Verrückte Rekorde: Michael Schumacher überflügelt
Michael Schumacher hat in der Formel 1 öfter gewonnen als jeder andere Grand-Prix-Fahrer, unfassbare 91 Mal. Max Verstappen ist der jüngste Formel-1-Fahrer. Kein Team hat in der Formel 1 öfter gewonnen als Ferrari. Das sind alles Rekorde, die den meisten GP-Anhängern bekannt sind.
Wir haben für Sie 20 Rekorde zusammengestellt, die Sie vielleicht noch nicht kannten – und auf welche die entsprechenden Piloten teilweise nicht besonders stolz sein dürften. Gewisse Bestmarken waren selbst vom grossen Michael Schumacher nicht zu knacken.
Der langsamste Fahrer
Chanoch Nissany tauchte aus dem Nichts auf, um im Freitagtraining zum Ungarn-GP 2005 einen Minardi zu lenken. Trainingsschnellster damals: Alexander Wurz im McLaren, mit 1:21,411 min. Zweitletzter: Nicholas Kiesa im Jordan, mit 1:28,230 min. Nissany kam, ohne den Wagen zuvor auch nur einen Meter bewegt zu haben, so fair müssen wir schon sein, auf 1:34,319 min. Natürlich waren Hohn und Spott gross, vor allem nach einem Ausflug ins Kiesbett. Was die meisten jedoch vergassen: Nissany gab sein Freitagdebüt nach exakt drei Jahren im Motorsport und im reifen Alter von 41! Auch ein Rekord.
Der schnellste Mann
Williams hat im Samstagtraining von Baku 2016 den eigenen Piloten Valtteri Bottas mit 378 km/h Topspeed gemessen. Und dies auf einem Strassenkurs. Der Slogan der Aserbaidschaner stimmt wohl: The speed is higher in the land of fire.
Der älteste Teilnehmer
Der Monegasse Louis Chiron verpasste in Monaco 1958 mit seinem Maserati die Qualifikation zum Heim-GP. Das Verblüffende dabei: Chiron trat zum Training mit 58 Jahren an. Das wäre also, als ob Gerhard Berger 2017 an der Monte-Carlo-Quali teilgenommen hätte! Eine hübsche Büste beim Schwimmbad von Monte Carlo erinnert an Chiron.
Das erfolgreichste Debüt
Davon träumt jeder Rennfahrer: Sieg gleich beim ersten Rennen in einer neuen Kategorie. Gelungen ist das in der Formel-1-WM nur einem, allerdings mit Vorbehalten. Der Silverstone-GP 1950 als erster Formel-1-WM-Lauf war für alle Fahrer eine Premiere, also müssten wir streng genommen Nino Farina auch hinzurechnen. Doch der Italiener war damals schon Starfahrer für Alfa Romeo und etablierter GP-Sieger. Das Indy 500 zählte 1950 ebenfalls zur Formel-1-WM, doch kaum ein Europäer verirrte sich in den Bundesstaat Indiana, also übergehen wir hier Johnnie Parsons (sorry). Für die meisten Statistiker gibt es nur einen Piloten, der beim WM-Debüt auf Anhieb gewinnen konnte – Giancarlo Baghetti, der auf Ferrari in Reims 1961 triumphierte. Es war sogar sein dritter GP-Sieg in Serie, denn er hatte in den Wochen vor dem Frankreich-GP schon die nicht zur WM zählenden Rennen von Syrakus und Neapel gewonnen.
Der flotteste Boxenstopp
Die flinken Jungs von Red Bull Racing (Mark Webber, Texas 2013) und Williams (Felipe Massa, Baku 2016) teilen sich die Ehre – mit 1,92 Sekunden für das Wechseln von vier Reifen. Versuchen Sie das einmal bei der Autovertretung Ihres Vertrauens.
Der unerwünschteste Rekord
214 Formel-1-WM-Läufe fuhr der Römer von Kanada 1980 bis Jerez 1994. Zu einem Sieg hat es nie gereicht. Am Speed lag es nicht. Von dem hatte «de Crasheris» schon fast zu viel. Den wenig schmeichelhaften Spitznamen verdiente sich Andrea mit sehr vielen Unfällen in der ersten Hälfte seiner Karriere, aber in der zweiten entwickelte er sich zu einem überaus zuverlässigen Piloten. Er war auch ein Wandergeselle: 1980 Alfa Romeo, 1981 McLaren, 1982 und 1983 wieder bei Alfa, 1984/85 in Diensten von Ligier, 1986 Minardi, 1987 Brabham, 1988 Rial, 1989/90 BMS-Dallara, 1991 Jordan, 1992/93 Tyrrell, 1994 nochmals Jordan, dann schliesslich Sauber. Kein Pilot ist für mehr GP-Rennställe gefahren (jedenfalls fällt mir keiner ein). Andrea de Cesaris kam Anfang Oktober 2014 in seiner Heimatstadt Rom bei einem Motorradunfall ums Leben.
Die grösste Aufholjagd
Beim Grossen Preis der USA in Long Beach 1983 gelang McLaren-Fahrer John Watson das Kunststück, vom 22. Startplatz aus zu gewinnen! Auf McLaren hätte nach dem Qualifying keiner auch nur einen Cent gewettet: Denn Watsons Stallgefährte Niki Lauda wurde vom 23. Platz aus Zweiter ...
