Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Formel 1 2014: Was alles neu ist – die Sportregeln

Von Mathias Brunner
Au backe, das wird ein Knöllchen geben!

Au backe, das wird ein Knöllchen geben!

Nur noch ein Mal schlafen, dann findet in Melbourne das erste Training zum Australien-GP statt. Wir sagen Ihnen, welche Änderungen Sie kennen müssen. Teil 3: Neues im Sportgesetz.

Die 65. Formel-1-Saison der Motorsporthistorie ist geprägt vom Schritt in die neue Turbo-Ära. Auf dass auch Sie fit in die neue Saison gehen, haben wir für Sie die wichtigsten Änderungen zusammengefasst und stellen diese jeden Morgen kurz vor. Heute: So glänzen Sie bald mit Fachwissen, was das sportliche Gesetz angeht.

Wer glaubt, Sportgesetz rieche ein wenig muffig und sei gewiss nicht so faszinierend und vielschichtig wie die 2014er Technik, der irrt gewaltig. Es gibt reichlich Neues, das den Sport prägen wird. Gut zu wissen, dass Sie in wenigen Minuten das Wichtigste davon kennen werden.

Die Testfahrten sind zurück

Die Formel-1-Rennställe haben ihre Selbstbeschränkung beendet, innerhalb der Saison keine Tests zu fahren: Im Anschluss an die Rennen in Bahrain, Barcelona und Silverstone (sowie ans WM-Finale von Abu Dhabi) wird je zwei Tage lang getestet. Mindestens ein Team pro Tag widmet sich dabei voll und ganz der Reifenentwicklung von Pirelli. Der frühere Nachwuchsfahrertest (Young Driver Test) hingegen ist gestrichen. Neu dürfen dafür die Teams am ersten Trainingstag eines GP-Wochenendes bis zu vier Fahrer einsetzen.

Strafpunkte für die Fahrer

Erstmals wird in der Formel 1 mit einem Strafpunktekatalog gearbeitet. Wer sich über einen Zeitraum von zwölf Monaten (das geht also über eine Saison hinaus) zwölf Punkte zuschulden kommen lässt, der guckt automatisch einmal zu.

Der exakte Punktekatalog wurde mehrfach überarbeitet. Inzwischen hat man sich auf Folgendes geeinigt: Eine Verwarnung (wie etwa das Überfahren einer weissen Linie) ergibt ein Knöllchen, eine Durchfahrtsstrafe gibt zwei Strafpunkte, die gleiche Punktzahl gilt für ein Foul während des Trainings, das zu einer Strafe von «drei Rängen zurück in der Startaufstellung» führt (wie etwa leichtes Behindern eines Gegners). Eine Stop-and-Go-Strafe im Rennen gibt drei Strafpunkte, das Gleiche gilt für jede Form von Vergehen, das die Kommissare nach dem Training mit «fünf Ränge zurück in der Startaufstellung» ahnden müssen (schweres Behindern eines Gegners). Muss ein Pilot wegen eines Fehltritts gleich um zehn Startplätze zurück (beispielsweise für das Verursachen einer Kollision), so erhält er fünf Punkte aufgebrummt.

Mit einer Welle gesperrter Fahrer ist 2014 nicht zu rechnen: Wäre der Strafenkatalog schon 2013 angewandt worden, dann hätte nur der Mexikaner Esteban Gutiérrez einmal zuschauen müssen: 15 Strafpunkte. Giedo van der Garde hätte es auf 11 Punkte gebracht, Romain Grosjean und Pastor Maldonado auf je 9.

Mehr Macht der Rennpolizei

Die Rennkommissare sollen mehr Spielraum erhalten, auf Sünden zu reagieren. Neu ist beispielsweise die Fünfsekundenstrafe, die vor einem Boxenhalt abgesessen werden kann (erst dann darf am Wagen gearbeitet werden). Diese Strafe ist vorgesehen für kleinere Vergehen, wenn eine komplette Durchfahrtsstrafe (Zeitverlust je nach Piste: 20 bis 30 Sekunden) unangemessen streng wäre.

