MotoGP-Finale: Verschiebung, Verlegung, Absage?

History: Lamborghini versetzt, Ayrton Senna kündigte

Von Mathias Brunner
​Am 7. November 1993 trat letztmals ein GP-Renner mit Lamborghini-Motor an. Am Ende der Saison verschwanden die Italiener aus der Formel 1, obschon sich Ayrton Senna für sie stark gemacht hatte.

Zwischen 1987 und 1993 war Lamborghini als Konkurrent von Ferrari in der Formel 1 vertreten. Der Einsatz wurde durchgeführt von «Lamborghini Engineering», einer Tochterfirma des Sportwagenherstellers, die ausgerechnet vom ehemaligen Ferrari-Technikchef Mauro Forghieri geleitet wurde. Lamborghini Engineering war im Wesentlichen als Motorenlieferant für andere Teams tätig; dazu setzten die Italiener in der Saison 1991 ein eigenes Chassis ein, das unter dem Namen Modena Team zur Formel-1-Weltmeisterschaft gemeldet wurde und punktelos blieb. Weitere Kundenteams waren BMS Scuderia Italia, Larrousse, Ligier, Lotus und Minardi. Am 7. November 1993 traten letztmals Formel-1-Autos mit Lamborghini-Power an – im Rahmen des Grossen Preises von Australien. Érik Comas wurde im Larrousse-Lambo Zwölfter. Adelaide 1993 war gleichzeitig der letzte Grand-Prix-Sieg von Ayrton Senna.

Dabei hätte alles ganz anders kommen können. Im Spätsommer 1993 testete McLaren einen V12-Motor von Lamborghini in einem modifizierten MP4/8B – mit dem Etikett Chrysler auf dem Zylinderkopfdeckel. Die Basis für den Test: McLaren-Chef Ron Dennis hatte an der Internationalen Automobilausstellung von Frankfurt Chrysler-Chef Bob Lutz getroffen. Worüber die beiden sprachen, wurde später unterschiedlich ausgelegt. Lutz glaubte, eine mündliche Garantie für eine Kooperation in der Saison 1994 zu haben, mit McLaren, mit Senna. Ron Dennis fand, es handle sich lediglich um eine Zusage, den 3,5-Liter-V12-Motor zu testen.

Prompt rückte McLaren Ende September nach Estoril aus. Im blütenweissen Rennwagen steckte statt des Ford-V8-Motors das italienische V12-Aggregat, am Lenkrad wechselten sich Ayrton Senna und der damalige McLaren-Testfahrer Mika Häkkinen ab.

Bis heute hält sich die Story: Senna war vom Motor so angetan, dass er McLaren-Teilhaber Mansour Ojjeh anrief und meinte – falls McLaren 1994 mit diesem Motor arbeite, würde er im englischen Team bleiben. Auch Mika Häkkinen schwärmte vom Sound, vom Schub, doch leider nicht von der Standfestigkeit. Bei einem anderen Test in Silverstone zerriss des den Lambo-V12 so vehement, dass Häkkinen die Motorteile nur so um die Ohren flogen.

Letzlich entscheidete Ron Dennis durch die Finanzbrille: Peugeot war für 1994 was wirtschaftlich interessantere Angebot. Ayrton Senna war enttäuscht und seilte sich zu Williams ab. Am 1. Mai 1994 kam er in Imola ums Leben. McLaren wurde mit Peugeot nur WM-Vierter, liess die Franzosen nach nur einem Jahr fallen und begann eine Kooperation mit Mercedes, die in WM-Titeln für Mika Häkkinen (1998 und 1999) sowie Lewis Hamilton (2008) gipfelte.

Und die Italiener?

Heute sagt Lamborghini-CEO Stefano Domenicali: «Derzeit wäre ein Formel-1-Engagement sehr schwierig, denn die Kosten eines Einstiegs sind enorm – und ich spreche nicht von jenem Betrag, den man aufwenden muss, um konkurrenzfähig zu sein. Aktuell muss sich Lamborghini auf andere Prioritäten konzentrieren und darin investieren. Es geht dabei um das neue Produkt, das Netzwerk und die Händler. Deshalb glaube ich nicht, dass eine Formel-1-Rückkehr in nächster Zeit möglich wäre. Allerdings darf man auch niemals nie sagen.»

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