Formel 1: «Dumme Regel half Verstappen»

Caterham-Platzwechsel: Vom Reglement verboten?

Von Mathias Brunner
André Lotterer im Caterham: Ein einmaliger Einsatz?

André Lotterer im Caterham: Ein einmaliger Einsatz?

Caterham plant, in den zweiten Wagen von Kamui Kobayashi die beiden jungen Spanier Carlos Sainz junior und Roberto Merhi zu setzen. Wird das vom Reglement verhindert?

Natürlich hat die Berufung von André Lotterer ins Cockpit von Kamui Kobayashi nicht primär mit den Qualitäten des 27jährigen Japaners zu tun. Es geht vielmehr ums liebe Geld. Im Fahrerlager von Spa-Francorchamps kursiert: Der Platz neben (dem wegen seiner Geldgeber unantastbaren) Marcus Ericsson kostet pro Rennen 200.000 Euro. Und der Platz ist zahlreichen Piloten angeboten worden, nicht nur André Lotterer. Offerten gibt es auch für die beiden Spanier Carlos Sainz junior und Roberto Merhi (wie wir gestern berichtet haben und von Merhi inzwischen bestätigt ist) darüber hinaus für zahlreiche in der Super Formula tätige Piloten (die japanische Formel 1, die frühere Formel Nippon).

Ob und wann Kamui Kobayashi wieder im Caterham sitzt, ist völlig offen. André Lotterer hat offenbar einen Vertrag nicht nur für Belgien unterzeichnet, sondern kann auch für weitere Läufe aufgeboten werden.

Doch die Pläne von Caterham entsprechen nicht mehr Reglement, selbst wenn für die restlichen Läufe des Jahres nur zwischen Sainz und Merhi abgewechselt wird.

Das beginnt beim notwendigen Formel-1-Führerschein namens Superlizenz, den weder Sainz noch Merhi vorweisen können. Lesen Sie weiter unten, welche Bedingungen ein Fahrer dazu erfüllen muss.

Die nächste Hürde: Im Reglement ist verankert, dass ein Formel-1-Rennstall im Jahr nicht mehr als vier Fahrer einsetzen darf. Caterham gefahren sind nun im Rennen Kobayashi, Ericsson und Lotterer, also drei. Wer mehr Piloten einsetzen will, muss sich auf einen Fall von höherer Gewalt berufen.

Aber ist Finanzmangel wirklich «Force Majeure»?

Darüber hinaus gilt es noch die Finanzierung für die Einsätze der beiden spanischen Nachwuchspiloten auf die Beine zu stellen.

Superlizenz: So geht es

Zur Erinnerung: Um den Formel-1-Führerschein namens Superlizenz zu erhalten, muss ein Fahrer gemäss Anhang L des FIA Sport-Kodex gewisse Bedingungen erfüllen. Die da wären (mit unseren Bemerkungen in Klammern):

Der Fahrer muss eine internationale Lizenz der Güteklasse A besitzen. (Der Antrag dazu wird vom jeweiligen nationalen Motorsportbehörde gestellt, also in diesem Falle von der spanischen.)

Der Fahrer muss zusätzlich eine der folgenden Bedingungen erfüllen:
a) Er muss in der vergangenen Saison bei mindestens fünf Grands Prix gestartet sein oder in den vergangenen drei Jahren bei mindestens fünfzehn Grands Prix. (Keines davon trifft auf Sainz und Merhi zu.)

b) Er muss zuvor eine Superlizenz besessen haben und ein regulärer Testfahrer eines in der Formel-1-WM engagierten Teams gewesen sein. (Keines davon trifft auf Sainz und Merhi zu.)

c) Er muss innerhalb der vergangenen Jahre eine der folgenden Meisterschaften unter den besten Drei abgeschlossen haben: Formel 2, internationale Formel-3-Trophy, GP2, Formel Nippon. (Keines davon trifft auf Sainz und Merhi zu.)

d) Er muss die IndyCar-Meisterschaft innerhalb der vergangenen zwei Jahre unter den besten Vier abgeschlossen haben. (Auch hier Fehlanzeige.)

e) Er muss aktueller Meister einer der folgenden Rennserien sein: Formel-3-Euroserie, nationaler F3-Meister von Grossbritannien, Italien, Japan oder Spanien, World Series Renault V6. (Merhi gewann in der Formel 3 im Jahre 2011, beide Spanier balgen sich derzeit um den Formel Renault 3.5-Titel.)

f) Der Fahrer muss der FIA herausragende Fähigkeiten im Einsitzer bewiesen haben, ohne die Erforderungen von c) bis e) zu erfüllen. In diesem Falle muss der Fahrer unter Beweis stellen, dass er in der Lage ist, ein Formel-1-Auto über die Distanz von 300 Kilometern (eine Renndistanz) in konkurrenzfähigem Tempo zu bewegen. Dieser Test muss maximal 90 Tage vor Einreichen des Superlizenz-Antrags komplettiert sein vom Landesverband abgenommen sein.

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