Tito Rabat: Warum er in der MotoGP-WM gescheitert ist
Tito Rabat
Der Spanier Tito Rabat gewann 2014 mit dem Marc VDS-Team die Moto2-Weltmeisterschaft. Im Jahr danach wollte er als erster Fahrer den WM-Titel ein zweites Mal gewinnen, er scheiterte gegen Johann Zarco.
Dann bot ihm das Estrella Galicia 0,0-Team für 2016 und 2017 eine Honda RC213V an, doch Rabat enttäuschte 2016 als Gesamt-21. mit 29 Punkten. Teamkollege Jack Miller brachte es immerhin auf 57 Punkte – und einen Sieg in Assen/NL.
Die erhoffte Steigerung blieb in der Saison 2017 aus.
Es bestätigte sich, dass Rabat in erster Linie ein Arbeitstier ist und seine Moto2-Erfolge durch unermüdliches Rackern und pausenloses Trainieren auf seiner Hausstrecke in Almeria bewerkstelligt hat.
In der Saison 2017 holte sich Rabat den ehemaligen 125-ccm-Weltmeister Julián Simón als Riding Coach zur Seite, obwohl bei Marc VDS auch Stefan Prein für diese Aufgabe beschäftigt ist.
Die Steigerung hielt sich in Grenzen. Deshalb wandert der 28-jährige Haudegen jetzt zu Avintia-Ducati ab.
Nach 14 von 18 Rennen hält sich die Startnummer 53 in der WM-Tabelle an 19. Stelle, 28 Punkte hat Rabat erobert – nur zwei pro Rennen im Schnitt.
Rookie Alex Rins mit der Suzuki liegt nur einen Punkt hinter ihm – er war aber von Texas bis Assen verletzt.
Es zeichnete sich schon im Frühjahr ab, dass für Rabat bei Marc VDS Honda 2018 kein Platz mehr sein wird. Damals bahnte sich für die nächste Saison noch ein Fahrerduo mit Miller und Morbidelli an.
Der Australier wechselt aber zu Pramac-Ducati, deshalb wurde Tom Lüthi engagiert.
Schon im Juni begann Rabats wohlhabender Vater über Teambesitzer Marc van der Straten zu lästern. Tito habe einen schlechteren Crew-Chief als Miller und kein konkurrenzfähiges Material.
Marc VDS-Teamprinzipal Michael Bartholemy konterte: «Bei uns haben alle Fahrer ebenbürtiges Material – auch in der Moto2-Klasse.»
Rabats beste Ergebnisse 2017: zwei elfte Plätze in Le Mans und Mugello. Einen Top-Ten-Rang hat er 2017 noch nicht geschafft, Miller immerhin sechsmal in diesem Jahr.
«Von der menschlichen Seite ist die Trennung ärgerlich», sagt Bartholemy. «Ich denke, dass ich viel für Tito gemacht habe. Er ist zu uns gekommen, wir haben ihm immer ein gutes Gehalt bezahlt und ihn nie um Sponsorgeld gefragt. Als er dann gemerkt hat, dass er nächstes Jahr nicht für uns fahren wird, lässt er mich das spüren. Er spricht nicht mehr mit mir, und, und und. Das ist schade, denn im Endeffekt waren es vier tolle Jahre. Er hat für Marc VDS den ersten Weltmeistertitel gewonnen. Wir haben auch im Jahr danach wieder um den Titel gekämpft. Ich habe ihm danach die Chance gegeben, MotoGP zu fahren. Diese Möglichkeit hätte er woanders nicht bekommen, zumindest nicht zu diesen Bedingungen, immer mit einem aktuellen Werksmotorrad und mit einem guten Gehalt. Er leidet jetzt unter dieser Situation. Aber wenn er weg ist, finden wir vielleicht weder zu einem Verhältnis wie vorher. Keine Ahnung.»
Michael Bartholemy wollte Rabat vor zwei Jahren die Herausforderung MotoGP noch ausreden.
«Wir sind auf der Treppe vor dem Truck gesessen. Ich habe gesagt: ‚Tito, du musst in der Moto2 bleiben. Die MotoGP ist eine andere Liga als Moto2.’ Ich erinnere mich oft an dieses Gespräch. Dann frage ich mich: Warum müssen alle Fahrer immer in diese verflixte MotoGP-WM? Warum fahren sie nicht fünf, sechs Jahre Moto2, da verdienst du gute Kohle und bist ein Star. Das ist doch besser, als dauernd Letzter in der MotoGP zu sein.»
Dass Tito Rabat kein überragendes Naturtalent ist, hat sich schon in der 125erKlasse abgezeichnet, als er in fünf Jahren (2006 bis 2010) nur einmal in der Gesamtwertung unter die Top-Ten fuhr – als WM-Sechster 2010. Und er gewann in diesen fünf Jahren nur drei WM-Rennen – 2007 in Shanghai, 2010 in Jerez und Brünn.
In der Moto2 hielt sich Rabat jahrelang durch das emsige Trainieren mit einer Supersport-Maschine oder Kalex in Almeria in Form.
«Aber die MotoGP-Klasse kannst du nicht auf diese Weise simulieren», weiß Bartholemy. «Du kriegst die Reifen dazu nicht, du hast nie die nötige Power und die Karbonbremsen. Tito hat ja versucht, die MotoGP-Klasse im privaten Training zu kopieren. Er ist mit der käuflichen Honda RC213V-S gefahren. Vergiss es!»
Selbst mit dieser 188.000 Euro teuren und 215 PS starken MotoGP-Replica fand Rabat in der Königsklasse nie den Anschluss.
Bartholemy: «Mit der 600er hat Tito jeden Tag für die Moto2-WM trainiert. So wie jemand, der Rennrad fährt oder boxt oder sonst einen Sport betreibt.»