatur von moderaten 21 Grad hatten (derzeit ist es ungefähr gleich warm), gab es sofort grosse Probleme mit den Bremsen.
Im ersten freien Training erhielten zahlreiche Piloten über Funk die Anweisung, vorsichtig mit den Bremsen umzugehen. Rechts hinten begann die Bremse des Mercedes von Nico Rosberg sogar zu brennen!
Dass die Meereshöhe Kühlprobleme mit sich bringen würde, das war klar. Aber den meisten Teams dämmerte nach kurzer Zeit, dass die Bremsbelüftungen unterdimensioniert waren. Grössere Kühleinlässe für die Bremsen beeinträchtigen die Aerodynamik. Und auch in Sachen Grösse sind die Techniker eingeschränkt: 36 Zentimeter hoch, 12 Zentimeter breit, mehr geht für die Kühloffnung nicht.
Paddy Lowe, Technikchef von Weltmeister Mercedes, bringt die generellen Aufgaben für die Ingenieure so auf den Punkt: «Es stimmt, aus technischer Sicht ist das Hauptmerkmal die Höhenlage, in der Mexiko-Stadt sich befindet. Der atmosphärische Druck ist dort 80 Prozent geringer als auf normalen Höhen. Dies führt zu einer Verminderung der aerodynamischen Kräfte, sowohl was den Abtrieb als auch was den Luftwiderstand betrifft.»
«Die turboangetriebene Hybrid-Antriebseinheit liefert unterdessen weiter ihre normale Leistung, weil der Lader einen Leistungsverlust des Saugmotors kompensiert. Die Folgewirkung daraus ist, dass der Kurs wegen des niedrigen Grip-Niveaus hart ist für die Reifen. Wegen der hohen Geschwindigkeiten in Verbindung mit der niedrigen Kühlung und dem Luftwiderstand bleibt es für die Bremsen grenzwertig.»
«Im Verlauf des Wochenendes müssen also viele Dinge geregelt werden, allein um die Autos am Laufen zu halten. Gleichzeitig ist es knifflig für die Fahrer. Im Wesentlichen fahren sie Abtriebsniveaus, die sich mit Monza vergleichen lassen, auf einer Strecke mit erheblich mehr Windungen und Kurven. Das führt zu Kopfzerbrechen am Steuer, bietet aber auch das Potenzial für grossartigen Sport. Hoffentlich wird dem Publikum genau das geboten. Wir konzentrieren uns auf unsere Hausaufgaben, um sicherzustellen, dass wir beim Rennen mit Blick auf die Zuverlässigkeit und die Performance gut aufgestellt sind. Ganz oben auf unserer Liste steht, die bestmöglichen Bedingungen für einen fairen Wettbewerb zwischen Nico und Lewis zu liefern, während der Titelkampf seinen Höhepunkt erreicht.»
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