Pol Espargaró (KTM/6.): «Mein härtestes Rennen»
Im Rennen: Pol Espargaró wird von Morbidelli und Crutchlow gejagt
Einstellige Ergebnisse hatte KTM-Firmenchef Stefan Pierer im Februar bei der Teamvorstellung von seinem Red Bull KTM Factory-Team für die MotoGP-WM gefordert. Und Pol Espargaró lieferte in Texas beim dritten Grand Prix bereits einen fünften Startplatz und Rang 8 im Rennen ab. In Le Mans sorgte er heute mit dem famosen fünften Platz 5 für das beste KTM-Ergebnis auf trockener Fahrbahn. Im Regen von Valencia war er ja 2018 bereits als Dritter über den Zielstrich gebraust.
Bei der Rückkehr von Espargaró hatte sich vor der KTM-Box bereits eine Riesenmenge von Orange gekleideten Teammitgliedern versammelt. Pol klatschte Jens Hainbach, Mike Leitner, Sebastian Risse und ein paar andere ab, dann sprang er seinen neuseeländischen Crew-Chief Paul Trevathan an. «I love you», entfuhr es dem kräftig gebauten Cheftechniker.
Dann schnappte sich Pol einen Red Bull-Drink und setzte sich auf seinen Sessel in der Box. «Ich habe bald gesehen, dass es am besten ist, wenn ich versuche, die Zeit beim Bremsen wettzumachen», seufzte der Spanier. «Egal, was du gemacht hast, es hat funktioniert, das ist die Hauptsache», entgegnete der strahlende Paul Trevathan.
«Das war jetzt eine Vorstellung», jubelte Teammanager Mike Leitner, während der daheim gebliebene Motorsport-Direktor Pit Beirer über WhatsApp ein Dutzend freundlicher Emojis verschickte.
Der konditionell überragend starke Pol Espargaró hielt nicht nur Morbidelli in Schach und vergrößerte den Abstand auf den Yamaha-Piloten konstant, er ließ auch Quartararo und Crutchlow sowie Rins und Lorenzo keine Chance.
KTM blieb also vor der besten Suzuki und brachte vier Motorräder in die Punkteränge, denn Zarco, Syahrin und Oliveira (er bekam einen 1,5 sec Penalty) landeten auf den Rängen 13, 14 und 15.
Es war der 42. GP-Einsatz von KTM seit dem Debüt in Valencia 2016 mit Mika Kallio. Und Pol Espargaró hat sich hier drei Tage lang konstant in den Top-Ten gehalten, bei Sonne, bei Regen und bei gemischten Verhältnissen. Die drei Stürze am Freitag und Samstag hat er tapfer weggesteckt.
Pol Espargaró machte sich keine Mühe, die gewaltigen Emotionen zu unterdrücken. Er weiß, bei KTM wird Tag und Nacht geschuftet, um die RC16 noch schlagkräftiger zu machen. In Le Mans verlor er in 27 Runden nur 5,9 Sekunden auf Siueger Marc Márquez!
«Das war eines der besten Rennen in meiner Laufbahn, das ist sicher, obwohl ich schon in so vielen Klassen und Serien gewonnen habe», jubelte Espargaró. «Das war heute das härteste Rennen meines Lebens. Ich war von der ersten bis zur letzten Runde am Limit. In den ersten Kurven hatte ich beim Bremsen vorne erstaunliche ‚Lockings‘, aber es ist mir gelungen, im Sattel sitzen zu bleiben. Ich war überall am Limit. Wir fehlen die Worte. Ich kann mich nur bei diesem großartigen Team bedanken, bei Firmenchef Stefan Pierer, bei Pit Beirer, bei Mike Leitner, bei allen Jungs in meiner Box, bei Red Bull, bei allen Fans auf der Tribüne, die KTM die Daumen drücken. Unsere Performance ist das Ergebnis von unglaubliche viel Arbeit, daheim in Österreich, in Mattighofen und hier an der Rennstrecke. Wir sind erst das dritte Jahr dabei, deshalb müssen wir uns rascher steigern als die Gegner, die auch pausenlos entwickeln. Aber unsere Fortschritte können sich sehen lassen.»
In den letzten Wochen war die Aerodynamik verbessert worden, es gab einen veränderten Lenkkopfwinkel, eine Karbonschwinge, eine längere Schwinge und dazu neue Motorteile für das ca. 290 PS starke V4-1000-ccm-Triebwerk, um die Kraftentfaltung sanfter zu machen.