MotoGP-Finale: Verschiebung, Verlegung, Absage?

Max Verstappen: «Ferrari war im Rennen sehr schnell»

Von Vanessa Georgoulas
Max Verstappen kämpfte sich in Kanada zum Sieg

Max Verstappen kämpfte sich in Kanada zum Sieg

Formel-1-Champion Max Verstappen baute seine WM-Führung in Kanada weiter aus. Der Red Bull Racing-Star fuhr seinen sechsten Saisonsieg vor Ferrari-Pilot Carlos Sainz und Lewis Hamilton ein.

Im Gegensatz zum Qualifying fand der Rennstart in Kanada bei strahlend blauem Himmel und 20,2 Grad Celsius Aussentemperatur statt. Der 4,361 km lange Rundkurs hatte sich auf 41,2 Grad aufgeheizt, als die GP-Stars die Aufwärmrunde absolvierten. Aus der ersten Startreihe fuhren Max Verstappen und Fernando Alonso los. Dahinter lauerten Carlos Sainz und Lewis Hamilton auf eine Chance, an den Spitzenreitern des Abschlusstrainings vorbeizukommen.

Kevin Magnussen und Mick Schumacher durften den neunten WM-Lauf aus der dritten Startreihe, dahinter komplettierten Esteban Ocon, George Russell, Daniel Ricciardo und Guanyu Zhou die Top-10 der Startaufstellung. Vettel musste sich nach einem enttäuschenden Qualifying mit dem 16. Platz begnügen. Die Schlusslichter waren Charles Leclerc (Platz 19) und Yuki Tsunoda (Platz 20), die durch Motor-Strafen ans Ende des Feldes zurückversetzt wurden.

Die Fans auf den ausverkauften Zuschauerrängen am Circuit Gilles Villeneuve konzentrierten sich aber ganz auf die Spitzenreiter, denn Alonso hatte bereits nach der samstäglichen Zeitenjagd einen Angriff in der ersten Kurve angekündigt. Wie die meisten GP-Stars fuhr auch der zweifache Weltmeister aus dem Alpine-Team auf Medium-Reifen los. Nur Valtteri Bottas, Sergio Pérez, Lando Norris, Lance Stroll und Leclerc wählten die harten Reifen für den ersten Stint.

Verstappen konnte beim Start gut wegziehen, während Alonso kurz von Sainz unter Druck gesetzt wurde. Schumacher verlor erst eine Position an Ocon, danach musste er auch Russell ziehen lassen. Sein Teamkollege Magnussen war hingegen nach der ersten Runde mit einem beschädigten Frontflügel unterwegs, weil er in der dritten Kurve Hamilton zu nahe gekommen war. Der Mercedes-Pilot hatte Glück, ohne Reifenschaden davonzukommen.

Ocon machte sich hingegen Sorgen, den Frontflügel ins Gesicht zu bekommen, sollte der Haas-Pilot den Frontflügel verlieren. Mit grösseren Problemen kämpfte Pierre Gasly, der von Startplatz 15 losgefahren war. Der Franzose wurde bereits nach wenigen Runden angewiesen, vom Gas zu gehen um sein Auto zu schonen.

Bitteres Aus für Sergio Pérez und Mick Schumacher

Der AlphaTauri-Pilot bog wie Vettel bereits in der fünften Runde in die an die Box ab, Magnussen steuerte seine Boxencrew in Runde 8 an. Kaum war der Däne abgefertigt, wurden erst die gelben Flaggen geschwenkt und das Feld kurz darauf mit dem virtuellen Safety-Car eingebremst. Den Grund dafür lieferte Pérez, der nicht mehr schalten konnte und seinen Red Bull Racing-Renner abstellen musste.

Verstappen und Hamilton nutzten die Chance, um die Reifen zu wechseln, wobei der Red Bull Racing-Star 0,3 sec schneller abgefertigt wurde als der siebenfache Weltmeister. Verstappen kam auf Position 3 wieder auf die Piste – hinter dem neuen Leader Sainz und Alonso. Hamilton fiel auf den sechsten Platz zurück, machte aber kurzen Prozess mit Ocon, kurz nachdem das Rennen in Runde 10 wieder freigegeben wurde.

Weiter hinten arbeitete sich Leclerc nach vorne, in Runde 13 hart er sich schon auf die zwölfte Position gekämpft und nahm Bottas ins Visier. Verstappen sicherte sich in Runde 15 den zweiten Platz mit einem Überholmanöver an Alonso, der den Champion und Titelverteidiger ziehen liess. Zhou nutzte seinen ersten Top-10-Startplatz, um zu glänzen. Nachdem er Ricciardo überholt hatte, sass er in Runde 16 Schumacher im Nacken.

