Toto Wolff schlägt vor: «Lange Gerade statt Schikane»
Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff
Auch in Le Castellet war am Ende des Grands Prix ein Silberpfeil ganz vorne: Polesetter Lewis Hamilton fuhr seinen sechsten Saisonsieg ein – vor seinem Teamkollegen Valtteri Bottas. Der 79. GP-Sieg seiner Karriere war während des 53 Runden langen Rennens nie in Gefahr – weshalb sich die Spannung in Grenzen hielt. Nach dem Rennen musste Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff deshalb wieder einmal den Vorwurf anhören, er sorge für Frust bei den Fans und eine langweilige Weltmeisterschaft.
«Ich kann verstehen, dass es aus Sicht der Fans eher ein ruhiges Rennen war, aber ich habe eine andere Perspektive. Wenn man wie ich an der Boxenmauer sitzt, und mitbekommt, wie viel abgeht, dann ist es nicht langweilig. Vielleicht sollten wir daraus lernen und die Fans in Zukunft mehr an den Ereignissen hinter den Kulissen teilhaben lassen», sagte der Wiener, und betonte: «Ich nehme die Klagen der Fans ernst, sie sind nachvollziehbar. Aber es ist unfair, denn was würde jeder Andere in unseren Fusstapfen tun? Sie würden wie wir unermüdlich Gas geben, um die Performance in allen Bereichen immer weiter zu verbessern
Der 47-Jährige fügte an: «Ich denke, ob es spannende Rennen sind, hängt auch stark von der Strecke ab. Paul Ricard hat alle Zutaten, die es braucht – wir sind im schönen Südfrankreich, haben den Glamour und es ist eine fantastische Piste. Vielleicht brauchen wir einfach eine sehr lange Gerade statt der Schikane, um Windschattenduelle zu ermöglichen. Das ist sicher etwas, das wir für die Zukunft anschauen müssen. Wie können wir die bestmöglichen Streckenlayouts hinbekommen? Wir haben in Baku und Montreal gute Grands Prix erlebt, und wenn wir die Aero-Regeln für 2021 gut hinbekommen, dann sind alle Faktoren für ein gutes Rennen gegeben. Aber es wird immer wie im Fussball sein – man wird immer spannendere und weniger ereignisreiche Wettkämpfe sehen.»
Wolff weiss: «Aus der TV-Perspektive bekommt man oft die vielen kleinen Dramen, die sich hinter den Kulissen abspielen, gar nicht mit.» Tatsächlich beschäftigten den souveränen Sieger einige Probleme, erst diskutierte er mit seinem Renningenieur über die Motor-Einstellungen, daraufhin klagte er über Sorgen mit dem Sitz und später im Rennen berichtete er von Blistering-Problemen bei den Vorderreifen.
«Wir haben versucht, das Auto richtig zu managen, um alle Probleme zu umgehen, und schafften das auch. Valtteri kämpfte auch mit Fehlzündungen bei seinem Motor, was uns einiges Kopfzerbrechen bereitet hat», schilderte der Kopf der Silberpfeile, räumte aber auch gleich ein: «Aber insgesamt waren wir wirklich glücklich mit der Performance des Teams, denn ich denke, das war wahrscheinlich unsere stärkste Performance in dieser Saison.»