Über Mick Schumacher
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Als Sohn der Formel-1-Legende Michael Schumacher war es Mick von den ersten Rennen an gewohnt, besonders kritisch betrachtet zu werden. Um den jungen Mick vom ärgsten Rummel zu schützen, bestritt er seine ersten Rennen auf Kart-Niveau unter dem Geburtsnamen seiner Mutter, Betsch.Der junge Schumacher sammelte viele Kart-Siege, aber zu einem Titel hat es nicht ganz gereicht: In Deutschland hatte er gegen David Beckmann das Nachsehen, in der EM und WM gegen den Briten mit pakistanischen Wurzeln Enaam Ahmed.
Ende 2014 sass Schumacher erstmals im Formel-Rennwagen, dann folgte Mick immer dem gleichen Muster: Das erste Jahr ist ein Lehrjahr, im zweiten sollen Siege folgen und dabei idealerweise der Titel herauskommen. Mick ging so vor in der Formel 4, in der Formel 3, in der Formel 2.
2015 in der deutschen Formel 4 sprang der zehnte Schlussrang heraus, nachdem er schon am ersten Rennwochenende den ersten Sieg eingefahren hatte. 2016 wurde er in Deutschland und in Italien jeweils Meisterschaftszweiter.
Also Wechsel 2017 in die Formel 3, wie im Vorjahr für das Prema Team. Im Winter fuhr sich Mick in der MRF Challenge warm (Gesamtdritter), am Ende stand Meisterschaftsrang 12 zu Buche. Aber 2018 startete Mick durch: Formel-3-Champion! Ferrari holte ihn im Januar 2019 in die Fahrer-Akademie. Im April 2019 sass er in Bahrain erstmals in einem modernen GP-Renner.
2019/2020 wiederholte sich das Muster in der Formel 2: Zwölfter Gesamtrang im ersten Jahr, Meister im zweiten! Schumacher war reif für die Formel 1 und hätte schon am Nürburgring im freien Training für Alfa Romeo fahren sollen – der Nebel in der Eifel war anderer Ansicht. Das Debüt am GP-Wochenende folgte beim Finale von Abu Dhabi 2020 im Haas-Rennwagen.
Genau für diesen Rennstall fuhr Mick Schumacher 2021 Formel-1-Rennen. Die Ergebnisse waren ernüchternd. Und am Fahrer lag das nicht. Haas wusste, dass 2022 der grosse Schritt zur neuen Flügelauto-Generation kommt, also wurde nach dem Frühlingsrennen von Imola der 2021er Renner nicht weiter entwickelt. Schumacher hatte seinen Teamkollegen Nikita Mazepin im Griff und wurde WM-19., mit dem Highlight von Rang 12 in Ungarn.
2022 sollte alles besser werden, und schon bei den Wintertestfahrten wurde klar: Haas war bei der Musik. Wegen des Kriegs in der Ukraine trennte sich der Rennstall von Sponsor Uralkali und Fahrer Nikita Mazepin, anstelle des Moskauers kam der erfahrene Kevin Magnussen zu Haas zurück. Mick Schumacher merkte: Nun wehte ein anderer Wind.
Magnussen wurde bei seiner Rückkehr toller Fünfter, das gab im ersten Saisonteil den Ton vor: Der Däne hatte meist die Oberhand. Schumacher zerlegte im Qualifying von Dschidda seinen Wagen und verpasste das Rennen. In Monaco der nächste grosse Crash, der Grand Prix musste unterbrochen werden, der Haas-Renner in zwei Teile zerrissen.
Im Sommer schien sich Mick zu fangen: Sechster Startplatz in Kanada, dann leider von der Technik im Stich gelassen. In England holte er als Achter seine ersten Punkte, in Österreich wurde er toller Sechster. Aber dann riss der Faden: In einer Mischung aus strategischen Fehlern von Haas, mechanischen Problemen und Fahrfehlern (Crash in Japan) blieb Mick bis zum Ende der Saison ohne weitere Punkte und beendete die Saison als 16., mit 12 Punkten. Magnussen wurde WM-13, mit 25 Punkten und einer Sensations-Pole in Brasilien.
