Techniktrick Toro Rosso: Gegner aufs Horn genommen
In loser Reihenfolge gehen wir in Form von «SPEEDWEEKipedia» auf Fragen unserer Leser ein. Dieses Mal will Andrea Montana aus Lugano wissen: «Der verbesserte Toro Rosso soll heute beim Barcelona-Test ganz kurz mit zwei seltsamen Hörnern an der Fahrzeugnase gefahren sein. Wisst Ihr, worum es sich dabei handelt? Eine neue Position für die TV-Kamera? Und ist das überhaupt erlaubt?»
Beim Formel-1-Test auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya geht es hin und wieder ganz schnell: Lösungen kommen auf die Autos, werden über wenige Runden ausprobiert, dann verschwinden sie auch schon wieder im Dunkel der Garagen. So auch die seltsamen Hörner von Toro Rosso.
Es handelt sich dabei aber nicht um die Position für TV-Kameras. Es handelt sich vielmehr um Kameras, die zur Seite gerichtet sind, genauer – auf die verschiedenen Zusatz-Elemente des Frontflügels. Damit wird beim aufgezeichnet, wie genau sich die Elemente unter Last verbiegen und welche Schwingungen die Kohlefaserteile aushalten müssen.
Damit hat Toro Rosso die Gegner aufs Horn genommen: nicht einmal die Top-Teams sind bislang auf diesen Kniff gekommen. Das Interesse der Gegner am neuen Toro Rosso ist sowieso gross – auffallend viele Techniker gegnerischer Teams sind in der Boxengasse so ganz zufällig mal bei Toro Rosso vorbeispaziert. Und wird dürfen sicher sein: Fotos des Autos aus der Feder von James Key liegen den Ingenieuren der Konkurrenz längst zum Studium vor.
Nicht nur bei der Flexibilität der Flügel arbeiten alle Rennställe am Limit des Erlaubten. Die Regelhüter des Autoverbands FIA prüfen regelmässig die Frontflügel, ob die in Sachen Durchbieten noch im grünen Bereich sind.
Mit den TV-Kameras sammelt Toro Rosso Daten um sicherzustellen, dass der Wagen in jeder Fahrsituation dem Reglement entspricht. Mit dem Ergebnis sind die Techniker von Toro Rosso offenbar zufrieden gewesen – die Hörner sind längst nicht mehr am Wagen.