Komplexe Strafen für Motorwechsel

Reichlich kompliziert wird es bei den neuen Antriebseinheiten. Generell darf ein Fahrer nur fünf davon im Verlauf der ganzen Saison verwenden (bis Ende 2013 waren es acht Saugmotoren pro Saison). Die Antriebs-Einheit wird in Sachen Reglement in sechs Elemente aufgeteilt:

– V6-Verbrennungsmotor??
– Turbolader
– MGU-K (steht für «motor generator unit – kinetic»; also der Generator für die kinetische Energie, die beim Bremsen gesammelt wird)?
– MGU-H (steht für «motor generator unit – heat»; also der Generator für jene Energie, die beim Turbolader gesammelt wird)
– Batterie-Paket
– Kontroll-Elektronik

Sollte ein sechstes Element gebraucht werden (sagen wir: ein Turbolader muss ersetzt werden), so muss der betroffene Fahrer in der Startaufstellung um zehn Ränge zurück. Für jedes weitere sechste Element der verschiedenen Motorteile gibt es eine Fünf-Ränge-zurück-Strafe. Braucht ein Fahrer beispielsweise einen siebten Lader, dann gibt es erneut eine Zehn-Ränge-zurück-Strafe. Für jedes weitere siebte Element wieder die fünf Ränge.? Wichtig dabei: Erhält beispielsweise Toro-Rosso-Fahrer Vergne die Strafe «zehn Ränge zurück», er steht jedoch auf Startplatz 17 (von 22), dann muss er den Rest der Strafe beim folgenden GP absitzen (also dort um die restlichen fünf Ränge zurück). Das gilt insgesamt aber nur für maximal zwei GP-Wochenenden.

Muss eine komplette Antriebs-Einheit getauscht werden, dann startet der betroffene Fahrer aus der Boxengasse.

Nicht zu vergessen: die neuen Achtganggetriebe müssen sechs GP-Wochenende lang halten.

Mehr Sicherheit in der Boxengasse

Das Maximaltempo in der Boxengasse beträgt neu 80 statt 100 km/h. Vergehen in Sachen Boxenstopp (wenn ein Fahrer vom Team freigegeben wird, obschon ein Rad nicht sicher sitzt) führten zu Startaufstellungsstrafen beim folgenden Grand Prix. Beides sind Reaktionen auf den Unfall am Nürburgring 2013, als ein Kameramann von einem Rad getroffen und verletzt wurde.

Feste Startnummern

Erstmals in der Formel 1 gibt es feste Startnummern. Die Piloten konnten sich eine Zahl zwischen 2 und 99 aussuchen. Die 1 ist dem Weltmeister vorbehalten, wobei Sebastian Vettel (falls er seinen Titel nicht erfolgreich verteidigen kann) sich die 5 reservieren lassen durfte. Bislang entsprachen die Startnummern pro Team der Platzierung im Konstrukteurspokal des Vorjahres.

Preise für den schnellsten Mann

Erstmals wird für jenen Fahrer eine Trophäe ausgeschrieben, der die meisten Pole-Positions im Verlaufe der Saison erobert. (Die DHL-Trophäe für den Piloten mit den meisten schnellsten Rennrunden bleibt.)

Mehr Action im Abschlusstraining

Der Autoverband FIA will verhindern, dass Fahrer im Abschlusstraining aus taktischen Gründen (= freie Reifenwahl) im dritten und letzten Quali-Segment auf eine schnelle Runde verzichten. Daher muss künftig ein Top-Ten-Fahrer mit jenem Reifen ins Rennen gehen, der zum Schluss von Quali-Segment 2 (die schnellsten 16) verwendet worden war. In Quali 3 gibt es dann von Pirelli einen zusätzlichen Satz Reifen, so dass, theoretisch, ganz zum Schluss des Qualifyings jeder Fahrer zwei Versuche haben sollte.

Q1 wird von 20 auf 18 Minuten gekürzt, Q3 von 10 auf 12 Minuten verlängert – um den Piloten die Zeit für diese zwei Versuche auch auf längeren Pisten zu garantieren.

Doppelte WM-Punkte

Beim WM-Finale von Abu Dhabi gibt es doppelte WM-Punkte. Auf diese Weise will Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone die WM-Entscheidung möglichst offen gestalten. Diese Regel ist sehr umstritten: Mehr als 85 Prozent der Fans lehnen sie weiterhin ab.

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