Fred Corminboeuf: «Nicht verärgert über Aegerter»
«Es geht um Vertrauensbruch. Wir sind nicht verärgert über Dominique. Er wollte in ein anderes Team und eine Suter fahren, das ist Teil des Spiels. So ist es eben. Problemtisch war für uns nur die Art und Weise, wie das passiert ist. Darüber waren wir enttäuscht. Er hat von uns einen Vertrag vorliegen. In der letzten Woche hatten wir darüber gesprochen. Doch am Ende habe ich nichts mehr gehört, wir haben dann erst davon erfahren, als er schon bei einem anderen Team unterschrieben hatte. Es geht also nur um die Art und Weise, wie es abgelaufen ist. Das war nicht gut. Es ist schwierig, das zu erklären», berichtete CarXpert-Teammanager Frédéric Corminboeuf im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.
Aegerter und das CarXpert-Team waren sich mündlich über die Vertragsverlängerung einig, doch einer der wichtigsten Punkte für Aegerters Zusage war ein Wechsel von Kalex zu Suter. Dies wurde vom Team nicht berücksichtigt.
«Es ist normal, dass er eine Suter will, wieder an die Spitze will und das alles auch für die Schweiz schaffen will. Für den Motorradsport in der Schweiz ist es wichtig, dass Dominique vorne dabei ist. Wenn er denkt, dass es für ihn besser ist, in ein anderes Team zu gehen, dann ist das so. Wir sind nicht verärgert oder emotional. Nur die Art, wie er diese Entscheidung getroffen hat, war nicht schön. Er hätte uns am Freitag oder Samstag anrufen sollen, dann wäre das besser gewesen. Aber dann nur auszurichten, dass er unterschrieben hat, war nicht gut. Davon abgesehen, haben wir kein Problem mit ihm.»
In Brünn hast du versichert, dass es möglich ist, Aegerter 2017 mit einer Suter antreten zu lassen, während Lüthi eine Kalex einsetzt. «Ich habe immer gesagt, dass ich dafür offen bin, eine Suter im Team zu haben. Das ist auch wahr. Wir haben mit Suter gesprochen. Es war interessant. Doch als wir immer weiter planten – auch mit unseren Partnern – wurde es immer schwieriger, einen guten Weg zu finden, wie ein Fahrer eine Suter und der andere eine Kalex einsetzen kann. Am Ende musste ich eine Entscheidung treffen, sie fiel auf Kalex. Wir haben versucht, Domi davon zu überzeugen, bei uns zu bleiben. Wir wissen, dass Dominique, wenn er entspannt und sein Kopf frei ist, um das Podest kämpfen kann. Ganz egal, ob mit einer Suter, Kalex oder Speed Up. Wir wissen, dass er auch mit einer Kalex Rennen gewinnen könnte. Ich war immer offen für Suter. Wir haben mit Suter gesprochen. Ich weiß auch, dass mein Team mit der Technikabteilung von Suter sehr gerne zusammenarbeitet. Das ist nicht das Problem. Es geht aber um die Strategie als Team – auch für die Zukunft. Am Ende konnte ich Domi nicht das geben, was er wollte. Er wollte unbedingt eine Suter, nun hat er einen Weg gefunden, das ist gut für ihn. Wenn er im nächsten Jahr vorne mitmischt, bin auch ich happy. Doch die Weise, wie alles abgelaufen ist, ist etwas traurig. Wir mussten als Team nun eine Entscheidung treffen. Zusammen mit unseren Sponsoren haben wir uns entschlossen, die Zusammenarbeit jetzt zu beenden. Wir wünschen ihm wirklich das Beste», versichert Corminboeuf.
«Nach zehn Jahren ist es nur schade, dass es so endete. Aber das waren nur die letzten Tage. Wir verlieren dadurch aber nicht, was wir vorher miteinander erreicht haben. Wir sind zusammen gewachsen. Es ist nach zehn Jahren nur sehr schwer, es ist nicht so, dass er für uns nur ein Fahrer war, der ein Jahr bei uns fuhr. Doch wir mussten eine Entscheidung treffen. Manchmal kann man einem Fahrer nicht alles geben, was er will.»
Das Problem war also, dass die Geheimhaltung von Daten zweier unterschiedlicher Chassis-Hersteller in einer Teamstruktur und einer Box zu schwierig wäre? «Ja, wir haben zwar zwei Teams, aber es ist eine Box. Dort liegen auch die Ersatzteile und so weiter. Wenn wir entschieden hätten, zwei unterschiedliche Chassis einzusetzen, hätten wir das nicht in einer Box tun können. Das wäre unmöglich. Auch die Ersatzteile hätten separat transportiert werden müssen und vieles mehr... Das ist auch eine finanzielle Frage. An einem gewissen Punkt mussten wir einfach eine Entscheidung treffen und sie fiel auf Kalex», begründet der Teammanager.
Aegerter hatte erklärt, er sei zuerst durch einen Sponsor und die Medien über das Ende der Zusammenarbeit informiert worden. «Nein, das ist nicht richtig. Wir haben ihn und seinen Manager am Mittwoch via Telefon informiert. Zudem haben sie danach eine schriftliche Bestätigung der Entscheidung erhalten. Aber natürlich ist er wütend und traurig. Das ist normal, denn er ist ein Fahrer und will natürlich fahren.»
Gibt es keinen Weg zurück? «Nein, denn wir haben diese Entscheidung nun getroffen und wollen sie nicht rückgängig machen. Wir hatten eine lange Unterhaltung, um diese Entscheidung für das Team zu treffen. Er kann sich nun auf die nächste Saison vorbereiten und seine Schulter ganz auskurieren. Ich bin sicher, dass er im nächsten Jahr viel leisten kann. Auch wenn er einen Vertrag mit uns unterschrieben hätte, hätte er vorne mitmischen können», ist Corminboeuf überzeugt.
Wer wird nun 2017 neben Tom Lüthi und Iker Lecuona für euch antreten? Top-Fahrer sind rar. Ist Jesko Raffin eine Möglichkeit? «Jeder Fahrer, der noch keinen Vertrag hat, hat eine Chance. Wenn du sagst, Fahrer sind rar, dann hast du keine Ahnung, wie viele mich heute angerufen haben», lachte Corminboeuf. «Sechs oder sieben Fahrer haben mich angerufen. Ich habe aber gehört, dass Raffin schon bei SAG unterschrieben haben soll. Es ist natürlich eine interessante Idee, wenn er noch nicht bei SAG feststehen würde. Wir brauchen nun etwas Zeit, um eine Entscheidung zu treffen. Wir müssen nun sehen, was die Sponsoren wollen. Der dritte Platz ist noch offen.»