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Lewis Hamilton (3.): Wieso für Nico Rosberg bremsen?

Von Mathias Brunner
Heisse Duelle: Alonso vor Hamilton vor Rosberg

Heisse Duelle: Alonso vor Hamilton vor Rosberg

Von der Boxengasse aufs Siegerpodest – und das Rennen vor Pole-Mann Nico Rosberg beendet: Lewis Hamilton dürfte zufrieden sein. Ist er aber nicht: Es gibt wieder Stunk bei Mercedes.

Sollte er sich nun freuen oder ärgern? Potenzial für beide Gefühlsregungen waren bei Lewis Hamilton nach diesem Ungarn-GP in rauhen Mengen vorhanden.

Wer aus der Boxengasse auf Rang 3 fährt, darf gewiss stolz auf sich sein. Wer dabei noch vor dem WM-Rivalen ins Ziel kommt (zumal der von Pole-Position gestartet war) erst recht. Wer sein Auto nach einem Dreher sanft an die Leitschiene setzt und dennoch durchkommt, ist ein Glückspilz. Wer zudem jede Menge technischer Ärger hatte (überhitzte Elektrik, Bremsschwierigkeiten, Reifen) und dennoch ins Ziel kommt, zumal.

Und doch wirkte Lewis Hamilton nach dem Rennen seltsam verhalten, ja fast in sich gekehrt.

Der Grund dafür könnte sein: Anhaltende, nervige Funksprüche seines Rennstalls, doch bitteschön den hinter ihm fahrenden Nico Rosberg vorbei zu lassen.

Was Hamilton standhaft verweigert.

In Runde 49 hatte sich Rosberg in den Windschatten seines WM-Verfolger gearbeitet und verlangte über Funk freie Bahn. Grund: Er, Nico, war auf einer anderen Strategie unterwegs, der Deutsche wusste, dass er nochmals anhalten musste. Hamilton konnte durchfahren.

Nur: Hamilton selber war auf der Jagd nach Alonso, und ihm war auch klar, dass der Führende Ricciardo nach dessen Stopp gewiss in seinem Rückspiegel auftauchen würde.

Funkspruch an Hamilton: «Nico hat einen Stopp mehr, halte ihn nicht auf.»

Hamilton verlangsamte nicht.

Rosberg über Funk: «Wieso lässt er mich nicht vorbei?»

Nochmals die Order an Hamilton: «Lewis, lass Nico auf der Start/Ziel-Geraden vorbei.»

Hamilton patzig: «Ich lass ihn passieren, wenn er nahe genug ist.»

Rosberg maulte, was denn nun los sei.

Antwort an Nico: «Lewis hat die Nachricht erhalten, Nico.»

Aber Ex-Formel-1-Fahrer Martin Brundle findet: «Also das war nun von Lewis wirklich etwas viel verlangt, Platz zu machen. Immerhin hatte er die Chance, Alonso vor sich zu packen. Und er fährt um den Titel. Wieso soll er da freiwillig einen Rang preisgeben? Man kann jetzt auch nicht sagen, dass ihm Rosberg im Getriebe klebte und überdeutlich schneller ist.»

Lewis Hamilton über das alles: «Ich war schockiert, dass ich so eine Anweisung bekomme. Selbst wenn wir mit unterschiedlichen Strategien fahren, so befinden wir uns doch im gleichen Rennen. Wäre er vorbei gegangen, hätte er ein Polster herausfahren können, so wäre er am Ende wohl vor mir durchs Ziel gefahren. Ich fand, er war nie nahe genug, um mich packen zu können. Wieso sollte ich für Rosberg bremsen? Ich fand das ein wenig seltsam vom Team.»

Bei Mercedes bleibt viel Konfliktpotenzial, das wie ein Schwelbrand in die zweite Saisonhälfte verschleppt wird.

Apropos Brand: Hätte Lewis nach dem Feuer im Abschlusstraining daran gedacht, dass er am Sonntag auf dem Podest stehen würde?

«Nie im Leben», sagt Lewis. «Das ist ein verrücktes Rennwochenende gewesen. Wenn mein Auto lief, war es super, aber es gab jede Menge Probleme. Ich war aus der Boxengasse mit kalten Bremsen losgefahren, die zogen nicht und führten zu Vibrationen. Die Bremsen waren so schlecht, dass ich von der Bahn abkam und mit dem Frontflügel an der Leitschiene streifte. Ab da verlor der Flügel periodisch Karbonteile. Dann gab es wie in Kanada eine Hitze-Entwicklung am Sitz, irgend etwas wurde da zu heiss. Dann spukte es auch im Differential. Also ein einfaches Rennen war es bestimmt nicht.»

«Mein Ziel für dieses Rennen war Schadensbegrenzung, nun habe ich mehr Punkte geholt als mein Titelrivale. Darüber bin ich froh. Ich weiss aber auch, dass ich den Speed gehabt hätte, um das zu gewinnen.»

Seinem Gesichtsausdruck zufolge braucht Lewis an diesem Abend die gleichen Aufmunterer, die er sich nach dem verpatzten Abschlusstraining gegönnt hatte: «Eine Pizza, Schokolade und einen guten Film.»

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