Pit Beirer (KTM): Mit Aki Ajo-Team in die MotoGP-WM?
2017 kehrt das KTM-Werk zwölf Jahre nach dem recht ruhmlosen Ausstieg 2005 (als Motorenlieferant des Team Roberts, Fahrer: Shane Byrne und Jeremy McWilliams) wieder in die MotoGP-WM zurück.
Firmenchef Stefan Pierer strebt ein Joint Venture mit einem existierenden MotoGP-Team an, so ein Semi-Werksteam hat sich in der Moto3-Weltmeisterschaft mit dem Red Bull Ajo-KTM-Team in den letzten drei Jahren ausgezeichnet bewährt.
Doch die starken und erfolgreichen Kundenteams wie LCR, Pramac oder Tech3 haben starke Verbindungen zu Herstellern wie Honda, Ducati oder Yamaha, sie bilden quasi die Junior-Teams und führen junge Talente an die Werksteams heran.
Dafür wird das Material billiger geliefert, vielfach zahlen die Werke sogar die Fahrergagen, machen direkte Verträge mit den aufstrebenden Piloten. So war es bei Stefan Bradl und HRC, so war es bei Pramac-Ducati mit Iannone, so ist es jetzt bei Miller (LCR) und Pol Espargaró (Tech3-Yamaha).
Es ist verständlich, wenn sich diese Topteams auf keinen Neueinsteiger wie KTM einlassen und lieber die Connection zum bisherigen Motorradpartner pflegen will.
Deshalb bieten sich für KTM Racing bisher nur Avintia, Drive M7 Aspar und Forward Racing als mögliches Semi-Werksteams an. auch Marc VDS wäre 2017 wieder vertragsfrei, der Honda-deal endet 2016. Da irgednwann nur noch vier Motorräder pro Hersteller erlaubt sein werden, müssen sich diese Rennställe womöglich nach neuen Partner umsehen – bei Suzuki, Aprilia und KTM.
In Mattighofen werden die Perspektiven mit diesen Privatteams allerdings nicht gerade als hinreissend betrachtet.
Deshalb wird längst über einen Plan B nachgedacht. KTM hält ja den Slogan «Ready to Race» hoch, deshalb ist auch ein reinrassiges Werksteam vorstellbar.
Ein Testteam muss ohnedies auf die Beine gestellt werden, mit Mike Leitner (zuletzt neun Jahre bei Dani Pedrosa Crew-Chief in der MotoGP-WM) wäre bereits ein Routinier für die On-Track-Geschäfte unter Vertrag. Und KTM könnte sogar Moto3-Teambesitzer Aki Ajo beim MotoGP-Projekt zuziehen.
Er weiss, wie man ein Siegerteam formiert, wie man ein Team vorwärtsbringt, viele Fahrer vertrauen ihm, mit Johann Zarco bildet er 2015 erstmals ein eignes Moto2-Team auf Kalex, der erste Schritt Richtung MotoGP ist also gemacht.
Ausserdem: Ajo wird beim möglichen Sponsor Red Bull hoch geschätzt, er ist mit den WP-Suspension-Produkten vertraut.
SPEEDWEEK.com hat sich mit Pit Beirer, Head of Motorsport bei KTM, über die unterschiedlichen Szenarien in der MotoGP-Klasse unterhalten.
Pit, gibt es Neuigkeiten hinsichtlich eines möglichen Teampartners für 2017? Es hat offenbar schon Kontakte gegeben, man munkelt von Avintia, Martinez und Forward? Auch Marc VDS könnte ein Thema werden. Liege ich ganz falsch, wenn ich Aki Ajo als ernsthaften Kandidaten für die MotoGP bezeichne?
(Pause. Er seufzt.) Ja. Wäre sicherlich eine Möglichkeit. (Er zögert). Ja. Aber das ist mit Sicherheit momentan nicht unser vorrangiges Thema. ich werde mich jetzt im Januar noch mit ein paar namhaften Teambesitzern an einen Tisch setzen und schauen, was man zusammen machen könnte.
Wir haben aber immer noch den Plan im Hinterkopf, das Werksteam selber durchzuziehen.
Das ist eine Entscheidung, die bisher noch nicht wirklich gefallen ist. Sie wird auch in den nächsten Monaten noch nicht fallen.
KTM sucht einen Rennstall, der erfolgsorientiert ist und weiss, wie man in der MotoGP-WM Erfolge einfährt. Bevor KTM kein konkurrenzfähiges Motorrad verfügt, wird sich aber kein Spitzenteam für die RC16 interessieren. Da ist man lieber das drittbeste Honda-, Yamaha- oder Ducati-Team.
Ja, und wenn du bei den Teams einmal ganz hinten anfängst, dann wird der Weg an die Spitze noch einmal ein Stück länger.
Wir müssen auf jeden Fall ein Team für die Zusammenarbeit finden, das uns auch befruchten kann. Es darf nicht sein, dass wir bei KTM als MotoGP-Greenhorn das Team auch noch an die Spitze hochziehen müssen.
Da können wir es selber auch gleich machen.