Russell bog in Runde 18 an die Box ab, während das virtuelle Safety-Car erneut eingesetzt wurde, denn Schumacher rollte in Kurve 8 aus. Zuvor hatten Bottas und Leclerc Albon überholt und Letzterer nutzte nach der Gelbphase in Runde 22 die Chance, auch am Finnen vorbeizuziehen. Damit war er auf Position 7 unterwegs.

Mehrere Piloten – darunter auch Leader Sainz und Vettel – bogen während der virtuellen Safety-Car-Phase an die Box ab, womit Verstappen das Rennen wieder anführte. Sainz kämpfte sich an Alonso vorbei und war in Runde 23 als Zweiter unterwegs. Besonders ärgerlich gestalteten sich die Stopps für die McLaren-Fahrer, die wegen des Chaos an der Box wertvolle Sekunden verloren.

Yuki Tsunoda sorgt für Safety-Car-Phase

In Runde 25 lautete die Reihenfolge Verstappen vor Sainz, Hamilton, Alonso, Russell, Ocon, Leclerc, Bottas, Stroll, Zhou, Tsunoda, Ricciardo, Gasly, Vettel, Magnussen, Albon, Norris und Latifi, denn auch Hamilton hatte sich an Alonso vorbeigedrückt. Letzterer hatte noch keinen Stopp absolviert, auch Leclerc, Bottas und Stroll hatten die Reifen noch nicht gewechselt.

In Runde 29 hatte Alonso genug von seinen Medium-Reifen, auf denen er gestartet war. Er holte sich die weichen Reifen und fiel nach 2,8 sec Standzeit auf den siebten Platz zurück. Der vor ihm fahrende Leclerc verzweifelte am Heck von Ocon und klagte über Funk: «Mir fehlt einfach der Grip am Kurvenausgang.»

Bis zur 30. Runde hatte Verstappen seinen Vorsprung auf Sainz auf knapp 8,4 sec ausgebaut. Der Spanier reagierte mit der bis dato schnellsten Rennrunde. Das Duo überrundete Latifi im gleichen Umlauf. Drei Runden später berichtete der Leader, dass seine Reifen langsam einbrachen. Aber auch in Runde 41 war der Niederländer noch kein zweites Mal zum Reifenwechsel abgebogen. Ganz im Gegenteil zu Latifi, der einen langsamen Stopp hinnehmen musste, weil das rechte Vorderrad nicht auf anhieb richtig sass.

Leclerc stoppte in Runde 43 zum zweiten Mal und auch er musste sich mit 5,3 sec ungewöhnlich lange gedulden. Dadurch fiel er auf den zwölften Platz zurück. Eine Runde später wechselte auch Verstappen die Reifen und kam auf Position 3 hinter Sainz und Hamilton wieder auf die Piste. Der Titelverteidiger überholte seinen Titelrivalen des Vorjahres in Runde 44, wobei sich der Sternfahrer nicht gross zur Wehr setzte. Er bog gleich danach auch an die Box ab und fiel auf Platz 4 zurück, rückte aber eine Position nach vorne, weil auch Russell stoppte.

Während Sainz auf eine Safety-Car-Phase hoffte, um mit wenig Zeitverlust auch einen zweiten Stopp zu absolvieren, arbeitete sich Leclerc wieder nach vorne. Erst schnappte er sich Tsunoda, dann Ricciardo und Zhou und war in Runde 47 wieder als Neunter unterwegs. Weil Stroll endlich zum ersten Stopp abbog, rückte er einen Umlauf später auf Platz 8 vor.

In Runde 49 wurde das Safety-Car auf die Piste geschickt, weil Tsunoda auf kalten Reifen in der ersten Kurve in der Streckenbegrenzung gelandet war. Sainz nutzte dieChance zum Stopp und fiel dadurch nur hinter Verstappen zurück. Auch Ocon und Alonso steuerten die Box an, genauso wie Bottas.

Später Spitzenkampf

In Runde 54 wurde das Rennen wieder Freigegeben und Verstappen hatte Sainz im Nacken sitzen, der wiederum von Hamilton gejagt wurde. Kaum durften die Piloten den Heckflügel flachstellen, kam Sainz Verstappen nahe. Doch der WM-Leader konnte die erste Position vorerst halten. Alonso musste sich hingegen Leclerc beugen, der damit auf Position 6 fuhr. Der Monegasse schaffte es in der Haarnadel-Kurve auch an Ocon vorbei, bevor er in Kurve 14 neben die Strecke geriet.

