Didi Mateschitz (Red Bull): «Mit Ferrari aufs Podest»
Didi Mateschitz
Während Red-Bull-Motorsportchef Dr. Helmut Marko in Singapur in einem ORF-Interview wieder einen möglichen Formel-1-Ausstieg in den Raum stellte («Wenn es keinen konkurrenzfähigen Motor für uns gibt, dann ...»), scheint Red-Bull-Mitbesitzer Dietrich Mateschitz an eine Formel-1-Zukunft seiner beiden Teams zu glauben. Denn auch mit der bevorstehenden Trennung von Renault zum Saisonende und dem Scheitern der Bemühungen um Mercedes-Motoren ist für Red Bull nicht alles verloren.
«Mr. Red Bull» Mateschitz weiss, dass nicht immer alles nach Plan laufen und in die Erfolgsspur münden kann. Deshalb ist er auch noch gut gelaunt, wenn man mit ihm das Thema Formel 1 erörtert.
Erstmals gab der Chef zweier Teams Einblick in den Stand der Dinge zwischen den bald geschiedenen Partnern Red Bull Racing und Scuderia Toro Rosso einerseits sowie Renault andererseits.
«Die Trennung vom Motorenpartner zum Saisonende erfolgt im gegenseitigen Konsens», sagt der 71-Jährige, «es machte keinen Sinn mehr zusammenzuarbeiten. Mehr konnte man den Teams nicht antun.»
Dass der bis 2016 laufende Vertrag ein Jahr vor Ablauf beendet würde, sei schon viel früher festgestanden als durch die offizielle Aussage von Renault-Vorstandschef Carlos Ghosn vergangenen Dienstag in Frankfurt angedeutet wurde, «nämlich schon vor einigen Wochen», wie Mateschitz präzisiert, also in der Sommerpause der Formel 1.
Ganz reibungslos dürfte die Trennung nicht erfolgt sein, aber man fand offenbar einen Kompromiss, in dem auch Titelsponsor Infiniti (geschätzte jährliche Unterstützung: 25 Millionen Euro) eine Rolle spielte. Der Preis für Red Bull für die vorzeitige Trennung dürfte der Verzicht auf Infiniti als Sponsor sein. Die Premiummarke ist Teil der Renault-Nissan-Allianz. Infiniti auf einem nicht vom eigenen Konzern befeuerten Red-Bull-Auto ist kaum denkbar.
Der Desillusionierung über die Leistungen des Partners, mit dem Red Bull Racing von 2010 bis 2013 je vier Fahrer- und Konstrukteurs-WM-Titel erringen konnte, folgt Anerkennung für die Konkurrenz. Didi Mateschitz: «Ferrari hat im Winter und vor allem seit den ersten Saisontests – da waren die Italiener noch auf unserem Niveau – einen unglaublichen Job gemacht. Und Mercedes tat dies sowieso.»
Und wie geht es nun mit seinen Teams weiter? Mateschitz nimmt es mit Humor: «Lage hoffnungslos, aber nicht ernst.»
Um gleich wieder ernst zu werden: «Es ist nicht unser Ziel, in der WM Fünfter oder Sechster zu sein. Wir brauchen einen neuen Motor.»
Zum Nein von Mercedes für Red Bull am Monza-Wochenende (als Konzernchef Dieter Zetsche vor Ort war) sagt Mateschitz: «Noch vor Kurzem war Mercedes für uns der bevorzugte Partner.» Doch der Plan scheiterte, einen Mercedes-Antrieb mit Branding von Aston Martin einzusetzen – der kleine Luxussportwagenbauer hatte nicht die entsprechenden finanziellen Möglichkeiten. Sogar eine Kooperation von Red Bull Technologies mit der Serienautoentwicklung von Aston Martin war angedacht. Diese Gespräche wurden abgebrochen.
Somit zeichnet sich eine Rückkehr von Red Bull Racing und Toro Rosso zu Ferrari ab – RBR fuhr 2006 mit italienischen Triebwerken (nach einem Jahr mit Cosworth und vor der Ära mit Renault), Toro Rosso von 2007 bis 2013. «Das wäre für die nächsten zwei, drei Jahre eine sehr akzeptable Lösung», sagt Mateschitz. Wobei ein WM-Titel aus derzeitiger Sicht kaum realistisch sei: «Wenn Ferrari als Werksteam mit Vettel den Titel nicht schaffen sollte, wird es für uns als Kunden auch nicht möglich sein. Aber wir können in die ersten drei Startreihen und von dort aufs Podium fahren», glaubt der Wahlsalzburger.
Die neue Partnerschaft von Red Bull mit Ferrari könnte Ende September oder im Oktober offiziell werden, liess Mateschitz durchblicken, obwohl er eine Aussage «Wir fahren fix mit Ferrari» vermeidet. Aber es hätte «positive Gespräche» gegeben, vorerst zwischen Helmut Marko und Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene; die Finalisierung würden wohl er, Mateschitz, und Ferrari-Präsident Sergio Marchionne erledigen.
Theoretisch könnte es aber noch immer einen völligen Ausstieg von Red Bull aus der Formel 1 geben, doch den würde Formel-1-Vermarkter Bernie Ecclestone wohl mit aller Energie zu verhindern wissen.
Dietrich Mateschitz sagt zu diesem Aspekt: «Sollten wir die Formel 1 verlassen, würden unsere Mitarbeiter (800 in Milton Keynes, 300 in Faenza, Die Redaktion) keinesfalls arbeitslos, sondern von uns mit anderen Aufgaben weiterbeschäftigt.»