Misano: Hat Jorge Lorenzo WM-Titel weggeschmissen?
In Misano alles richtig gemacht: Marc Márquez
Noch bevor die Moto2-Podeststürmer sich feiern liessen, fielen im Fahrerlager von Misano die ersten Tropfen. Dies sorgte in der Yamaha-Box für einen Stimmungswechsel. Denn während sich Polesetter Jorge Lorenzo über den Wetterumschwung ärgerte, hellte sich die Stimmung von MotoGP-Star Valentino Rossi auf.
Kein Wunder, schliesslich hatte der Movistar-Yamaha-Werkspilot beim vorangegangenen Rennen in Silverstone im Regen seinen vierten Saisonsieg errungen. Und Lorenzo ist nach Eigenaussage sehr viel lieber auf trockener Piste unterwegs.
Rossi, der vom dritten Startplatz aus ins Rennen starten durfte, hoffte denn auch darauf, dass aus dem Tröpfeln ein Regen wird. Danilo Petruccci, der in der Nähe der Strecke wohnt, war sich hingegen überhaupt nicht sicher: «Ich weiss nicht, ob der Regen kommen wird.» Schon bevor sich das Feld zur Warm-Up-Lap aufmachte, holte Michele Pirro das Pech ein. Der MotoGP-Testfahrer musste schnell das Bike wechseln, während sich der Rest des Feldes auf der Startaufstellung einreihte.
Scott Redding erstes Regen-Opfer
Polesetter Lorenzo legte kurz darauf einen guten Start hin, hinter dem Spanier reihten sich Marc Márquez, Valentino Rossi und Andrea Iannone ein. Letzterer durfte sich nicht lange über die vierte Position freuen, denn schon in der zweiten Kurve zog Dani Pedrosa an ihm vorbei.
Schon auf der ersten Runde wurde die weisse Flagge geschwenkt: Im hinteren Teil der Strecke mussten die MotoGP-Stars vorsichtig zu Werke gehen, da der Regen schon angekommen war. Die Flagge zeigte an: Ab jetzt dürfen die Piloten in die Box kommen, um ihreMotorräder zu wechseln.
Das Feld verzichtete vorerst darauf, die Motorräder zu wechseln – erst nach der sechsten Runde wurde es hektisch in der Boxengasse. Loris Baz, Stefan Bradl, Karel Abraham, Hernandez, Alvaro Bautista, Mike di Meglio und Nicky Hayden eröffneten die Wechsel-Riege. Für Scott Redding lief das Rennen gar nicht nach Wunsch: Der Marc VDS-Honda-Pilot war das erste Opfer des Regens, stürzte, konnte aber weiterfahren. Der Brite kam auch später als der Rest in die Box zum Motorrad-Tausch.
Nach dem Bike-Wechsel schnappte sich Márquez die Führung, verbremste sich aber in der neunten Runde in Kurve 8 und musste den Yamaha-Piloten ziehen lassen. Die Wiederholung der TV-Aufnahmen zeigte: Der aktuelle MotoGP-Champion hatte Glück im Unglück – er konnte auf der asphaltierten Auslaufzone Schadensbegrenzung betreiben.
Crash von Alex De Angelis und Yonny Hernandez
Während Rossi auf Position 3 die Lücke zum Spitzenduo Lorenzo und Márquez weiter schliessen konnte, bekamen die mehr als 90.000 Zuschauer auf den Tribünen einen guten Spitzenkampf zwischen den Spaniern zu sehen.
Für Aufregung sorgten Aprilia-Lokalmatador Alex de Angelis und Pramac-Ducati-Pilot Yonny Hernandez, die miteinander kollidierten, den Unfallort aber zum Glück aus eigener Kraft verlassen konnten. Kurz darauf jubelten die zahlreichen Valentino-Rossi-Fans auf der Haupttribüne, weil der neunfache Champion sich auf die zweite Position schob.
Reifen-Poker von Valentino Rossi, Sturz von Jorge Lorenzo
Und damit nicht genug: Während die ersten Piloten wieder auf Slick-Reifen wechselten, schnappte sich Rossi in Runde 17 die Führung – sehr zur Freude der Tifosi, die am Streckenrand regelrecht ausflippten. Obwohl der Vorderreifen von Rossi sichtlich durch war, blieb der Italiener auf der Strecke – wie auch sein Teamkollege Lorenzo. Márquez holte sich indes sein zweites Bike mit Slicks ab – und war schon auf der ersten fliegenden Runde schon so schnell wie Rossi an der Spitze.
In Runde 21 bog Lorenzo schliesslich an die Box ab – Rossi blieb eine Runde länger draussen und musste danach mit Position 5 Vorlieb nehmen. Währenddessen hatte sich Bradley Smith durch den Verzicht auf einen neuerlichen Bike-Wechsel bis auf die dritte Platz vorgearbeitet – und durfte sich über die zweite Position freuen, als Rossi an die Box abbog.
Für Lorenzo dauerte das Rennen nur noch eine Runde: Der 28-Jährige aus Palma de Mallorca übertrieb es, landete schliesslich im Kies und ärgerte sich sichtlich darüber. Das könnte die Vorentscheidung im Titel-Kampf sein. Der Yamaha-Pilot musste daraufhin ins Medical Centre, wo sein rechtes Handgelenk auf Verletzungen untersucht wird.
Für Spannung in den letzten Runden sorgte Redding, der sich an Baz auf Position 3 vorbeischob. Wie Smith hatte auch er auf einen weiteren Besuch an der Box verzichtet. Rossi gab richtig Gas und versuchte, den Rückstand auf den Franzosen zu verringern, musste sich aber gleichzeitig den heranstürmenden Danilo Petrucci vom Leib halten.
Am Ende reichte es aber für den Lokalhelden, den fünften Platz ins Ziel zu retten. Márquez durfte sich über den Sieg vor Smith, Redding und Baz freuen. Petrucci sicherte sich die sechste Position vor Andrea Iannone, Andrea Dovizioso, Dani Pedrosa, Aleix Espargaró, Cal Crutchlow, Jack Miller, Mike Di Meglio, Maverick Vinales, Alvaro Bautista, Stefan Bradl, Nicky Hayden, Héctor Barbera, Eugene Laverty, Claudio Corti und Karel Abraham. Tech3-Yamaha-Pilot Pol Espargaró musste am Ende noch einen schmerzlichen Sturz hinnehmen.