Stefan Pierer: «Honda ist der meistgehasste Gegner»
Stefan Pierer
Stefan Pierer, Chief Executive Officer (CEO) der KTM Group, hat von Anfang an betont, dass man nicht 30 Millionen Euro im Jahr in die MotoGP-WM investieren werde, um das Startfeld aufzufüllen.
Bei der Teamvorstellung in Munderfing legte Pierer den Marschplan fest. «Wir wollen im dritten Jahr in der Königsklasse am Podest schnuppern und im vierten oder fünften Jahr um Siege und um den WM-Titel fighten, wobei das natürlich auch von der Qualität der Fahrer abhängen wird», erklärte der KTM-Vorstandsvorsitzende.
Pierer ist ein Unternehmer mit Visionen. Er hat die Stückzahlen von 6000 auf 200.000 im Jahr gepusht, er hat WP Suspension dazu gekauft und Husqvarna, im letzten Geschäftsjahr wurde mehr als 1 Milliarde Euro umgesetzt, es wurden erstmals 200.000 Einheiten verkauft (inklusive Husky), der Reingewinn stieg auf mehr als 83 Millionen Euro.
Stefan Pierer setzt sich auch für die Zukunft hohe Ziele. Er will in den nächsten Jahren zum weltweit drittgrößten Hersteller von Sportmotorrädern wachsen, dazu muss er Kawasaki und Suzuki überholen, und er will mit der Zweitmarke Husqvarna die Nummer 3 in Europa hinter KTM und BMW werden, dazu muss Ducati übertrumpft werden, die rund 52.000 Einheiten im Jahr herstellen.
In der Anfangszeit bei KTM hießen Pierers Lieblingsgegner Aprilia und BMW, aber diese Mitbewerber geben keine brauchbare Zielscheibe mehr ab. Inzwischen legt sich der vielseitige Selfmademan lieber mit der weltweiten Nummer 1 an – mit Honda.
Als Pierer heute bei der Pressekonferenz gefragt wurde, ob sich KTM nicht dafür interessiert habe, für 2019 die Moto2-Einheitsmotoren zu liefern, lautete seine Antwort: «Nein, wir sind daran nicht interessiert, die Einheitsmotoren zu liefern. Wir sollten uns nicht überschätzen. Wir beteiligen uns schon an unzähligen Meisterschaften und Rennserien. Die Moto2 ist preiswerter als die Moto3, wegen der Einheitsmotoren. Wir steigen deshalb 2017 ein, aber wir bauen nur die Fahrwerke...»
Dann setzte Stefan Pierer angriffslustig fort: «Die Motoren in der Moto2-WM kommen von unserem meistgehassten Konkurrenten, das ist Honda. Aber wir haben kein Problem damit. So viel ich gehört habe, wird Triumph nach 2018 die Motoren liefern. Der Dreizylinder-Sound könnte sich ganz nett anhören... Für uns ist die Moto2 ein Zwischenschritt zwischen der Moto3 und der MotoGP. Wir können in dieser Klasse unseren Moto3-Champions ein neues Betätigungsfeld anbieten – wie jetzt Brad Binder.»
Die Auseinandersetzung zwischen KTM und Honda hat jahrelange Tradition. Jetzt droht sie zu eskalieren.
Diese beiden Werke bekämpfen sich in der Dakar-Rallye seit fünf Jahren unbarmherzig, KTM hat dort 16 Mal in Serie gewonnen. Honda hat in fünf Jahren nur einen Top-3-Platz erreicht... Dazu kommen die Auseinandersetzungen in der MX1-WM, in der Supercross-WM, in der Moto3 und auf anderen Schauplätzen.
Shuhei Nakamoto schimpfte 2014: «KTM zerstört den Motorsport.» Der Japaner war sauer, weil die Österreicher 27 Moto3-WM-Läufe in Serie gewonnen und ihm Jack Miller für die Moto3-WM 2014 weggeschnappt hatten.
Aber so deutlich wurde Stefan Pierer bisher im Zusammenhang mit Honda noch nie.
Warum sind die Japaner jetzt zum meistgehassten Gegner avanciert?
Pierer: «Honda ist der große Gigant. Trotzdem versucht Honda immer zu betrügen. Schaut euch an, was bei der Dakar-Rallye 2017 passiert ist und was in der Moto3 vorgefallen ist.»
Worauf Pierer anspielte: Honda tankte bei der Dakar-Rallye im Januar illegal nach, alle Werksfahrer bekamen deshalb 60 Strafminuten. Und in der Moto3 hat sich vor einem Jahr herausgestellt, dass die Honda-250-ccm-Motoren 2015 über das Drehzahllimit von 13.500/min hinausdrehten. Das berichteten verschiedene Teams und Techniker, die von Honda zu KTM gewechselt waren.
«Es ist immer das Gleiche bei Honda», wetterte Pierer. «Ich weiß nicht, warum sie das tun. Sie haben das nicht notwendig. Aber anscheinend ist das der Stil von Honda. Und das ist der Grund, warum wir Honda so gern besiegen.»