Der regelmässigste Pilot
Von Bahrain 2012 bis Ungarn 2013 fuhr Kimi Räikkönen seinen Lotus 27 Mal in Folge in die Punkte. Diesen Rekord kann Lewis Hamilton bald einstellen: Der 2017er Weltmeister steht derzeit bei 25 Punktefahrten in Serie!
Der unerbittlichste Dominator
Lotus-Star Jim Clark pflegte von der Pole-Position aus in Führung zu gehen und dann der Konkurrenz auf und davon zu fahren. Niemand hat eine Dominanz aus Pole-Position, Start-Ziel-Sieg samt schnellster Rennrunde so oft gezeigt wie der Schotte – acht Mal.
Der ungeduldigste Weltmeister
Die WM 2002 war beim elften von siebzehn Rennen entschieden: Michael Schumacher krönte sich schon am 21. Juli mit seinem Sieg in Magny-Cours zum Champion.
Die längste Pause
Keiner wurde nach einer so langen Pause nochmals Weltmeister wie Niki Lauda: 1984, sieben Jahre nach seinem zweiten Ferrari-Titel 1977 (den ersten hatte er 1975 gewonnen), eroberte der Wiener mit McLaren-TAG-Porsche den dritten WM-Titel.
Die abwechslungsreichste Saison
2017 haben wir fünf verschiedene Sieger erlebt: die Mercedes-Stars Lewis Hamilton und Valtteri Bottas, die Red Bull Racing-Piloten Daniel Ricciardo und Max Verstappen sowie Sebastian Vettel von Ferrari. Ganz anders 1982 – damals gab es gleich elf verschiedene Sieger! Nämlich Alain Prost, Niki Lauda, Didier Pironi, John Watson, Riccardo Patrese, Nelson Piquet, René Arnoux, Patrick Tambay, Elio de Angelis, Keke Rosberg und Michele Alboreto.
Die genügsamsten Champions
Nur zwei Mal reichte einem Weltmeister ein einziger Sieg in der Saison, um am Ende des Jahres Champion zu werden – Mike Hawthorn 1958 und Keke Rosberg 1982.
Der erste Verlierer
Alle reden von den 91 Siegen von Michael Schumacher, eine grandiose Bilanz. Aber wer hat eigentlich die meisten zweiten und dritten Ränge in der Formel 1 eingefahren? Am meisten zweite Plätze hat ebenfalls Michael Schumacher errungen, nämlich deren 43. Am meisten dritte Plätze hat übrigens Kimi Räikkönen errungen, nämlich 37.
Das unerwartetste Comeback
Nach seinem Heim-GP in Holland 1982 konnte sich Jan Lammers im Theodore nicht für die Rennen von England und Frankreich qualifizieren. Damit schien die Formel-1-Karriere von Lammers beendet zu sein. Doch zehn Jahre später (!) holte ihn March aus der GP-Versenkung zurück, in Suzuka schied er aus, in Australien wurde er Zwölfter. Die GP-Pause von Lammers dauerte somit sagenhafte 3767 Tage.
Die sinnlosesten Runden
Von Südafrika 1993 bis Belgien 2009 bestritt der langjährige Ferrari-Testfahrer Luca Badoer insgesamt 51 WM-Läufe. Raten Sie mal, wieviele Punkte er dabei sammeln konnte. Genau – keinen. Wir möchten daran erinnern, dass Luca in einer Ära begann, in welcher noch nicht die ersten Zehn mit Punkten belohnt wurden. Besonders schmerzhaft: Am Nürburgring 1999 streikte das Getriebe seines Minardi, da lag Luca auf dem sensationellen vierten Rang! Und 2009 sass er in Valencia und Belgien im Ferrari neben Kimi Räikkönen, als Ersatzmann für den verletzten Felipe Massa. Und doch konnte nicht nicht punkten. Es sollte wohl einfach nicht sein.
Die kürzeste GP-Karriere
Und schon wieder ein Italiener: Beim Monza-GP 1993 kam Jordan-Fahrer Marco Apicella genau bis zur ersten Kurve, dann kollidierte er mit dem Sauber von JJ Lehto und dem Jordan seines Stallgefährten Rubens Barrichello. Apicellas 800 GP-Meter gelten als die kürzeste Formel-1-Karriere.
Der frechste Raser
Sebastian Vettel hält eine ganze Latte von Rekorden, aber auf den hier dürfte er nicht besonders stolz sein: exakt neun Sekunden nach dem Verlassen der Sauber-Box im freien Training zum Türkei-GP 2006 handelte sich der Deutsche ein Knöllchen wegen zu schnellsen Fahrens in der Boxengasse ein.
Der unbelehrbarste Sünder
In der Saison 2012 brachte es Pastor Maldonado fertig, sich neun Fahrstrafen einzuhandeln.
Das treueste Duo
Kein Fahrerpaar hat gemeinsam mehr Grands Prix fürs gleiche Team bestritten als Michael Schumacher und Rubens Barrichello bei Ferrari, nämlich 105.