Formel 1: Ralf Schumacher outet sich

Formel 1 verrückt: Grand Prix-Renner aus Sperrholz

Von Mathias Brunner
​SPEEDWEEKipedia: Leser fragen, wir finden die Antwort. Heute: Die Kohlefaserzelle ist die beste Lebensversicherung der GP-Piloten. Aber es gab tatsächlich Fahrer, die in einem Renner mit Sperrholz-Chassis antraten!

In loser Reihenfolge gehen wir in Form von «SPEEDWEEKipedia» auf Fragen unserer Leser ein. Dieses Mal will Karlheinz Bernhard aus Erfurt wissen: «Januar, erstmals wieder Zeit für unseren Rennstammtisch. Wir sind dabei auf die heutigen Überlebenszellen der Formel-1-Fahrer zu sprechen gekommen, und es kam zur Rede, dass es in der Formel 1 mal ein Chassis aus Holz gegeben haben soll. Kann das stimmen? Und wie sicher, oder wohl eher unsicher, muss ein solches Auto gewesen sein? Was wissen Sie darüber?»

Ja, das ist wirklich wahr, so absurd es auch klingen mag: Das Holzchassis gab es wirklich. Hinter dem Projekt Protos stand der Engländer Frank Costin. Costin (1920–1995) besass in der Branche einen makellosen Namen: Auf ihn gehen – unter anderem – die windschlüpfigen Renner des Vanwall-GP-Rennstalls sowie der Lotus Eleven zurück.

Für 1967 nutzte Costin seine Ausbildung als Aeronautik-Ingenieur und entwarf den hübschen Protos – einen flügellosen Formel-2-Renner mit gleich zwei Merkwürdigkeiten: Einer aerodynamisch günstigen Kunststoffkuppel, mit welcher Brian Hart und Kurt Ahrens beim Formel-1-WM-Lauf auf dem Nürburgring verblüfften (damals waren auch Formel-2-Renner zum Grossen Preis von Deutschland zugelassen).

Die zweite Innovation war weniger offensichtlich, denn sie steckte unter der Verkleidung: ein Rahmen aus Sperrholz, extrem leicht und verblüffend verwindungssteif. Hart brachte seinen Renner ins Ziel (allerdings mit drei Runden Rückstand auf Sieger Denny Hulme, daher nicht gewertet), Ahrens schied wegen eines Kühldefekts aus.

Eine Fehlkonstruktion war das Auto nicht, was die Konkurrenzfähigkeit angeht: Der spätere Rennmotorenbauer Brian Hart wurde 1967 damit in Hockenheim Zweiter. Aber der Protos war sehr defektanfällig, ganz zu schweigen von mangelndem Schutz für den Fahrer.

Wie sicher ein solches Auto war, zeigte der Unfall von Pedro Rodríguez beim Formel-2-Rennen in Enna. Der Mexikaner kam auf Sizilien von der Bahn ab, Augenzeugen zufolge waren der Motor und das Lenkrad die grössten Teile, die dabei übrigblieben, die restlichen Trümmer hatten weitgehend die Ausmasse von Zahnstochern. Der Mexikaner wurde aus dem Wagen geworfen, samt Sitz. Mit einer gebrochenen Ferse kam er jedoch verhältnismässig glimpflich davon. Protos trat 1967 zu keinem Rennen mehr an.

1968 kehrte Protos mit Chassis 02 und 03 auf die Pisten zurück (01 war ja in Enna zerlegt worden), Vic Elford wurde im Eifelrennen Siebter, Pedro schied aus. Es war unseres Wissens der letzte Einsatz des Protos in Europa für 43 Jahre.

Beim Goodwood Festival of Speed war dann Ende Juni 2011 wieder ein Protos zu bestaunen: Ein Auto gehört heute dem US-Amerikaner Brian Blain. Wo das zweite hingekommen ist, entzieht sich unserer Kenntnis.

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