Russland-GP: Bottas siegt nach Hamilton-Strafe!
Valtteri Bottas durfte in Russland seinen zweiten Saisonsieg bejubeln
Beim Mercedes-Team sah man vor dem Start des zehnten Saisonlaufs in Sotschi viele besorgte Gesichter. Grund dafür war ein Übungsstart, den der Polesetter auf dem Weg zur Startaufstellung unternahm. Den Vorgaben der Rennleitung zufolge hätte er diesen nur im Bereich rechts hinter der Ampel am Ende der Boxengasse unternehmen dürfen. Hamilton befand sich sehr viel weiter vorne, auf der Beschleunigungsspur – und das stellt ein potenzielles Sicherheitsrisiko dar.
Der Brite musste deshalb um eine Strafe zittern, für Red Bull Racing-Pilot Alex Albon und Williams-Rookie Nicholas Latifi gab es diese schon vor der umstrittenen Szene des WM-Leaders. Beide wurden mit einer Strafversetzung um fünf Startpositionen bedacht, weil sie einen ausserplanmässigen Getriebewechsel vornehmen liessen. Das warf Albon auf den 15. Startplatz zurück, Latifi fiel durch seine Strafe vom neunzehnten auf den letzten Startplatz.
Sebastian Vettel, der am Vortag einen Crash produziert hatte, durfte damit auf den 14. Startplatz vorrücken, sein Teamkollege Charles Leclerc durfte von Position 10 losfahren. Sehr viel besser war die Ausgangslage von Max Verstappen. Der Red Bull Racing-Star durfte neben Hamilton aus der ersten Startreihe losfahren.
Auch zum Start der Aufwärmrunde war von den Regelhütern nichts zu hören, sodass sich die GP-Stars wie geplant aufmachten. Der WM-Leader musste auf den weichen Reifen starten, Verstappen und sein Teamkollege Valtteri Bottas durften auf der mittelharten Mischung losfahren. Die Piloten auf den restlichen Top-10-Startpositionen fuhren alle auf der weichen Mischung los.
Früher Crash, Strafe für Lewis Hamilton
Es dauerte nicht lange, bis es zum ersten Mal krachte: Carlos Sainz, der das Rennen von der sechsten Position hatte losfahren dürfen, erwischte mit dem linken Rad im Notausgang der zweiten Kurve die Streckenbegrenzung, als er sich wie vorgegeben auf die Strecke zurückschwängen wollte. Der Crash sorgte auch bei seinem Teamkollegen Lando Norris für Sorgenfalten, weil er über viele Trümmerteile fuhr, die sein Stallgefährte liegengelassen hatte.
Sainz war nicht der Einzige, der sein Rennen schon früh beendete. Auch Lance Stroll musste eine bittere Pille schlucken. Der Kanadier aus dem Racing Point-Team wurde von hinten angestossen und damit ins Aus gekegelt. Vor dem Unfall war Leclerc hinter dem rosa Renner unterwegs, er schubste Stroll an, dennoch sahen die Regelhüter von einer Strafe ab.
Das Safety-Car kam auf die Strecke und drei Piloten nutzten die Chance zum frühen Reifenwechsel. George Russell Alex Albon und Lando Norris liessen sich die harte Mischung geben und fielen dadurch zurück. An der Spitze führte Hamilton das Feld vor Bottas und Verstappen an, der beim Start zurückgefallen war. Esteban Ocon, Daniel Ricciardo, Sergio Pérez, Pierre Gasly, Leclerc, Kevin Magnussen und Romain Grosjean folgten auf den weiteren Top-10-Positionen, Vettel war auf Position 13 unterwegs.
Kurz nach dem Restart, der ohne Unfälle über die Bühne ging meldeten sich die Regelhüter mit gleich zwei 5-sec-Zeitstrafen gegen Hamilton. Gnädiger zeigten sich die Stewards bei Pérez, der unter Verdacht stand, sich nach seinem Ausritt in Kurve 2 offenbar nicht wie vorgegeben wieder auf die Piste begeben hatte. Der Mexikaner wurde aber nicht bestraft.
Strafe für Daniel Ricciardo
Hamilton ärgerte sich über die Strafe, die er in Runde 16 zähneknirschend absass. Beim Stopp wechselte er auf die harten Reifen und fiel dadurch auf den elften Platz zurück. «Das ist einfach nur lächerlich», brummte er in den Funk. Weil der vor ihm fahrende Grosjean auch an die Box abbog, rückte er auf den zehnten Platz hinter Vettel vor.
Den Heppenheimer nahm er sich in Runde 19 vor, und weil Ocon und Gasly an die Box abbogen, fand sich der WM-Leader auf dem sechsten Platz wieder. An der Spitze führte Bottas das Feld vor Verstappen an, der mehr als fünf Sekunden hinter dem Finnen unterwegs war. Pérez, Leclerc und Kvyat komplettierten die Top-5, Hamilton, Vettel, Ocon, Ricciardo und Kimi Räikkönen folgten auf den weiteren Top-10-Positionen.