Vor dem WM-Finale von Abu Dhabi bestätigte Haas: Mick Schumacher erhält keinen neuen Vertrag, schon beim Nachsaisontest sass der erfahrene Nico Hülkenberg im Wagen.
Mick im Fahrerlager des Yas Marina Circuit: «Klar ist das alles sehr enttäuschend. Denn ich glaube noch immer, dass ich einen guten Job gemacht habe. Doch ich muss die Entscheidung meines Rennstalls respektieren und nach vorne sehen.»
«Wir hatten unser Auf und Ab. Aber ich fand, in meinem zweiten Jahr machte ich gute Fortschritte. Das erste Jahr in der Formel 1, das zählt doch nicht. Wir fuhren da ja nur dem Feld hinterher. 2022 haben wir aus unseren Möglichkeiten das Beste gemacht, der Trend zeigt nach oben.»
Teamchef Günther Steiner sagte zur Trennung von Schumacher: «Wir haben uns mit dieser Entscheidung nicht leicht getan. Wir haben uns das sehr lange überlegt, und der Vertrag mit Nico Hülkenberg wurde erst kurz vor dem WM-Finale unterzeichnet. Wir wollten Mick zusätzlich Zeit geben, um seine Chance zu wahren. Und jeder konnte sehen, dass er sich im Laufe der Zeit verbessert hat.»
«Es gab also keinen Punkt, an dem wir sagten: Nun ist genug. Diese Entscheidung ist über Wochen und Monate gereift, immer vor dem Hintergrund, das Beste für den Rennstall zu machen. Bei den Gesprächen mit Gene Haas war vergangene Woche klar, in welche Richtung wir gehen wollen.»
Was hat bei Mick letztlich gefehlt? Steiner: «Natürlich kann er nicht den Erfahrungsschatz eines Hülkenberg bringen, der zudem für verschiedene Rennställe gefahren ist. Erfahrung braucht Zeit, natürlich ist das etwas, das wir Mick nicht vorwerfen können. Aber Zeit ist eben derzeit genau das, was wir nicht haben. Wir müssen uns im Mittelfeld behaupten, und dazu brauchen wir Piloten wie Nico oder Kevin Magnussen.»
Am 15. Dezember 2022 bestätigte Ferrari, dass Mick Schumacher aus der Fahrer-Akademie ausscheidet. Am gleichen Tag gab Mercedes-Benz bekannt, dass der junge Schumacher künftig unter dem guten Stern fährt – als Reservefahrer 2023 für Lewis Hamilton und George Russell.
Mick Schumacher: «Ich freue mich sehr darüber, als Reservefahrer für 2023 ein Teil des Mercedes-Teams zu sein, und ich werde alles geben, um in diesem wettbewerbsintensiven und professionellen Umfeld zur Performance des Teams beizutragen. Ich betrachte dies als eine Art Neuanfang und bin Toto und allen Beteiligten sehr dankbar für das Vertrauen, das sie in mich setzen. Die Formel 1 ist eine faszinierende Welt, in der man nie aufhört zu lernen. Ich freue mich darauf, noch mehr Wissen aufzusaugen und alles zum Wohle des Mercedes-Teams zu geben»
Mercedes-Teamchef Toto Wolff: «Mick ist ein talentierter junger Fahrer, und wir freuen uns, ihn im Team zu haben. Er ist ein harter Arbeiter, hat eine ruhige und methodische Herangehensweise und ist immer noch hungrig, zu lernen und sich als Fahrer zu verbessern. Das sind alles wichtige Eigenschaften, und wir freuen uns darauf, dass er uns bei der Weiterentwicklung des W14 helfen wird. Wir wissen auch, dass er mit zwei Jahren Erfahrung in der Formel 1 in der Lage sein wird, kurzfristig für Lewis oder George einzuspringen, sollte dies nötig sein.»