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Ricciardo rausgeworfen, Red Bull Racing in Berufung

Von Mathias Brunner
Daniel Ricciardo: Zweiter Platz futsch?

Daniel Ricciardo: Zweiter Platz futsch?

Der tolle Australien-GP endet kurz vor Mitternacht gemäss Melbourne-Zeit mit einem handfesten Technik-Skandal: Ausschluss des zweitplatzierten Daniel Ricciardo!

Der Albert-Park ist verlassen, die Fans sind längst nach Hause gegangen, und vielleicht ist das auch besser so: Denn falls einige meiner australischen Kollegen die Deadline überhaupt noch schaffen, werden die Aussie-Fans morgen in der Zeitung lesen müssen, dass ihr Daniel Ricciardo vom Autoverband FIA aus dem Klassement geworfen wurde – die Rennkommissare Gerd Ennser (Deutschland), Tim Mayer (USA), Emanuele Pirro (Italien) und Steve Chopping (Australien) sind der Ansicht, dass im Wagen des 24-Jährigen die erlaubte Benzindurchflussmenge von 100 Kilogramm pro Stunde (gemäss Artikel 5.1.4 des technischen Reglements) überschritten worden sei.

Red Bull Racing stellt in einem Communiqué fest: «Wir haben den Autoverband FIA wissen lassen, dass wir gegen dieses Urteil in Berufung gehen werden. Es ist das ganze Wochenende bei vielen Teams zu unregelmässig arbeitenden Benzinflussmessern gekommen. Das Team und Renault sind der Überzeugung, dass die dem Motor zugeführte Spritmenge sehr wohl dem Reglement entspricht.»

Damit werden sich die Parteien vor dem Berufungsgericht in Paris wiedersehen!

Bleibt der zweitplatzierte Ricciardo ausgeschlossen, so rücken alle dahinter nach: Magnussen auf Rang 2, Button auf 3, Alonso auf 4, Bottas auf 5, Hülkenberg auf 6, Räikkönen auf 7, Vergne auf 8, Kvyat auf 9 und neu Pérez auf die 10.

Zur Erinnerung – darum geht es: In der Saison 2014 ist nicht nur die maximale Spritmenge im Rennen beschränkt (auf 100 Kilo Kraftstoff, das entspricht rund 135 Litern, rund ein Drittel weniger als 2013). Es gibt auch eine Benzindurchfluss-Beschränkung von 100 Kilogramm pro Stunde. Diese wurde eingeführt, um kurzfristig höheren Verbrauch (wie im Qualifying, wo die Spritmenge freigestellt ist) zu unterbinden. Denn mit beliebig viel Sprit in die Brennräume eingespritzt, liesse sich die Leistung extrem erhöhen. Ob sich die Motorenhersteller das trauen würden, ist eine andere Frage – die Antriebseinheiten müssen fünf Rennwochenenden halten, das hat nichts mehr mit den Turbo-Minutenbrennern der 80er Jahre zu tun.
Mit den Durchflussmessern gab es schon im vergangenen Herbst Ärger. Die von der FIA zur Verfügung gestellten Messgeräte arbeiteten ungenau. Die Motorenhersteller schimpften, dass sich so der exakte Verbrauch nicht berechnen lasse. Die Abweichung von angestrebten 0,5 Prozent wurde teilweise um das Dreifache übertroffen!

Die FIA rüstete nach, doch Probleme blieben: Noch beim Bahrain-Test gab es bei Ferrari Schwierigkeiten mit der Durchflussmenge, hier in Melbourne gibt es nun erneut Probleme. Im Training von Melbourne wurden bei einigen Autos erneut unerlaubt hohen Durchflussmengenspitzen gemessen (darunter am Wagen von Sebastian Vettel), worauf die FIA die Teams bat, die Software entsprechend umzuschreiben.

Der Ablauf gemäss der FIA

Gemäss der Urteilsbegründung der Rennkommissare entstand die folgende Ereignis-, Feststellungs- und Entscheidungskaskade.

Der Technische Delegierte (Jo Bauer) stellte an Ricciardos Wagen eine höhere Durchflussmenge als die erwähnten 100 Kilo/Stunde fest.

Diese Menge liegt nicht im Einflussbereich des Fahrers.

Der Fluss wird von einem Sensor gemessen, der von der FIA homologiert wird, jedoch vom Team besessen und betrieben wird.

Schon im ersten Training wurden Unregelmässigkeiten gemessen.

Das Team verwendete am Samstag einen anderen Sensor, doch die FIA war mit dessen Messungen nicht zufrieden.

Das Team verwendete im Rennen wieder den gleichen Sensor wie im ersten Training.

Der FIA-Technikrepräsentant wies das Team darauf hin sicherzustellen, dass die Flussmenge im erlaubten Bereich liegt.
Das Team beschloss daraufhin, ein internes Flussmodell zu verwenden, um dieses Ziel zu erreichen.

Als Rückversicherung bei einem nicht richtig arbeitenden Sensor kann das Team ein internes Flussmodell verwenden, allerdings gemäss exakten Angaben der FIA.

Dennoch war die Flussmenge im Grand Prix zu hoch, wie die FIA im Rennen anhand der Datenübertragung feststellen konnte. Das Team wurde gebeten, das zu korrigieren. Das Team zog es vor, das nicht zu tun.

Gemäss Artikel 3.2 ist ein Team verpflichtet, ein Auto zu betreiben, das jederzeit den technischen Vorschriften entspricht.

Weil das Team ein Flussmodell ohne Konsultation der FIA betrieb und es nicht auf eine Warnung der FIA reagierte, wird der Wagen Nummer 3 ausgeschlossen.

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