Skurriler Rekord: Eine Saison, aber drei Rennställe
In loser Reihenfolge gehen wir in Form von «SPEEDWEEKipedia» auf Fragen unserer Leser ein. Dieses Mal will Roberta Salvi aus Bellinzona wissen: «Lawrence Stroll hat doch den Force-India-Rennstall gekauft. Durchaus denkbar, dass er seinen Sohn Lance gerne vor Abschluss der Saison von Williams zu Force India schieben würde. Das brachte mich auf die Idee – ein Fahrerwechsel während der Saison ist durchaus nicht ungewöhnlich. Aber gab es auch Piloten, die in einer Saison gleich zwei Mal gewechselt habe, also für drei Rennställe gefahren sind?»
Ja, die gab es, und das ist öfter vorgekommen als wir gedacht hätten. Das jüngste Beispiel geht auf den Engländer Johnny Herbert zurück, der Mitte 1994 ernüchtert Lotus verliess und später ein Rennen für Ligier bestritt, bevor er zu Benetton zurückkehrte, für die er 1989 sein GP-Debüt gegegen hatte. Dort bewährte er sich so, dass er für 1995 bleiben durfte und sich mit drei GP-Siegen bedankte.
Herbert ist einer von 18 Formel-1-Piloten, die in einer Saison für drei Rennställe gefahren sind. Richtig turbulent ging es 1973 als ein weiters Beispiel in der Karriere des Belgier Jacky Ickx zu und her. Der Mann mit dem markanten Namen hatte die Saison 1972 in Diensten von Ferrari als Gesamtvierter beendet. Natürlich wollte Enzo Ferrari, dass Ickx bleibt. Aber das Modell 1973 erwies sich als eine Gurke, die den feinfühlingen Jacky an den Rand der Verzweiflung trieb. Schliesslich deponierte er in Maranello, dass er so lange nicht mehr für Ferrari zu fahren gedenke, bis ein konkurrenzfähiges Auto auf Rädern stehe. Seltsamerweise kam er mit dieser Arbeitsverweigerung durch.
Als ihm McLaren für den Nürburgring-GP am 5. August ein drittes Auto (neben Denny Hulme und Peter Revson) offerierte, musste er nicht lange überlegen. Nur die beiden Tyrrell von Jackie Stewart und François Cevert flitzten daraufhin im Rennen schneller durch die Eifel. Worauf Ickx trocken versetzte: «Nun dürfte jedenfalls Herrn Ferrari klar sein, dass die Resultate zuvor nicht am Fahrer lagen …»
Ferrari gab im Sommer Gas, die Techniker glaubten, dem Modell 312B3 endlich die Mucken ausgetrieben zu haben, aber Jacky konnte damit beim Monza-GP nur Achter werden – worauf er Maranello endgültig den Rücken wendete.
Zum Ende der Saison hin sprang der WM-Zweite von 1969 und 1970 bei Frank Williams ein, wo er den Dänen Tom Belso ersetzte. In Watkins Glen verpasste Jacky den ersten Trainingstag, weil es Wickel um sein Visum gab. Dann eroberte er mit Rang 7 das zweitbeste Ergebnis der von Frank Williams eingesetzten Iso-Marlboro-Ford-Renner. Nicht nur deswegen holte ihn Colin Chapman zu Lotus.
Aber das Timing stimmte dennoch nicht: Ferrari erlebte 1974 mit Niki Lauda und Clay Regazzoni eine Renaissance, der Schweizer hätte um ein Haar den Titel geholt, der Wiener holte das 1975 nach. Da war Ickx mit Lotus WM-Sechzehnter und galt bereits als Formel-1-Auslaufmodell …
Hier – in alphabetischer Reihenfolge – die Fahrer, die in der gleichen Saison für drei verschiedene Teams gefahren sind. Der Franzose Maurice Trintignant tat dies sogar gleich zwei Mal!
Alberto Ascari 1954
Maserati, Ferrari, Lancia
Jo Bonnier 1968
Cooper, McLaren, Honda
Olivier Gendebien 1961
Emeryson, Ferrari, Lotus
Dan Gurney 1968
Eagle, Brabham, McLaren
Mike Hawthorn 1956
Maserati, BRM, Vanvall
Johnny Herbert 1994
Lotus, Ligier, Benetton
Jacky Ickx 1973
Ferrari, McLaren, Williams (Iso-Marlboro)
Jean-Pierre Jarier 1977
Penske, Shadow, Ligier
Geoff Lees 1980
Shadow, Ensign, Williams
Robert Moreno 1991
Benetton, Jordan, Minardi
Stirling Moss 1952
HWM, ERA, Connaught
Nelson Piquet 1978
Ensign, McLaren, Brabham
Keke Rosberg 1978
Theodore, ATS, Wolf
Roy Salvadori 1957
BRM, Vanwall, Cooper
Harry Schell 1955
Maserati, Ferrari, Vanwall
Maurice Trintignant 1958
Cooper, Maserati, BRM
Maurice Trintignant 1963
Lola, Lotus, BRM
John Watson 1975
Surtees, Lotus, Penske