2017 kein Grand-Prix im Talkessel!
Lokale Sponsoren fanden im Talkessel eine ausgezeichnete Präsentation vor
Es gibt einen gültigen Vertrag zwischen Vermarkter Youthstream und dem Ausrichter des Grand-Prix of Germany bis 2026, doch nach dem Ausstieg wichtiger Sponsoren und rückläufiger Zuschauerzahlen ist die Finanzierung des WM-Laufs in Teutschenthal nicht mehr gesichert.
Der Veranstalter zieht sich zurück.
«Wir sehen uns unter den aktuellen Rahmenbedingungen nicht in der Lage, im kommenden Jahr den deutschen Grand Prix finanziell erfolgreich zu gestalten. Wir werden uns zurückziehen, um die weitere Existenz des MSC und der Rennstrecke nicht zu gefährden, auch wenn uns dieser Schritt sehr schwer fällt», erklärte der Clubvorsitzende Joachim Jahnke.
Im vorläufigen Kalender für 2017 war der Deutschland-Grand-Prix von Germany als 'tba' (noch bekanntzugeben) deklariert worden.
Seitens Youthstream wurde also nur der Veranstaltungsort offengelassen, die Veranstaltung selbst aber nicht in Frage gestellt. Die Reißleine wurde vom MSC-Teutschenthal gezogen: Youthstream sei eine entsprechende Mitteilung zugestellt worden.
Das kommt einer Kündigung des Vorvertrages gleich.
Besucherzahlen rückläufig
Beim diesjährigen WM-Lauf hat der Veranstalter rote Zahlen geschrieben. Mit 28.000 Besuchern sei der WM-Lauf, der 700.000 € verschlingt, nicht finanzierbar. Es seien 3000 bis 4000 Zuschauer zu wenig: «Die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern sind eine wichtige Säule unserer WM-Finanzierung und die erheblichen Mindereinnahmen sind für uns nur schwer zu kompensieren», erklärt Rennleiter Andreas Kosbahn. «Grundsätzlich schlägt sich in den niedrigeren Zuschauerzahlen eine Tendenz nieder, die auch für andere Veranstaltungsorte zu beobachten ist.»
Wichtige Sponsoren stiegen aus
Kosbahn erklärt die Hintergründe: «Nur wenige Wochen vor dem diesjährigen Grand Prix zog mit 'Lotto-Toto Sachsen-Anhalt' ein langjähriger Förderer seine bis dahin beachtliche und für den Club sehr wichtige finanzielle Unterstützung zurück.» Joachim Jahnke, Vorsitzender des MSC-Teutschenthal, ergänzt: «Wir können seit vielen Jahren auf die stetige Hilfe und Unterstützung zahlreicher Partner aus der Wirtschaft und von Verbänden vertrauen. Dafür sind wir sehr dankbar. Wir müssen aber auch registrieren, dass es für die Austragung des deutschen WM-Laufes in Teutschenthal keine staatlichen Gelder gibt und dass sich die Gewinnung neuer Großsponsoren sehr schwierig gestaltet.»
Veranstalter unter Kostendruck
Der Veranstalter leidet unter erheblichen Kostensteigerungen, die sich aus den steigenden Anforderungen an Infrastruktur und technische Ausstattung der Rennstrecke ergeben. «Natürlich begrüßen wir die gestiegene Professionalität bei der WM, die den Motocross-Sport weiter vorangebracht hat», so Kosbahn, «doch diese immer neuen, zusätzlichen Belastungen und die steigenden Grundkosten bringen den MSC mittlerweile an den Rand seiner finanziellen Möglichkeiten.»
Verhältnis mit Youthstream nicht mehr auf Augenhöhe
«Leider haben wir im MSC nicht mehr das Gefühl, in einer Partnerschaft auf Augenhöhe zu agieren», erklärt Kosbahn. «Berechtigte Interessen des Clubs blieben zunehmend unbeachtet und führten zuletzt u.a. zum Rückzug wichtiger Sponsoren.»
Alternativangebote
Joachim Jahnke bleibt optimistisch: «Trotz aller Schwierigkeiten wollen wir auf jeden Fall weiter internationalen Spitzensport auf unserer Rennstrecke ausrichten.» Für das kommende Jahr hat sich der MSC bereits um die Ausrichtung eines Laufes zu den ADAC MX Masters beworben. Rennen zu weiteren nationalen und regionalen Prädikaten werden hinzukommen. Ein besonderes Augenmerk legt der MSC zudem auf den Ausbau der Nachwuchsarbeit und die Schnupperkurse zur ADAC MX Academy. Auch freie Trainings wird der MSC weiter auf seiner Rennstrecke anbieten.»
Tragik im 50. Jahr des Bestehens
Besonders tragisch: Der MSC Teutschenthal feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Der letzte 'Grand Prix of Germany' war zugleich der 23. Motocross-WM-Lauf im Talkessel.
Ein Funke Hoffnung bleibt
Clubchef Jahnke will sich dennoch nicht endgültig von seinem größten Ereignis verabschieden: «Wir verhandeln weiter mit Youthstream. Es ist nicht komplett auszuschließen, dass es auch nächstes Jahr ein WM-Rennen in Teutschenthal gibt. Auch nicht, dass es in den nächsten Jahren eine Neuauflage gibt.»
Die Verantwortlichen gehen allerdings im Moment nicht davon aus, dass Youthstream von seinen bisherigen Forderungen abweicht.
Talkessel: Eine der modernsten Strecken weltweit
«Es ist unglaublich, wie sich Teutschanthal im Verlaufe der Jahre weiterentwickelt hat. Die Strecke ist eine der modernsten, die wir weltweit haben.» Das erklärte noch vor wenigen Jahren der damalige FIM-Motocross-Direktor und heutige Präsident von FIM Europe, Dr. Wolfgang Srb (siehe Video unten). Diese Strecke im Kalender zu verlieren, ist auch ein massiver Verlust für Youthstream. In diesem Jahr war die Traditionsstrecke von Uddevalla (Schweden) aus ähnlichen Gründen ausgeschieden, doch im kommenden Jahr steht wieder ein schwedischer Grand-Prix auf der Agenda.