Ferrari in Monza: Gründe für das Reifen-Desaster
Kimi Räikkönen nach dem Italien-GP in Monza
In loser Reihenfolge gehen wir in Form von «SPEEDWEEKipedia» auf Fragen unserer Leser ein. Dieses Mal will Dunja Selic aus Stuttgart wissen: «Bislang galten die Ferrari eigentlich nicht als Reifen-Killer, aber nach dem Rennen von Monza waren die Pirelli an den Autos von Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel wirklich in jämmerlichem Zustand. Warum?»
Als Kimi Räikkönen im Parc fermé nach dem Monza-GP aus seinem Ferrari geklettert war, guckte er sich als erstes seine Reifen an. Ein Grund, wieso die Hinterreifen an seinem Wagen so dramatisch abgebaut hatten: Die Walzen leiden in der verwirbelten Luft hinter einem Gegner, in diesem Falle hinter dem Mercedes von Valtteri Bottas. Als Kimi über Funk aufgefordert wurde, sich Bottas bitteschön zu entledigen, und zwar prontissimo, krächzte Kimi: «Wie soll das gehen, mit diesen Reifen?»
Zuvor schon hatte Räikkönen eine Warnung erhalten, den Reifenverschleiss im Auge zu behalten. Kimi maulte: «Wie soll ich attackieren und gleichzeitig meine Reifen schonen?» Doch Sky-GP-Experte Martin Brundle findet: «Kimi ist am Ende der 20. Runde für seinen einzigen Stopp hereingekommen, dann hat er einen sehr hohen Rhythmus angeschlagen, möglicherweise hat er dabei seinen Walzen zu viel zugemutet.» Hamilton kam erst acht Runden später an die Box und profitierte zum Schluss von den frischeren Walzen. So war Kimi für den vierfachen Weltmeister Freiwild.
Kurz nach Rennmitte erhielt Lewis Hamilton von seinem Renningenieur Peter Bonnington einen Funkspruch, der auch auf das Rennen von Kimi Räikkönen zutrifft: «Dieses Rennen gewinnt oder verliert, wer die Reifen am besten schont.»
Es ist einfach zu sagen, Kimi habe sein Rennen falsch eingeteilt oder: Ferrari hatte eben fürs Rennen nicht die beste Abstimmung. In Tat und Wahrheit fehlten den Rennställen wichtige Informationen, weil die Trainings zuvor vom schlechten Wetter oder von Unterbrechungen beeinträchtigt worden waren. Weil die Bahn im ersten freien Training nass war, mussten die Rennställe viel Arbeit ins zweite freie Training packen. Dann kam der schwere Unfall von Marcus Ericsson. Doch gewiss, diese Aufgabe war für alle Teams die gleiche.
Bei Kimi kamen wie eingangs erwähnt mehrere Faktoren zusammen: Er musste nach seinem Stopp einen hohen Rhythmus anschlagen, um sicherzustellen, dass er nach dem Reifenwechsel von Hamilton nicht hinter dem Briten zu liegen kommt. Das gelang ihm zwar, aber das rächte sich später. Dazu kam die Fahrt im Windschatten von Bottas. Verwirbelte Luft, das bedeutet weniger Abtrieb. Weniger Abtrieb, das bedeutet, der Wagen rutscht mehr. Die Reifen fangen an zu überhitzen und werfen Blasen. Am superweichen Pirelli tritt dieser Effekt weniger auf, weil er mehr Haftung erzeugt.
Sebastian Vettel fuhr während seiner Aufholjagd ständig in verwirbelter Luft und musste ein hohes Tempo anschlagen, um noch möglichst viel aus dem Rennen zu holen. Daher die Probleme bei ihm.