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Red Bull Racing–FIA: Beste Momente, Urteil Dienstag?

Von Mathias Brunner
Wie urteilen die FIA-Berufungsrichter?

Wie urteilen die FIA-Berufungsrichter?

Nach rund sechs Stunden technischer Details und rechtlicher Verbalfeinheiten ist die Anhörung beim Automobilverband FIA zu Ende. Das Urteil erfahren wir wohl erst am Dienstag.

Von 9.00 Uhr früh bis 15.28 Uhr wurde fast pausenlos geredet in Paris. Abgesehen von einer Verschnaufpause von 35 Minuten wurde an der Place de la Concorde viel Schwerverdauliches serviert. In der ersten Hälfte ging es darum, Experten anzuhören, in der zweiten dann um die Plädoyers der beiden Seiten FIA und Red Bull Racing.

Zur Erinnerung: Red Bull Racing will jenen zweiten Platz von Daniel Ricciardo in Melbourne zurück, der dem 24jährigen Australier in der Nacht nach dem Rennen aberkannt worden ist – gemäss FIA-Messung lag der Wagen von Ricciardo fast ständig über der erlaubten Benzindurchflussmenge von 100 Kilo pro Stunde, zudem hielt sich das Weltmeister-Team nicht an eine Anweisung der FIA, den Wert zu korrigieren. Red Bull Racing vertraute lieber den eigenen Messungen.

Red Bull Racing wurde vertreten durch Christian Horner (Teamchef), Adrian Newey (Technikchef), Paul Monaghan (leitender Ingenieur), Jeff Calam (Projektingenieur), David Mart (Renault) sowie mehrere Anwälte (wie Ali Malek oder Michael Lazarus).

Die FIA wurde vertreten durch Charlie Whiting (Rennleiter), Fabrice Lom (ex-Renault, jetzt beim Autoverband) sowie mehrere Anwälte (wie Sebastien Bernard).

Ebenfalls anwesend: Evan Short (Elektronikchef von Mercedes), Filippo Sappia (McLaren), Alan Permane (Chefingenieur Lotus), Nick Chester (Technikchef Lotus), Pat Symons (Technikchef Williams) sowie Leslie Ross (Anwalt von Force India), dazu Anwalt Paul Harris von Mercedes.

Das Berufungsgericht ist in diesem Fall zusammengesetzt aus Harry Duijm (leitender Richter, Holland), Rui Botica Santos (Portugal), Philippe Narmino (Monaco), Antonio Rigozzi (Schweiz) and Jan Stovicek (Tschechien).

Die Vertreter der FIA legten dar, dass Daniel Ricciardo in 53 von 58 Runden über dem erlaubten Durchflusswert lag. FIA-Techniker Lom erklärte, der fehlerhafte Sensor habe im Rahmen eines Korrekturfaktors verlässliche Messungen geliefert. Ebenfalls nicht neu: RBR war der Aufforderung der FIA während des Rennens nicht nachgekommen, den Durchflusswert zu korrigieren.

RBR-Anwalt Michael Lazarus stellte daraufhin die Messmethoden der FIA und die Qualität der Flusssensoren in Frage. Lom musste sich den Vorwurf gefallen lassen, Werte aus Australien und Malaysia seien nicht vergleichbar, aufgrund der unterschiedlichen klimatischen Verhältnisse.

Einer der Schlüsselsätze am Morgen: «Wenn jeder nach eigenem Gutdünken misst, weil er vielleicht der Ansicht ist, die offizielle Messung sei nicht richtig, dann haben wir Anarchie.» (FIA-Anwalt Sebastien Bernard.)

Mercedes: Revanche an Red Bull Racing?

Interessant auch der Auftritt von Mercedes-Anwalt Paul Harris. Bei vielen seiner Äusserungen drängte sich der Verdacht auf, ob sich hier Mercedes für die Verhandlung damals im Reifentestskandal um Pirelli und Mercedes in Barcelona rächen wolle. Damals hatten Vertreter von Red Bull Racing eine harte Bestrafung von Mercedes gefordert. Harris argumentierte teilweise fast schärfer als FIA-Anwalt Bernard.

Paul Harris: «Der Vorteil für Daniel Ricciardo lag bei 0,4 Sekunden pro Runde.» Das wären dann über die gesamte Renndistanz 21 Sekunden. Der Wert wurde seitens Red Bull Racing bestätigt. Paul Harris fand jedoch vor allem: «Wenn Red Bull Racing Recht erhält, dürfen wir dann auch nach eigenen Messungen fahren? Und wieso durften wir das bisher nicht? Was kommt als nächstes? Bringt jeder die eigene Waage mit, wenn er findet, die FIA-Waage arbeite nicht korrekt?»

Die Plädoyers brachten im Grunde keine neuen Erkenntnisse. Anwalt Ali Malek von Red Bull Racing beharrte auf der Korrektheit der eigenen Messungen und betonte, eine technische Direktive der FIA entspräche nicht einer Regel. Daher habe man letztlich auch keine Regelverletzung begangen.

Maleks Kollege Michael Lazarus betonte, die FIA hätte keinen Beweis dafür erbringen können, dass der betreffende Sensor korrekt gearbeitet habe, für Anstiege der Durchflussmenge habe die FIA nur Spekulationen zu bieten, für Flussschwankungen im Rennen keine Erklärung, daher seien die Berechnungen der FIA anzuzweifeln.

Anwalt Sebastien Bernard von der FIA wies darauf hin, alle Teams hätten sich an die Anordnungen des Autoverbands gehalten, nur Red Bull Racing nicht. Und dass Ricciardo beständig über den erlaubten Messwerten lag.

Mercedes-Anwalt Paul Harris verwies zum Schluss auf die Benzintankaffäre von British American Racing (BAR) von 2005, das Team wurde damals für drei Rennen gesperrt (auf Bewährung).

Mit einem Urteil wird frühestens am späteren Abend gerechnet, wahrscheinlicher jedoch im Laufe des Dienstags.

Die Urteilsbegründung soll dann Ende der Woche nachgereicht werden.

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