Über Alfonso Celis
Das war selbst für die Formel 1 eher ungewöhnlich: Den ersten Testtag mit dem 2016er Force-India-Renner bestritt auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya im Februar weder Stammfahrer Nico Hülkenberg noch Sergio Pérez, sondern der junge mexikanische Nachwuchsfahrer Alfonso Celis!
Celis krabbelte zunächst die normale Rennleiter hoch: Nationaler Kartsport, dann allerdings Wechsel in einen Tourenwagen – Celis triumphierte in der 1800er Klasse, das war 2011, als 15jähriger Teenager, sehr zum Verdruss seiner teilweise drei Mal so alten Rivalen.
Weitere Sporen verdiente der junge Mexikaner in der nationalen LATAM-Challenge, sowie in der PanAm-Serie. Damit war klar: Die Fortsetzung der Karriere musste in Europa passieren.
Celis wechselte in die Formel Renault (Gesamt-14. in der Saison 2013), trat sporadisch in der Formel 3 an (elfter Schlussrang in Grossbritannien) und wechselte in die GP3, wo er 2014 aber von Nick Yelloly und Richie Stanaway entzaubert wurde. Seine beiden Stallgefährten gewannen Rennen, Celis nicht, er konnte nur in Russland ein Highlight setzen (Siebter in Sotschi).
Für 2015 blieb Celis in der GP3, dazu fuhr er auch in der Formel Renault 3.5. In der GP3 lief es etwas besser – zwölfter Schlussrang, mit einem Podestplatz in Belgien. In der 3,5-Liter-Formel Renault wurde er Vierter auf dem Nürburgring und Gesamt-16.
Dann kam, scheinbar aus heiterem Himmel, die Verpflichtung durch Force India. Beim Nachsaison-Test in Abu Dhabi zog er sich manierlich aus der Affäre: Celis machte keine Dummheiten und beeindruckte die Techniker mit seinem kühlen Kopf.
Bei den Formel-1-Wintertests 2015 durfte er zwei Tage lang für Force India testen (das entspricht einem Viertel der Vorbereitungszeit!).
Celis nahm 2016 an sieben Formel-1-Freitagstrainings teil, er sass regelmässig im Rennsimulator, in der Formel V8 3.5 wurde er Gesamtelfter. Den Platz als Force-India-Reservist behielt er.
Als Senkrechtstarter würden wir Celis nicht unbedingt bezeichnen: Zwölfter in der GP3-Serie 2015, 16. in der Formel V8 3.5 2015, Steigerung auf Rang 11 in der Saison 2016, Gesamtdritter 2017 in einem schwachen Startfeld.
Viele Fans finden: Celis ist ein klassischer Pay-Driver, gemessen an seinen Ergebnissen in den Nachwuchsklassen sollte dieser Mann nicht in einem Formel 1 sitzen.
Für 2018 verschärfte der Autoverband FIA die Vorschriften zum Erlangen der Superlizenz – jenes Führerscheins, den ein Rennfahrer benötigt, um an einem GP-Wochenende Formel 1 zu fahren. Celis wurde bei Force India aufs Abstellgleis geschoben und versuchte, seiner Karriere in den USA neuen Schwung zu geben. Geklappt hat das nicht. Zwei Rennen bei den Indy Lights (einmal Siebter, einmal Achter), zwei Rennen in der IndyCar-Serie (keine Punkte). Wir werden ihn in der Formel 1 so bald nicht wiedersehen.