Gigi Dall’Igna (Ducati): Valentino Rossis Stellenwert
Gigi Dall’Igna
SPEEDWEEK.com-Leser wissen bereits, dass Ducati in der kommenden MotoGP-Saison wie schon 2017 und 2018 wieder mit acht Motorrädern im MotoGP-Feld vertreten sein wird: Gresini Racing wird den Wechsel zu Ducati noch vor dem anstehenden Sachsenring-GP offiziell bestätigen, Rossis Aramco Racing Team VR46 wird folgen.
Die Saison 2022 war eines der Themen, über die Gigi Dall’Igna, General Manager von Ducati Corse, im Interview mit den italienischen Kollegen von GPOne.com sprach: «Wir hatten schon vor ein paar Jahren acht Motorräder, als das Aspar Team, Avintia und Pramac mit uns waren. Es ist für uns also nichts Neues, ich glaube, dass wir die Kompetenz und die Möglichkeiten haben, acht Motorräder an den Start zu bringen. Wie immer gibt es Vor- und Nachteile, aus organisatorischer Sicht ist es klarerweise kompliziert – es bedeutet Arbeit. Ich glaube aber, dass es aus technischer Sicht ein absoluter Vorteil ist, mehr Fahrer auf der Strecke zu haben – mehr starke Fahrer. Denn in unserem Job ist es wichtig, die Arbeit auf einer statistischen Grundlage zu basieren.»
Apropos Fahrer: Wäre der Ducati-Rennchef einverstanden, falls Valentino Rossi einen Platz für sich im eigenen MotoGP-Team beanspruchen würde? Immerhin hatte der 42-jährige Superstar die Möglichkeit, wenn auch mehr im Scherz, selbst zur Sprache gebracht.
Valentino ist Valentino und wird Valentino bleiben, solange er fährt. Ich glaube – unabhängig von den Sympathien oder zu wem einer hält – dass Valentino wahrscheinlich die wichtigste Persönlichkeit ist, die dieser Sport je gesehen hat. Daher finde ich es richtig, dass man ihm das zunächst zugutehält und ihm dann auch den Raum gibt, um ein bisschen das zu tun, was er will – natürlich innerhalb gewisser Grenzen.
Hätte Dall’Igna an Yamahas Stelle den Vizeweltmeister von 2020, Franco Morbidelli, mit einem nicht aktuellen Motorrad wie der «A-spec»-M1 in die nächste Saison geschickt?
Ich glaube nicht, dass Ducati sich einem Fahrer gegenüber, der Zweiter in der Weltmeisterschaft war, so verhalten hätte. Es ist klar, dass in einer WM das Geld wichtig ist, aber der Sport muss eine der Hauptsachen sein, die einer im Kopf hat, wenn er über die Mannschaften und Fahrer nachdenkt.
Eine solche Entscheidung kann aber natürlich nicht erst am Ende der Saison gefällt werden. Dann ist es zu spät. Eine Entscheidung dieser Art muss im Juni bis Juli getroffen werden. Ich kann mir vorstellen, dass es Yamaha ein bisschen unvorbereitet getroffen hat, weil die WM im Vorjahr spät begonnen und noch später aufgehört hat. Wahrscheinlich fanden sie sich in der unangenehmen Situation wieder, einen wichtigen Fahrer in den eigenen Reihen zu haben, aber nicht über die Zeit zu verfügen, um mit dieser Situation bestmöglich umzugehen.
Das war wohl das Pech von Franco. Es wäre sicherlich richtig gewesen, alles zu tun, um ihm ein Motorrad zu geben, das so konkurrenzfähig wie möglich ist. Franco hat sich das im Vorjahr verdient, weil er eine außergewöhnliche Saison gezeigt hat.