Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Daytona 1983: Bob und A.J.

Von Guido Quirmbach
Der siegreiche Porsche von Henn, Ballot-Lena, Foyt und Wollek

Der siegreiche Porsche von Henn, Ballot-Lena, Foyt und Wollek

Bob Wollek und A.J. Foyt siegten gemeinsam bei drei Klassikern. Aber der erste Sieg verlief nicht harmonisch.

Der amerikanische Geschäftsmann Preston Henn hatte eine Leidenschaft für Motorsport, allerdings weit mehr Geschäftssinn als fahrerisches Talent. Wie auch heute besonders in Amerika noch üblich, kaufte er sich für das erste Highlight zur IMSA-Serie 1983, den 24 Stunden von Daytona, Stars ein, mit denen er in seinem eigenen Porsche 935 das Rennen bestreiten wollte. Für das Rennen in Florida waren dies die Franzosen Bob Wollek, einer der schnellsten Sportwagen-Treter seiner Zeit, und ClaudeBallot-Lena, nicht so schnell wie der Elsässer, aber ein verlässlicher Langstrecken-Pilot. Mit der Pole unterstrich Wollek seinen Status. Einziges Problem: Die Europäer kannte in den USA kaum wer und auch Preston Henn stand nur selten bis dahin im Sportteil der Zeitung.

Ebenfalls am Start waren A.J. Foyt und Darrell Waltrip auf einem Nimrod Aston Martin, die sich auf Wunsch des Veranstalters ein Auto teilten. Foyt war zu diesem Zeitpunkt der einzige vierfache Sieger der 500 Meilen von Indianapolis, hatte Siege beim Daytona 500 und Le Mans auf der Habenseite. Waltrip war 1981 und 1982 NASCAR-Champion. Sprich, beides amerikanische Superstars, die jedes Kind kannte.

Ihr Sportgerät hatte allerdings nicht die Klasse der Piloten. So fehlten schon im Training 8 Sekunden auf die Pole von Wollek. Bei einem Plausch im Fahrerlager klagte Foyt sein Leid und Preston Henn bot ihm an, er könne jederzeit auf seinen Porsche umsteigen, erst recht, wenn der Aston Martin ein Problem haben sollte.

Foyt und Walltrip sollten nicht weit kommen. Nach 121 Runden versagte der Motor am Aston Martin, die Superstars zogen sich in ihr Nachtlager zurück.
Wollek und Ballot-Lena hatten hingegen ein wechselhaftes Rennen. Zwar führe Wollek anfangs, doch dann gab es einen Turboschaden am 935 und man handelte sich 8 Runden Rückstand ein. Über Nacht fuhren die beiden Franzosen (Henn fuhr auch, aber nur wenig) eine grandiose Aufholjagd, dass es am Abend zu regnen begann, half den beiden. So wurden aus 8 Runden Rückstand im Morgengrauen 2 Runden Vorsprung.

Und dann geschah folgendes: Wollek kam zum Routine-Stop an die Box, wollte an Ballot-Lena übergeben. Doch dort stand nicht Wolleks Landsmann, sondern ein für den Franzosen unbekannter. «Wer ist der Kerl?» schrie Wollek, der von Henns Angebot nichts wusste. Doch der Kerl liess sich nicht beeindrucken und während Wollek mit Teamchef Henn lautstark diskutierte, fuhr A.J. Foyt seine ersten Meter mit einem Porsche 935 überhaupt. Wollek war ausser sich vor Wut: «Der ist noch nie im 935 gesessen. Er weiss nicht, ob das Auto 4 oder 5 Gänge hat, er weiss nicht was die Warnleuchten im Cockpit bedeuten. Wir riskieren hier unsere gesamten Siegchancen!»

Doch A.J. bewies, dass er kein Nasenbohrer ist. Er blieb in dem ihm unbekannten Porsche 935 im Regen von Daytona während der folgenden vier Stunden im Auto und behielt die Führung. Bob Wollek übernahm anschliessend und fuhr als Sieger über die Ziellinie. Der grosse Gewinner aber war Preston Henn: Er hatte nicht nur das damals wichtigste Rennen des Jahres gewonnen, sondern auch dank Foyt in den USA grosse PR.

Wollek hatte sich im Ziel wieder beruhigt: «Ich habe nie gesagt, dass Foyt ein schlechter Fahrer ist, aber es war dennoch ein enormes Risiko!» sprach er nach seinem ersten Daytona-Sieg, dem drei weitere folgen sollten. Der nächste, 1985 übrigens neben Al Unser sr. und Thierry Boutsen übrigens wieder mit Foyt im Team von Preston Henn. Gemeinsam gewannen beide, die inzwischen auch gute Freunde geworden sind, auch auf Henn´s 962 die 12 Stunden von Sebring im gleichen Jahr.

Bob Wollek starb 2001 bei einem Fahrradunfall unweit der Rennstrecke von Sebring. Claude Ballot-Lena  erlag 1999 einem Krebsleiden. A.J. Foyt ist heute 78 und nach wie vor Besitzer eines IndyCar-Teams, Preston Henn wird in der kommenden Woche 82 und lebt in Fort Lauderdale.  

Zitate aus: «Bob Wollek: Outside the Glory», von Jean-Marc Teissedre, erhältlich bei www.lemans-racing.com

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