MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Mika Kallio (KTM): «Ich bin besser als je zuvor»

Von Günther Wiesinger
Mika Kallio bekam nach seinem Moto2-Jahr bei Italtrans Ende 2015 keinen GP-Vertrag mehr. Als KTM-Testfahrer hat er sich wieder ins Rampenlicht befördert.

Als Mika Kallio nach dem famosen zehnten Platz beim GP von Österreich in Spielberg von seiner KTM RC16 stieg, klopfte ihm KTM-Firmenchef Stefan Pierer begeistert auf die Schulter.

«Du hast einen Job für nächstes Jahr», teilte er dem Finnen mit.

Damit ließ Pierer durchblicken, dass sich Kallio auf einen Vertrag als Stammfahrer statt Bradley Smith gefasst machen könne.

Denn der KTM-Testfahrervertrag für 2018 war so gut wie besiegelt, auch wenn sich Kallio ein paar Wochen lang umschauen durfte, ob ihn Teams wie Marc VDS Honda oder Avintia Ducati als Stammfahrer für 2018 verpflichten würden.

Aber daraus wurde bekanntlich nichts. Und Smith wurde vor den Übersee-GP im Oktober als Teamkollege von Pol Espargaró für 2018 bestätigt.

Also steht Mika Kallio eine dritte Saison als KTM-Testfahrer bevor.

In der Saison 2017 hat der Finne die WM-Läufe in Sachsen, Spielberg, Aragón und Valencia bestritten. Er landete auf den Rängen 16, 10 und 11. In Valencia stürzte er im Rennen.

Wie hat sich der 125-ccm-Vizeweltmeister von 2005 und Moto2-Viteweltmeister von 2014 nach der Entlassung bei Italtrans Ende 2015 wieder so stark motiviert und in Form gebracht?

«Ich habe mir nach der Saison 2015, als ich keinen GP-Vertrag mehr bekam, ernsthafte Gedanken über meine Zukunft gemacht», schilderte Mika im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Ich habe damals den Glauben an mich und meine Fähigkeiten nicht verloren. Ich habe damals gesehen, dass meine Gegner aus der 125er, 250er und Moto2-WM wie Lorenzo und Dovizioso jetzt in der MotoGP-WM auf den besten Bikes sitzen und in den besten Teams fahren. Sie waren in den kleinen Kategorien für mich nie unüberwindliche Gegner gewesen. Ich dachte mir, es gibt keinen Grund, warum ich ihnen heute nicht mehr in der Lage sein sollte, ihnen das Wasser zu reichen. Nein, ich habe dann das körperliche Training nicht unbedingt verschärft, es war eher eine mentale Angelegenheit. Natürlich muss man als Sportler körperlich fit sein. Als ich damals gesehen habe, welche Jungs in der MotoGP vorne sind, habe ich überlegt. Was ist der Unterschied zwischen ihnen und mir? Ich dachte mir: Ich habe viele Jahre Erfahrung, ich habe alles, was man in dieser Szene braucht, um Erfolg zu haben.»

Kallio: «Ich habe weiter gegrübelt: Was habe ich in den guten Jahren anders gemacht, was in den schlechten? Ich habe mich an die guten Dinge erinnert und sie in den Vordergrund meines Handelns gerückt. Nachher habe ich mich gefragt: Welches Feeling hatte ich in den guten Jahren? Ich habe sogar eine Liste zusammen geschrieben mit all diesen Einzelheiten und habe alles in die Waagschale geworfen.»

Kallio weiter: «Ich habe nachher bei KTM einen MotoGP-Testfahrervertrag für 2016 und 2017 unterschrieben. Ich dachte, vielleicht wird das eine Möglichkeit sein, um wieder Stammfahrer zu werden. Ich spüre heute, dass ich ein besserer Rennfahrer bin als je zuvor. Ich war in meiner ganzen Karriere noch nie besser. Ich kann konstant auf einem hohen Level fahren, ich mache keine Dummheiten. Ich weiß, wie weit ich gehen kann. Aber trotzdem ist es mir bisher nicht gelungen, wieder einen Vertrag für alle Grand Prix zu bekommen. Ich werde also 2018 bei KTM wieder dasselbe machen, testen und vielleicht vier bis sechs Wildcard-Einsätze absolvieren. Aber ich fühle mich mit 35 Jahren noch jung. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt. Ich habe den KTM-Leuten schon vor zwei Jahren gesagt: Mein Ziel ist es, eines Tages wieder Fixstarter in der WM zu werden.»

Kallio hat zwei Ziele vor Augen. Er will 2019 oder 2020 beim Comeback des Finnland-GP auf dem Kymiring im Sattel sitzen.

Und er weiß, dass KTM 2019 ein MotoGP-Satellitenteam beliefern wird. Und bei dieser Gelegenheit könnte Stefan Pierer sein Versprechen mit einem Jahr Verspätung einlösen.

Aber die Moto2-Piloten Miguel Oliveira und Brad Binder dürfen sich ebenfalls Hoffnungen auf einen MotoGP-Deal mit KTM machen.

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