Pit Beirer (KTM): Einzelheiten zum MotoGP-Einstieg
Pit Beirer mit Red-Bull-KTM-Teamchef Aki Ajo
Pit Beirer, Head of Motorsports bei KTM, stellt seit einem Jahr die Weichen für den MotoGP-Einstieg von KTM für die Rennsaison 2017. Der neue RC16-Motor lief am 1. Juli erstmals auf dem Prüfstand, am vergangenen Freitag stand das komplette Motorrad erstmals auf dem Rollenprüfstand.
Das erste Rollout soll spätestens im November 2015 stattfinden. «Wir haben bisher im November drei Tage fix eingeplant. Wir werden uns aber nicht am offiziellen Valencia-MotoGP-Test nach dem GP-Finale beteiligen», sagt Pit Beirer. «Das wollen wir nicht. Denn wir sprechen absichtlich nicht von einem Test, sondern von einem Roll-out, mit allen Problemen, mit denen man bei so einem Roll-out rechnen muss. Wir hoffen halt, dass wir dort am dritten Tag ordentlich zum Fahren kommen. Bei diesem ersten Funktionstest wollen wir definitiv allein auf der Strecke sein. Wir versuchen, bei diesem Roll-out in Ruhe unsere Arbeit zu machen. Es geht da nicht um eine PR- oder Marketing-Aktion. Es liegt extrem viel Arbeit vor uns. Wir haben jetzt nichts zum Verkaufen und nichts zum Herzeigen. Wir müssen zuerst ordentliche Arbeit abliefern.»
Die ersten Prüfstandtests mit dem 1000-ccm-V4-Motor seien sehr vielversprechend verlaufen, ist aus dem KTM-Lager zu hören.
Pit Beirer will trotzdem dazu noch keine konkreten Aussagen machen. «Wir sind die Rookies in dieser MotoGP-Klasse, wir müssen zuerst einmal die Kirche im Dorf lassen. Wir planen die ersten Gehversuche. Da müssen wir jetzt noch nicht reininterpretieren, dass der Motor jetzt fantastisch läuft. Wir haben ja nicht einmal einen Vergleich. Wir wissen nicht, was fantastisch ist in dieser Klasse. Der Motor läuft, er läuft gut, wir haben keinerlei technische Schwierigkeiten. Wie der Motor entworfen wurde, was er bringen soll, diese Werte haben wir erreicht. Es läuft.»
Die KTM-Fans würden sich natürlich für die Rückkehr des Österreich-GP am 14. August 2016 in Spielberg ein Debüt des KTM-MotoGP-Werksteams wünschen. Aber Pit Beirer winkt bei diesem Ansinnen energisch ab. «Ich kann garantieren, dass wir dort in der Moto3-WM zwölf Fahrer am Start haben werden. Aber in der MotoGP werden wir in Spielberg 2016 keinen Fahrer an den Start bringen», betont der ehemalige Motocross-Star.
Wird KTM beim GP von Österreich wenigstens mit der RC16 eine Demonstrationsrunde drehen?
Beirer: «Wir haben momentan bei diesem Projekt wirklich keine Marketingsorgen. Ich denke vorerst an das Roll-out, dann an den ersten richtigen Test im Januar oder Februar 2016. Wir wollen so lange wie möglich in Ruhe unsere Arbeit erledigen. Wir sind Newcomer. Wir haben keine Vergleichsmotorräder, wir haben keine Vergleichsdaten. Wir müssen uns zuerst einmal stark unseren eigenen Weg erarbeiten. Natürlich werden wir bei den Tests auf Strecken gehen, wo die MotoGP schon gefahren ist. So werden wir die ersten Anhaltspunkte erhalten, damit wir mal wissen, wo wir überhaupt stehen. Über eine Präsentation, eine Teamvorstellung und Rennen fahren werden wir uns erst zu einem späteren Zeitpunkt Gedanken machen. Darüber können wir uns jetzt noch nicht unterhalten.»
Wann wird sich KTM dann 2016 erstmals auf einer Rennstrecke mit anderen MotoGP-Teams messen?
«Als wir uns vor einem Jahr zum MotoGP-Projektstart entschlossen haben, war das Datum Katar-GP 2017 schon sehr nahe. Das hört sich vielleicht seltsam an. Denn das sind so viele Monate... Aber jeder Profi weiss, wie streng dieser Zeitplan ist. Wir haben erst vor einem Jahr beschlossen, MotoGP-Luft zu schnuppern. Und wir können die Uhr nicht zurückdrehen und die Zeitpläne nicht zurückdrehen. Wie sind froh, wenn wir bereit sind, uns 2017 in Katar mit der Konkurrenz messen zu können. Natürlich wäre es mir lieber, wir hätten nächste Saison ein Lernjahr mit fünf Wildcard-Einsätzen und wären dann richtig bereit für Katar 2017. Aber Katar 2017 wird unser erster Auftritt sein. Von dort weg geht es erst richtig los. Man darf einfach nicht vergessen, ein MotoGP-Motor hat 1300 Einzelteile. Du musst also zuerst die Idee haben, wie so ein Teil ausschaut. Du musst es dann konstruieren, danach anfertigen und später kannst du es zusammenschrauben und fahren gehen. Es geht viel Zeit drauf, bis du ein Motorrad gebaut hast. Deshalb ist unser Zeitplan nach wie vor stramm, wenn wir in Katar 2017 ordentlich am Start stehen wollen. Wir wollen uns dort nicht blamieren. Wir wollen dort schon einen ordentlichen Auftritt abliefern.»
Wird KTM dann 2017 ungefähr so stark sein wie Aprilia in der Einsteiger-Saison 2015?
Beirer: «Wir sind dann die Nummer 6 der Werke, wir sind ganz unten auf der Liste. Wir hoffen, dass wir dort nicht lange bleiben und dass wir uns bald Stück für Stück hocharbeiten. Aber es gibt keinen Vergleich zu anderen Neueinsteigern wie Aprilia oder Suzuki. Über die ganz Grossen brauchen wir sowieso im Moment gar nicht nachdenken. Wir schauen momentan gar nicht viel nach links oder rechts. Wir wissen, wo wir hin wollen.»