Im 21. Umlauf holte sich mit Pérez der letzte Pilot, der auf den weichen Reifen gestartet war, frische Gummis. Dadurch rückte Hamilton auf die fünfte Position vor. Alle Piloten, die vor ihm unterwegs waren, hatten noch keinen Reifenwechsel absolviert. Dennoch beschwerte er sich lauthals am Boxenfunk über die Entscheidung, die Strafe so früh abzusitzen.
Auch für Ricciardo gab es keine guten Nachrichten, die Stewards brummten ihm eine 5-sec-Zeitstrafe auf, weil er in Kurve 2 nicht den vorgegeben Weg zurück zur Strecke genommen hatte, als er im Duell mit seinem Teamkollegen Ocon in Kurve 2 den Notausgang nehmen musste. «Okay, das geht auf meine Kappe», erklärte der Australier ruhig, als er darüber unterrichtet wurde.
Zweiter Saisonsieg von Valtteri Bottas
Währenddessen bogen auch Verstappen, Bottas, Leclerc und Kvyat an die Box ab, und danach lautete die Top-10-Reihenfolge Bottas vor Verstappen, Hamilton, Pérez, Ricciardo, Leclerc, Ocon, Kvyat, Räikkönen und Gasly. Auch Vettel holte neue Reifen und war in der Folge nur noch auf Position 16 unterwegs. Er gewann eine Position, als Räikkönen in Runde 36 als Letzter seinen ersten Stopp absolvierte und ungewöhnlich lange stehen bleiben musste, weil ein Rad klemmte.
Besser lief es für Vettels Teamkollegen Leclerc, der Monegasse hielt sich auf der sechsten Position zwischen den beiden Renault-Piloten Ricciardo und Ocon, während der Deutsche ein hartes Duell gegen Grosjean austrug, bei dem der Genfer den Kürzeren zog. Der Haas-Pilot krachte durch die Styropor-Anzeigen am Ausgang der Auslaufzone in der zweiten Kurve, weshalb das Feld kurzzeitig durch das virtuelle Safety-Car eingebremst wurde. Eine Strafe gab es dafür nicht, zumindest hatte er versucht, den vorgegebenen Weg zu nehmen. Das reichte der Rennleitung offenbar.
Bottas lag immer noch mehr als zehn Sekunden vor Verstappen, der wiederum mehr als acht Sekunden Vorsprung auf Hamilton hatte. Dahinter belegten Pérez, Ricciardo, Leclerc, Ocon, Kvyat, Norris, Albon, Gasly, Magnussen, Giovinazzi, Vettel, Räikkönen, Latifi, Russell und Grosjean die weiteren Ränge.
In Runde 48 bog Norris nach zwei Verbremsern an die Box ab und fiel dadurch auf Position 15 zurück. An der Spitze änderte sich nichts mehr, Bottas konnte sich den zweiten Saisonsieg nach seinem Triumph beim Saisonauftakt auf dem Red Bull Ring sichern. Hinter ihm kreuzte Verstappen die Ziellinie als Zweiter, Polesetter Hamilton musste sich mit dem dritten Platz begnügen. Auch für Pérez, Ricciardo, Leclerc, Ocon, Kvyat, Gasly und Albon gab es Punkte, obwohl Letzterer noch eine 5-sec-Zeitstrafe kassierte – für das gleiche Vergehen wie Hamilton und Ricciardo. Doch diese beeinflusste das Rennergebnis nicht. Vettel kam auf Position 13 über die Ziellinie.
Russland-GP, Sotschi
1. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes, 1:34:07,868 h
2. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, +7.729 sec
3. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +22,729
4. Sergio Pérez (MEX), Racing Point, +30,558
5. Daniel Ricciardo (AUS), Renault, +47,065
6. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +1:02,186 min
7. Esteban Ocon (F), Renault, +1:08,006
8. Daniil Kvyat (RUS), AlphaTauri, +1:08,740
9. Pierre Gasly (F), AlphaTauri, +1:29,669
10. Alex Albon (T), Red Bull Racing, +1:32,995
11. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo, +1 Runde
12. Kevin Magnussen (DK), Haas, +1 Runde
13. Sebastian Vettel (D), Ferrari, +1 Runde
14. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo, +1 Runde
15. Lando Norris (GB), McLaren, +1 Runde
16. Nicholas Latifi (CDN), Williams, +1 Runde
17. Romain Grosjean (F), Haas, +1 Runde
18. George Russell (GB), Williams, +1 Runde
Out
Lance Stroll (CDN), Racing Point, Crash
Carlos Sainz (E), McLaren, Crash
WM-Stand Fahrer nach 10 von 17 Rennen
1. Hamilton 205 Punkte
2. Bottas 161
3. Verstappen 128
4. Norris 65
5. Albon 64
6. Ricciardo 63
7. Leclerc 57
8. Stroll 57
9. Pérez 56
10. Gasly 45
11. Sainz 41
12. Ocon 36
13. Vettel 17
14. Kvyat 14
15. Nico Hülkenberg (D) 6
16. Räikkönen 2
17. Giovinazzi 2
18. Magnussen 1
19. Latifi 0
20. Russell 0
21. Grosjean 0
Marken
1. Mercedes 366
2. Red Bull Racing 192
3. McLaren 106
4. Racing Point 104
5. Renault 99
6. Ferrari 74
7. AlphaTauri 59
8. Alfa Romeo 4
9. Haas 1
10. Williams 0