Lewis Hamilton: «Ich weiss, wie sich Vettel fühlt»
Sebastian Vettel: Nichts konnte die Silberpfeile aufhalten
Die Tifosi brauchen wirklich viel Geduld: Der letzte Fahrer-WM-Titel eines Ferrari-Piloten liegt bald elf Jahre zurück, als Kimi Räikkönen 2007 einen Titel abstaubte, den die McLaren-Fahrer Fernando Alonso oder Lewis Hamilton hätten gewinnen müssen. 2008 eroberte Ferrari letztmals den Konstrukteurs-Pokal. Danach – eine Pleite nach der anderen.
Fernando Alonso hätte 2010 und 2012 Weltmeister werden müssen, aber Ferrari verschenkte die Titel. Ausgerechnet Sebastian Vettel sagte damals Dankeschön, jener Vettel, der heute im Ferrari sitzt. Alonso versuchte fünf Jahre lang, Ferrari zum Titel zu zerren, ohne Glück. Vettel steht nun im vierten Ferrari-Jahr, und in aller Wahrscheinlichkeit wird das nichts mit dem Titel. Dazu fährt Lewis Hamilton zu makellos, dazu entwickelt Mercedes zu gnadenlos.
Ferrari leckt Wunden und sucht nach Gründen. Die jüngsten Verbesserungen aus Maranello haben nicht so eingeschlagen wie erhofft. Sebastian Vettel sagt: «Unser fehlte der Speed, also musste ich mehr Risiken eingehen.» Das hat sich nicht ausgezahlt. Ausgerechnet sein WM-Rivale Lewis Hamilton eilte ihm zur Seite, als Vettel nach dem Japan-GP für die Kollision mit Verstappen Prügel einstecken musste. Auf Instagram machte er sich stark für «mehr Respekt gegenüber Vettel». Wieso hat das Hamilton getan? Lewis in Texas: «Wir Fahrer müssen zusammenhalten. Nie war der Respekt unter uns Piloten grösser. Wir sind zwei vierfache Champions, die um den fünften Titel kämpfen, das ist überaus intensiv. In der Formel 1 wird aus jeder Mücke ein Elefant gemacht, das ist normal für einen Sport auf höchstem Niveau. Aber ich weiss, wie es sich anfühlt, im Kreuzfeuer zu stehen, und Sebastian hat sich mir gegenüber immer respektvoll verhalten. Also wollte ich das gleiche für ihn tun.»
Vettel findet: «Es gibt eine Medienlandschaft und eine Teamlandschaft, und die sind nicht immer deckungsgleich. Klar wird über unseren Sport viel geredet, das ist ja einer der Gründe, wieso die Formel 1 so populär ist. Aber es ist wichtig, dass wir Fahrer miteinander umgehen können. Lewis und ich sind komplett anders, aber wir können es schätzen, welche Arbeit der andere macht. Das ist die Grundlage unseres gegenseitigen Respekts.»
Der Heppenheimer meint vor dem ersten Training in Texas: «Ich hoffe, wir finden zum früheren Speed zurück. Es ist wichtig, dass wir die Saison mit guten Ergebnissen beenden, dass wir wieder die Kurve schaffen und dort stehen, wo wir hingehören – an die Spitze. Wir haben bewiesen, dass wir das können. Was geschehen ist, kann ich nicht ändern. Wir können nur ändern, was vor uns liegt.»