Pit Beirer (KTM): Was für den Deal mit Tech3 sprach
Red Bull KTM-Team: Beirer, Trunkenpolz, Kallio, Kinigadner, Pol Espargaró, Leitner und Smith
Rascher als erwartet hat sich KTM Factory Racing für die Jahre 2019 bis 2021 in der MotoGP-WM zu einer Zusammenarbeit mit Tech3 entschlossen – der französische Rennstall wird das Satellitenteam der Österreicher bilden.
SPEEDWEEK.com hat sich mit Pit Beirer, Motorsport-Direktor von KTM, über dieses Projekt unterhalten und geklärt, warum Marc VDS nicht zum Zug kam – nicht einmal in der Moto2.
Pit, auch Marc VDS-Teamchef Bartholemy war überrascht. Er war an KTM interessiert. Wann haben die Gespräche mit Hervé Poncharal begonnen?
(Er schmunzelt). Ich kann mich gar nimmer so genau erinnern. Auf einmal lagen unterschriftsreife Verträge auf meinem Schreibtisch…
Es war auf jeden Fall eine sehr rasch vereinbarte Wunschpartnerschaft. Sie ist nach ganz kurzen, intensiven Gesprächen zustande gekommen.
Wenn du einen guten Partner findest und das Gefühl hast, da stimmt alles und er bringt alles mit, was du brauchst: Warum soll man dann warten und wie auf dem Basar mit vier oder fünf anderen Partnern verhandeln und feilschen?
Wurde mit anderen Teams wie LCR oder Marc VDS gar nicht gesprochen?
Nein, das erste Gespräch war so vernünftig, dass wir gesagt haben: Mit Tech3 sind so viele Synergien da!
Klar, wir haben uns nicht zufällig getroffen. Wir haben uns angeschaut, was Poncharal und Tech3 in den letzten 20 Jahren im Fahrerlager gemacht haben. Dann wird das einmal ein Wunschpartner... Dann redest du mit diesem Menschen höflich und ordentlich, du spürst, da geht sofort was weiter.
Wir wussten, Tech3 kann in die Bredouille kommen durch die Politik des bisherigen Partners aus Japan. Also haben wir uns sehr schnell geeinigt und gar nicht mehr viel Zeit verschwendet mit anderen Gesprächen.
Das Marc VDS Honda-Team wäre kein Ansprechpartner gewesen? Das Team ist bis Ende 2021 durchfinanziert und baut in der Moto2 immer starke Fahrer für die Königsklasse auf.
Uns wurde zugetragen, mit welchem Hersteller Marc VDS für die Zeit nach 2018 in der MotoGP liebäugelt. Das war nicht KTM. (Pit Beirer spielt auf Suzuki an).
Marc VDS-Teamprinzipal Michael Bartholemy hat schon beim Valencia-GP gegenüber SPEEDWEEK.com erklärt, er könne sich in der Moto2 sogar einen Umstieg von Kalex auf KTM für 2018 vorstellen. Er hat dir am 21. Dezember nach dem Platzen des Pickworth-Deals ein SMS geschickt und angefragt, ob er die zwei KTM von Kiefer für 2018 bekommen kann. Du hast zurückgeschrieben: «Für wen?» Márquez und Mir wären doch starke Fahrer gewesen?
Das hat er dir verraten? Wenn er so offen ist... Ich hätte jetzt nicht darüber geredet.
Ich war damals im Dezember so überrascht über diese Frage, dass ich wirklich dachte, er redet über irgendein zweites Team, das er aufmachen will. Ich habe nicht damit gerechnet, dass die Frage ernsthaft für sein Nr.-1-WM-Team gemeint war.
Wir schätzen das Marc VDS-Team als unglaublich starkes, seriöses und professionelles Team ein. Daran gibt es gar keinen Zweifel. Es war vielleicht ein Fehler, dass wir nie miteinander geredet haben.
Nur können und müssen wir nicht mit allen Teams zusammenarbeiten. Deshalb war es so kurz vor Weihnachten für mich kein seriöser Gedanke, das stärkste gegnerische Team auch noch einzugemeinden. Sonst hätte es geheißen, KTM kauft sich das ganze Moto2-Feld zusammen.
Das war für mich wirklich eine verblüffende Frage. Ich wollte Kalex auch nicht das gerne das Top-Team wegschnappen.
KTM-Firmenchef Stefan Pierer hat gesagt, er möchte 2019 gern die KTM-Moto2-Fahrer ins MotoGP-Kundenteam einschleusen.
Es ist schon mehrmals die Frage aufgetaucht, ob wir uns mit Tech3 verbündet haben wegen der Fahrer, die sie unter Vertrag haben. Das muss ich verneinen. Wir haben die Zusammenarbeit vereinbart, weil wir die Struktur brauchen, damit wir nach 20198 vier Bikes in der MotoGP haben.
Das bringt mich zur Frage: Wird die Zusammenarbeit mit dem Tech3-Team auch auf die Moto2-WM ausgedehnt?
Ob Hervé Poncharal 2019 in der Moto2-WM vom Eigenbau-Motorrad auf KTM wechselt und mit welchen Fahrern wir im Tech3-KTM-MotoGP-Team fahren, das ist der nächste Schritt, über den wir reden werden.
Wichtig ist, dass jetzt die Basisstruktur vom Red Bull Rookies-Cup bis rauf in die MotoGP steht. Darauf sind wir stolz.
Aber man liegt nicht ganz falsch, wenn man bei Tech3 für 2019 in der Moto2-Klasse mit einem Umstieg auf KTM rechnet?
Hervé Poncharal hat diese Frage so direkt bisher nicht gestellt. Denn wir haben bisher noch ganz wenig Kontakt miteinander gehabt.
Ab er es würde zum ganzen Projekt ganz gut dazu passen, wenn der Partner, der mit KTM MotoGP fährt, auch in dieser Kategorie sein Team mit KTM befeuert. Aber bisher baut tech23 da ein eigenes Motorrad. Da steckt bisher eine andere Suspension drin. Über die Moto2 werden wir uns mit Hervé unterhalten, wenn alle 2018-Projekte ordentlich am Laufen haben.