Sykes’ Crew-Chief überrascht: Kein MotoGP-Interesse
Im Wahn einen neuen Marc Márquez zu finden, schauen sich MotoGP-Teams sogar in der Moto3-Weltmeisterschaft um. Ende 2014 bekam Jack Miller von HRC einen Drei-Jahres-Vertrag, nun würde am Liebsten auch der aktuelle Moto3-WM-Leader Danny Kent für 2016 direkt in die MotoGP-WM wechseln und die Moto2-Klasse überspringen.
Ist dieser Jugendwahn sinnvoll? Oder wäre es nicht gescheiter, einen exzellent ausgebildeten Rennfahrer wie Superbike-Star Tom Sykes (29) auf ein MotoGP-Bike zu setzen?
SPEEDWEEK.com sprach mit seinem Crew-Chief Marcel Duinker.
Marcel, du kennst das MotoGP-Fahrerlager gut: Für welche Teams hast du gearbeitet?
Seit 2005 für das Kawasaki-Werksteam, das 2009 zu Hayate wurde. Ich habe für Nakano, Hopkins, West und Melandri gearbeitet, war insgesamt fünf Jahre in MotoGP.
Jeder sucht den neuen Marc Márquez. Honda braucht in absehbarer Zeit Ersatz für Dani Pedrosa.
Wie alt ist Márquez? 22? Mit seinem Talent kann er noch zehn Jahre vorne fahren.
Honda möchte zwei Fahrer auf seinem Level.
Für mich ist es sehr schwer zu beurteilen, wie gut die Moto3-Piloten fahrerisch sind. Ich weiß nicht, wie sie sich auf einem MotoGP-Bike schlagen.
Kannst du dir vorstellen, dass der Moto3-Weltmeister ein besserer Fahrer ist als der Superbike-Weltmeister?
Das ist ein schwieriger Vergleich. Ich kann nur sagen, dass ich vom Level meines Fahrers sehr überzeugt bin. Ich bin mir sicher, dass Tom besser ist als einige Fahrer, die den Schritt aus der Superbike- in die MotoGP-WM gewagt haben.
Wird Sykes unterschätzt?
Ich glaube nicht, dass jemand unterschätzt wird, wenn er Weltmeister ist. Er verlor den Titel 2012 um einen halben Punkt an Max Biaggi, 2013 gewann er ihn, letztes Jahr verlor er ihn erneut sehr knapp. Da wird man nicht unterschätzt. Aber es überrascht mich, dass es in MotoGP so gut wie kein Interesse an Sykes gibt. Jeder kann sehen, dass ihm das Geschenk in die Wiege gelegt wurde, dass er gegenüber anderen in einer schnellen Runde noch etwas drauflegen kann. Ich bin mir sicher, er könnte auf einem MotoGP-Bike dasselbe leisten. Er gehört zu den Fahrern, die aus einem Motorrad die letzten Prozent herausquetschen. Er ist in der Lage, 100 Prozent eines Bikes zu nützen – von der ersten Runde an. Darin ist Tom besser als alle anderen im Superbike-Fahrerlager.