Verstappen hatte in den letzten zehn Runden keine Zeit, sich auszuruhen, denn Sainz hielt den Druck hoch. Verstappen liess sich aber nicht aus der Ruhe bringen und fuhr seinen 26. GP-Sieg ein. Dahinter kreuzten Sainz, Hamilton, Russell, Leclerc, Ocon, Alonso, Bottas, Zhou und Stroll auf den weiteren Top-10-Plätzen die Ziellinie.Vettel kam hinter Ricciardo als Zwölfter über die Ziellinie. Albon, Gasly, Norris, Latifi und Magnussen komplettierten die Ergebnisliste.

Verstappen erklärte nach dem Zieleinlauf mit Blick auf die rote Konkurrenz: «Das Safety-Car war natürlich keine Hilfe. Insgesamt waren sie sehr schnell im Rennen, es wäre also auch auf frischeren Reifen schwierig geworden, die Lücke zu schliessen. Dann kam das Safety-Car auf die Strecke und sie hatten frischere Reifen. Es wurde gegen Ende sehr aufregend, ich gab alles, und Carlos auch. Die letzten beiden Runden haben speziell viel Spass gemacht. Zum Glück sind wir in diesem Jahr ziemlich schnell auf den Geraden, das war sehr hilfreich.»

Und Sainz, der die schnellste Rennrunde gedreht hatte, berichtete: «Ich gab Vollgas und kam den Wänden so nahe, wie ich nur konnte. Ich gab alles, habe alles versucht, aber es reichte diesmal einfach nicht. Das Positive ist, dass wir das ganze Rennen hindurch schnell waren, Ich bin speziell zufrieden mit dem Renntempo, und wie wir Max unter Druck setzen konnten. Auch das Timing der Boxenstopps war meiner Ansicht nach gut. Wir kamen dem Sieg heute sehr nahe.»

Hamilton freute sich: «Es ist überwältigend, diesen dritten Platz zu holen. Es war ein grosser Kampf bisher in diesem Jahr, aber wir haben weiter Gas gegeben und nicht aufgegeben. Das macht mich sehr stolz, ich bedanke mich bei allen im Team, auch den Jungs in den Werken. Die Jungs vorne sind immer noch etwas schneller. Aber wir kamen ihnen näher, wir haben gepusht und hoffentlich können wir die Lücke nach vorne bald schliessen.»

Kanada-GP, Montreal

01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:36:21,757 h
02. Carlos Sainz (E), Ferrari, +0,993 sec
03. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +7,006
04. George Russell (GB), Mercedes, +12,313
05. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +15,168
06. Esteban Ocon (F), Alpine, +23,890
07. Fernando Alonso (E), Alpine, +24,945
08. Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo, +25,247
09. Guanyu Zhou (RC), Alfa Romeo, +26,952
10. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +38,222
11. Daniel Ricciardo (AUS), McLaren, +43,047
12. Sebastian Vettel (D), Aston Martin, +44,245
13. Alexander Albon (T), Williams, +44,893
14. Pierre Gasly (F), AlphaTauri, +45,183
15. Lando Norris (GB), McLaren, +52,145
16. Nicholas Latifi (CDN), Williams, +59,978
17. Kevin Magnussen (DK), Haas, +1:08,180 min
Out
Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri, Crash
Mick Schumacher (D), Haas, Motor
Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, Getriebe

Fahrer-WM (nach 9 von 22 Rennen)

01. Verstappen 175 Punkte
02. Pérez 129
03. Leclerc 126
04. Russell 111
05. Sainz 102
06. Hamilton 77
07. Norris 50
08. Bottas 44
09. Ocon 39
10. Alonso 22
11. Gasly 16
12. Magnussen 15
13. Ricciardo 15
14. Vettel 13
15. Tsunoda 11
16. Zhou 3
17. Albon 3
18. Stroll 3
19. Schumacher 0
20. Nico Hülkenberg (D) 0
21. Latifi 0

Stand Konstrukteurs-Pokal

01. Red Bull Racing 304 Punkte
02. Ferrari 228
03. Mercedes 188
04. McLaren 65
05. Alpine 61
06. Alfa Romeo 47
07. AlphaTauri 27
08. Aston Martin 16
09. Haas 15
10. Williams 3

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