Petrucci: «Möchte am Sonntag nicht meine Leber sein»
Danilo Petrucci
Danilo Petrucci bestreitet an diesem Wochenende in Valencia seinen 169. und letzten Grand Prix in der Motorrad-WM, ehe er sich mit der Rallye-Dakar einer neuen Herausforderung stellt. «Ich will meine letzten Kilometer auf einem MotoGP-Bike genießen», kündigte der Tech3-KTM-Pilot an. Aus der Superstock-1000-EM arbeitete er sich über die Claiming-Rule-Bikes bis zum zweifachen MotoGP-Sieger hoch. «Vor zehn Jahren kannte mich hier keiner und vor allem kannte ich keine GP-Strecken oder GP-Bikes. Es war ein langer Weg und ich hatte viel Spaß. Es war wirklich schön, mit den besten Jungs der Welt zu kämpfen.»
«Seit dem Vorjahr hatte ich ein bisschen Probleme, wegen meiner Größe und meines Gewichts», fuhr Petrucci fort. «Ich fing an, darüber nachzudenken, wie man auf einem Motorrad auf eine andere Weise Spaß haben könnte. Zum Glück ergab sich diese Gelegenheit jetzt, dank KTM. Sicherlich muss ich aber wieder von vorne anfangen. Glücklicherweise sind meine fahrerischen Fähigkeiten recht gut, aber das Navigieren muss man erst verstehen. Hier reden wir über Meter und Millimeter am Motorrad, dort über Kilometer – und du weißt nie, was passiert. Im Rallye-Zirkus bin ich aber einer der jüngsten und einer der leichtesten Fahrer. Hoffentlich kann ich in ein paar Jahren auch konkurrenzfähig sein.»
Was war das beste Gefühl in seiner MotoGP-Karriere? «Ein Rennen zu gewinnen, ist sicherlich etwas Unglaubliches», schickte «Petrux» voraus. «Mein Kindheitstraum war, Weltmeister zu werden. Leider traf ich hier auf viele Talente. 2019 kämpfte ich aber Rennen für Rennen um den Sieg und das Podium. Das beste Gefühl war vielleicht, Mugello zu gewinnen. Der Punkte ist, dass ich mich nicht mehr so sehr an das Gefühl erinnern kann, weil es zu groß war und die Erwartungen beim Heimrennen so große waren.... Um ehrlich zu sein, erinnere ich mich kaum an das, was nach der Zieldurchfahrt passierte. Im Vorjahr in Le Mans wieder zu gewinnen, war viel besser. Denn ich genoss das, was ich geleistet hatte, wirklich sehr, aus sportlicher Sicht.»
Was sagen eigentlich seine Eltern dazu, dass der 31-jährige Italiener nur das berüchtigte Wüsten-Abenteuer auf sich nimmt? «Meine Eltern haben die Hoffnungen schon aufgeben», lachte Petrux. Wieder ernst ergänzte er: «Ich glaube, ich habe großes Glück, weil meine Eltern ihr Leben für ihre Kinder gegeben haben. Zum Glück sind sie glücklich, wenn ich glücklich bin. Ich weiß nicht, ob ich mein Kind, falls ich einmal Vater sein sollte, Motorrad fahren lassen würde, weil es von außen ziemlich angsteinflößend ist. Sie ließen mich machen und ich bin so glücklich, dass wir es am Ende an die Spitze schafften. Sie wissen aber schon, dass ich so verrückt bin, die Dakar zu bestreiten.»
Apropos verrückt: Petrucci fürchtet sich jetzt schon vor seiner MotoGP-Abschiedsparty. «Ich möchte am Sonntag nicht meine Leber sein – und genauso wenig Jack treffen», scherzte er mit Blick auf seinen ehemaligen Teamkollegen Jack Miller.
Der Australier bestätigte lachend: «Ich habe ihn gerade gefragt, ob sein Bruder an diesem Wochenende kommt. Er meinte ja und ich jetzt weiß ich, dass wir in Schwierigkeiten sind.»
Die direkte und humorvolle Art von Petrucci wird im MotoGP-Paddock auf jeden Fall fehlen. «Ich versuchte immer, mich nicht zu ernst zu nehmen und ehrlich zu sein. Vielleicht war das auch ein Problem, man kann in dieser Welt nicht immer die Wahrheit sagen», meinte er selbst dazu.