Grosser Preis von Belgien: Totgesagte leben länger
Die Formel 1 bleibt in Spa-Francorchamps
Vor dem ersten WM-Lauf nach der Sommerpause steht fest: Der Grosse Preis von Belgien in Spa-Francorchamps wird bleiben, für vorderhand ein Jahr, 2023.
Vor neun Monaten befanden sich die meisten europäischen Rennstrecken im Winterschlaf. Nicht so der Circuit de Spa-Francorchamps. Ab 15. November 2021 wurde monatelang in grossem Stil umgebaut, dies aus zwei Gründen – erstens im Hinblick auf eine in die Jahre gekommene Infrastruktur, zweitens hinsichtlich geplanter Motorradrennen.
Die wichtigsten Änderungen haben Fans und Fahrer an diesem GP-Wochenende erkunden können: In der La Source-Haarnadel ist der Sturzraum vergrössert und mit einem Kiesbett ausgerüstet worden. In der Eau Rouge-Senke sind die Leitschienen zurückgesetzt worden, über der berühmten Kurve ist eine neue Tribüne für 4600 Menschen entstanden. Hier wurde das Klubhaus des «East Belgian Racing Teams» (EBRT) dem Erdboden gleich gemacht. Das Chalet war seit Jahrzehnten fester Bestandteil vieler Fotos der Eau Rouge-Senke. Bei Raidillon wird der Sturzraum vergrössert.
In der Passage Les Combes und Malmédy (Kurven 6 und 7) ist die Auslaufzone vergrössert. Dazu wurden die Leitschienen zurückversetzt. Der asphaltierte Auslauf ist durch Kies ersetzt worden. Die Rivage (Kurve 8) erhält ein grösseres Kiesbett statt einer asphaltierten Auslaufzone, das Gleiche gilt für die ultraschnelle Blanchimont.
AlphaTauri-Fahrer Pierre Gasly sagt dazu: «Ich finde das wunderbar. Denn auf diese Weise erledigt sich die unsägliche Diskussion über Pistengrenzen, und du bist als Fahrer gezwungen, präzise zu fahren. Von mir aus darf man das gerne auch auf anderen Strecken machen.»
Rund 80 Millionen Euro werden in die ganzen Umbau-Arbeiten investiert, um die Strecke zu modernisieren, mit finanzieller Hilfe des Staates und der Region Wallonien. Aber der Vertrag zur Ausrichtung eines Formel-1-Rennens erlischt mit Ausgabe 2022, und seit Monaten ist davon die Rede – dies wird auf absehbare Zeit der letzte Formel-1-GP auf dem Circuit de Spa-Francorchamps sein.
Totgesagte leben länger, denn tatsächlich wird die Formel 1 2023 nach Belgien zurückkehren – denn die Verhandlungen zur Rückkehr der Formel 1 nach Südafrika (Kyalami) haben sich zerschlagen, und das Comeback des Grossen Preises von China ist vor dem Hintergrund der strengen Corona-Vorschriften unrealistisch.
Besonders bei den Fans aus den nahen Niederlanden erfreut sich der Grosse Preis von Belgien enormer Beliebtheit: Das Rennen 2022 ist seit Monaten ausverkauft, und die Nachfrage nach Tickets wird auch 2023 hoch bleiben.
Über 2023 hinaus ist bei der Formel 1 angedacht, dass Traditions-GP wie Belgien und Frankreich in einem Rotationssystem ausgetragen werden könnten.
Formel-1-CEO Stefano Domenicali sagt über die Zukunft der Königsklasse: «Ich möchte eine Mischung finden aus einem Saisondrittel in Europa, einem Drittel in Fernost und einem Drittel in Amerika und im Mittleren Osten. Aber das alles muss auch finanziell sinnvoll sein.»
Der frühere Ferrari-Rennchef weiter: «Wir verstehen und respektieren, dass nicht alle GP-Veranstalter gleich viel Geld bezahlen können. Belgien ist ein toller Ort für einen Grand Prix, kein Zweifel. Wir wissen zu schätzen, welche Anstrengungen hier unternommen worden sind, um an der Piste zu arbeiten und die Infrastruktur zu verbessern. Auch in Sachen Verkehrsführung sind sehr viele intelligente Lösungen gefunden worden. 2022 ist nicht das letzte Jahr des Grossen Preises von Belgien.»
Stars wie Max Verstappen, Charles Leclerc, Sebastian Vettel oder Lewis Hamilton atmen auf, denn sie sagen, mit fast identischen Worten: «Eine GP-Saison ohne Spa-Francorchamps – geht gar nicht.»