Shinichi Kokubu (HRC): «Casey Stoner ist unglaublich»
Der Japaner Shinichi Kokubu ist General Manager von HRC Technology und somit Chefentwickler für die GP-Maschinen NSF 250RW und RCV213V sowie das neue Open-Motorrad RC213V-RS.
Beim Sepang-Test erlebte Shinichi Kokubu vor zehn Tagen fabelhafte Bestzeiten der Repsol-Honda-Stars Marc Márquez und Dani Pedrosa.
Der HRC-Ingenieur verheimlicht aber auch seine Bewunderung gegenüber Honda-Testfahrer Casey Stoner nicht. Schliesslich war es doch der Australier, der 2012 für den ersten Sieg «seiner» RC213V gesorgt hat.
Kokubu-San, waren Sie dabei, als Stoner letzten Oktober in Motegi und zuletzt in Sepang getestet hat?
Aber natürlich. Ich versuche immer an der Strecke zu sein, wenn wichtige Tests anstehen. Auch in der Moto3. Denn es gibt immer Details, die in keinem geschriebenen Rapport vorkommen. Es geht um die Eindrücke des Fahrers. Um seinen Gesichtsausdruck, wenn er etwas sagt. Manchmal kann schon der Ton seiner Stimme einiges verraten.
Das heisst, es ist nicht wichtig, was der Fahrer sagt, sondern wie er es sagt?
So ist es wirklich, denn der Fahrer drückt sich anders aus als die Ingenieure. Er bietet eine andere Sichtweise, denn es gibt in der Phase einer Weiterentwicklung nichts Schlimmeres als Missverständnisse. Es reicht nicht, wenn man Papier seitenweise mit Daten füllt, ohne in diesen Daten einen Sinn zu sehen. Deshalb ist es wichtig, dem Fahrer persönlich zuzuhören und ihn zu beobachten.
Leistet Casey Stoner heute als Testfahrer noch wertvolle Arbeit?
Auf jeden Fall, er ist die RC213V 2015 mit der Abstimmung von Dani und der von Márquez gefahren, also zwei identische Maschinen mit verschiedenen Abstimmungen. Zudem haben wir ihn im Oktober auch mit Michelin fahren lassen, die kennt er noch aus der Zeit 2006 mit der Fünfzylinder-Honda, als er bei LCR-Honda unterwegs war. Casey hat uns nachher mit ganz interessanten Details gefüttert.>
Welchen Effekt hat seine Testarbeit?
Ich würde sagen: «Unglaubliche.»
Wirklich?
Ja, ich bin überrascht von seinem Speed und wie er sich angepasst hat. Wenn man bedenkt, dass er bis Oktober über ein Jahr nicht mehr getestet und nicht wirklich gepusht hatte. Vor dem Test sagte er mir noch, ich will nicht zu stark pushen und dass er dies und das nicht könnte. Das heisst, er wollte unter dem Limit bleiben. Denn er sagte auch, ich kann schneller fahren, aber dann riskiere ich einen Sturz und damit wäre meine Arbeit für die Katz. Ich war überrascht von seinen Zeiten, die nahe an denen der Topfahrer waren. Ich frage mich, wozu er fähig wäre, würde er wieder trainieren und mehr riskieren.
Denken Sie also, dass er wieder ganz stark sein könnte?
Ja, denn ich habe ihn gefragt, ob er nach seinem Rücktritt 2012 wirklich nicht mehr trainiert habe. Und er versicherte, das wäre wirklich so gewesen. Trotzdem: Sobald er auf der Strecke ist, ist es sofort wieder schnell. Und er hat sogleich mit seinem Ellbogen Striche auf den Asphalt gezogen.
Ja, Stoner ist ein unglaublicher Fahrer.