Valentino Rossi: Fehlt bei Yamaha ein Top-Testfahrer?
Valentino Rossi
Valentino Rossi (38) ist überzeugt: Das neue Yamaha-Chassis, das er beim Montag-Test in Barcelona erstmals getestet und dann in den Rennen in Assen (Sieg) und Sachsenring (Platz 5) eingesetzt hat, bildet einen Fortschritt gegenüber dem Standard-2017-Chassis.
Aber hat das Movistar-Yamaha-Werksteam einen Nachteil gegenüber Honda, wo Cal Crutchlow mit einer dritten 2017-Werksmaschine antritt (auch Miller und Rabat, dazu testen Hiroshi Aoyama und Takuma Takahashi in Japan) und gegenüber Ducati, wo Danilo Petrucci im Pramac-Team eine dritte 2017-Maschine steuert und wo mit Michele Pirro und Casey Stoner zwei wirklich schnelle Edeltestfahrer engagiert sind?
Denn auf diese Weise können die MotoGP-Stars von Honda und Ducati einige Entwicklungsarbeit an Crutchlow, Petrucci & Co. delegieren.
Valentino Rossi und Maverick Viñales hingegen müssen bei Movistar-Yamaha die ganze Testarbeit allein erledigen, denn im Tech3-Kundenteam sind Jonas Folger und Johann Zarco mit letztjährigen YRR-M1-Yamaha unterwegs.
«Es wäre sicher nützlich, wenn wir bei Yamaha eine ähnliche Situation hätten wie unsere WM-Rivalen», attestiert Rossi. «Die Schwierigkeit bei dieser Angelegenheit: Um die Vorteile eines neues Chassis' beurteilen zu können, musst du sehr schnell fahren. Du musst einen Speed haben wie in einem MotoGP-Rennen. Es gibt nicht viele Fahrer, die diese Rundenzeiten zustande bringen. Bei Yamaha haben wir in Japan den Testfahrer Katsuyuki Nakasuga. Er ist schnell, denn er hat viele Rennen zur japanischen Superbike-Meisterschaft gewonnen und mehrmals die Eight Hours von Suzuka, er war auch schon einmal Zweiter beim Valencia-GP. Aber er ist trotzdem nicht so stark wie Maverick und ich... Das lässt sich nicht ändern. Wir bilden das Werksteam, wir sind die Werksfahrer. Alle Werksteams kümmern sich pausenlos um Veränderungen. Wer das nicht macht, für den ist der Titelkampf vorbei.»
Rossi weiter: «Während der ersten Saisonhälfte habe die beiden Tech3-Fahrer mehrmals bewiesen, dass sie ein gutes Gefühl mit den 2016-Maschinen haben. Sie sind aber auch sehr gute Fahrer... Sie sind stark. Zarco ist in Le Mans großartig gefahren, Folger am letzten Wochenende. Sie waren im Rennen bis zum Schluss schnell, sie haben also auch den Hinterreifen vernünftig geschont. Man darf das nicht einfach auf die 2016-Maschinen schieben. Die Fahrer machen den Unterschied aus. Deshalb gratuliere ich den beiden zu ihren Erfolgen.»