Suzuki: Seltsame Fahrer-Engagements, kein Kundenteam
Seit dem Beginn der MotoGP-Viertakt-Ära im Jahr 2002 hat Suzuki nie mehr ein Kundenteam in der Königsklasse eingesetzt und betreut.
Immer wieder gab es diesbezüglich Ambitionen, aber die V4-Maschine war bis 2011 nie wirklich konkurrenzfähig, weder mit 990 ccm (2002 bis 2006) noch mit 800 ccm, die bis Ende 2011 das Hubraumlimit bildeten.
Suzuki setzte 2011 nur noch Loris Capiriossi ein und zog sich dann aus der WM zurück, um einen Reihenvierzylinder zu entwickeln.
Die neue GSX-RR wurde zwei Jahre lang von Randy de Puniet getestet, in der WM 2015 trieben aber Maverick Viñales und Aleix Espargaró das MotoGP-Projekt von Suzuki Ecstar voran.
Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta wünschte sich für 2018 von allen sechs MotoGP-Herstellern ein Kundenteam, aber Aprilia und Suzuki werden ihm diesen Gefallen auch 2019 nicht tun.
Dafür könnte Ducati wie in den letzten drei Jahren drei Kundenteams (Pramac, Avintia und Martinez) haben – und KTM kommt mit Tech3 neu dazu.
Suzuki hat im Mai 2017 bei LCR-Teambesitzer Lucio Cecchinello angefragt, aber der Italiener blieb bei Honda. Danach rechnete sich Avintia-Teamchef Raúl Romero gute Chancen auf einen Deal mit Suzuki für 2019 aus.
Daraus wurde aber nichts, weil Marc VDS in Argentinien mit Suzuki für drei Jahre fast einig war. «Wir wollen 2019-Werksmaschinen für Franco Morbidelli», sagte der inzwischen entlassene Teamprinzipal Michael Bartholemy.
Am Donnerstag beim Las-Termas-GP besuchten die Marc-VDS-Crews-Chiefs Diego Gubellini (Morbidelli) und Gilles Bigot (Lüthi) bereits die Suzuki-Boxen. Sie bekamen eine technische Einweisung. Der Deal schien nur noch Formsache zu sein.
Aber dann kam das Zerwürfnis zwischen Teambesitzer Marc van der Straten und Bartholemy ans Tageslicht. Die MotoGP-Zukunft von Marc VDS wurde zum großen Fragezeichen.
Suzuki hat die Kundenteampläne still und heimlich wieder beerdigt – zum weiterholten Male.
Die Japaner benötigen kein Junior-Team, denn sie betreiben es im Werksteam künftig selber – mit dem 20-jährigen Joan Mir und dem 22-jährigen Alex Rins.
Lorenzo, Iannone, Pedrosa – sie wären alle zu haben gewesen.
Aber die Personalpolitik von Suzuki hat schon mehrmals für Kopfschütteln gesorgt. Nach 2016 ging Viñales zu Movistar-Yamaha, aber warum dann auch gleich Aleix Espargaró entlassen wurde, war schwer verständlich. Mit den zwei Suzuki-Neulingen Iannone und Rins fehlte 2017 jede Referenz, es folgte eine enttäuschende Saison ohne einzigen Podestplatz.
Und noch eine Personalie sorgte für Kopfschütteln: 2016 hatte Suzuki bereits vor dem Saisonstart einen Vorvertrag mit dem zweifachen Moto2-Weltmeister Johann Zarco abgeschlossen. Aber dieser wurde schließlich aufgelöst, Rins bekam den Vorzug. Zarco blieb nur der wechsel zu Tech3-Yamaha. Er stellt Suzuki seither regelmässig in den Schatten.
Im Frühjahr 2018 trat Suzuki wieder an Zarco heran. Aber für den Franzosen (2019 und 2020 bei Red Bull KTM) existiert Suzuki nicht mehr. Er gab drei Monate lang keine Antwort.
Ob Alex Rins und Joan Mir genug Erfahrung und Knowhow für die Weiterentwicklung der GSX-R haben – wir werden es sehen.