Renault: Fehlen auf Mercedes wirklich 75 PS?
Daniel Ricciardo beim Jerez-Test im Red Bull Racing-Renault
Über Zahlen wird in der Formel 1 nicht gerne gesprochen, über das Geld nicht und über die PS-Zahlen der Antriebseinheiten schon gar nicht. Dennoch wird hier niemand widersprechen: Mercedes bleibt der Klassenbeste. Aber wie viel fehlt dem vielfachen Weltmeister Renault mit Partner Red Bull Racing auf die Silberpfeile?
Red-Bull-Technikchef Adrian Newey im Rahmen der Jerez-Tests: «Renault selber hat zugegeben, dass der Power-Rückstand gute zehn Prozent beträgt. Das ist gemäss unserer eigenen Einschätzung hoch angesetzt. Zehn Prozent sind eine ziemlich Menge, und das ist ein Rückstand, den Renault nicht einfach so mir nichts, dir nichts wettmachen kann. Schon gar nicht in so kurzer Zeit. Ich finde, Renault hat im Winter gute Arbeit geleistet, um die Antriebseinheit weiterzuentwickeln. Aber ich schätze, wir liegen noch immer zurück gemessen an den Werten von Mercedes, und dabei ist noch gar nicht eingerechnet, was sie an Fortschritten für 2015 erreicht haben.»
«Wir kalkulieren über den Daumen gepeilt so: ein Prozent Motorleistung entspricht einer Zehntelsekunde auf der Rennstrecke. Und ein Prozent Aerodynamik ist auch eine Zehntelsekunde. Jetzt könnt ihr es selber ausrechnen.»
Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner hat Reportern gegenüber sogar von einem Manko von 75 PS gesprochen. Und was sagen die Renault-Leute selber?
Rémi Taffin, Einsatzleiter von Renault auf den Rennplätzen: «Wir legen ständig zu, Schritt um Schritt, um zum Saisonbeginn in Australien bei 100 Prozent unserer Möglichkeiten zu liegen. Ich glaube, in Jerez, sind an purem Speed eineinhalb Sekunden von unseren Möglichkeiten ferngeblieben.»
1,5 Sekunden, damit wäre Daniel Ricciardo am ersten Tag schneller gewesen als der Tagesbeste Sebastian Vettel im Ferrari, aber was bedeutet das schon – wo doch alle Rennställe mit komplett unterschiedlichen Programmen und Spritlasten unterwegs sind?
Rémi Taffin weiter: «Wir sind in Andalusien mit eingebremster Power gefahren, weil wir Kilometer brauchen. In Barcelona werden wird anders vorgehen – da werden wir die Leistung schrittweise erhöhen und an die Grenzen gehen. Wir wissen, dass wir Fortschritte gemacht haben. Wir wissen aber noch nicht, wo uns das wirklich in Sachen Kräfteverhältnis hin gebracht hat. Ich hoffe nur, unsere Gegner haben nicht grössere Fortschritte erreicht als wir.»