Formel 1: Abschied in der Unterhose

Jerzy Szczakiel: Polnische Speedway-Legende ist tot

Von Manuel Wüst
Polens Nationalheld Jerzy Szczakiel im Jahr 2018

Polens Nationalheld Jerzy Szczakiel im Jahr 2018

Am heutigen 1. September 2020 verstarb Jerzy Szczakiel, der 1973 Polens erster Speedway-Weltmeister wurde und das für 37 Jahre blieb. SPEEDWEEK.com erinnert an den Vorgänger von Tomasz Gollob und Bartosz Zmarzlik.

Drei Einzelweltmeister brachte die Speedway-Nation Polen hervor. Der Erste aus unserem östlichen Nachbarland war Jerzy Szczakiel, der am heutigen 1. September im Alter von 71 Jahren verstarb.

Dreimal stand Szczakiel während seiner Laufbahn in einem Speedway-Weltfinale. 1970 kam der Pole als Reservist in Breslau nicht zum Einsatz. Und ein Jahr später im Ullevi-Stadion im schwedischen Göteborg holte der spätere Weltmeister aus fünf Läufen keinen einzigen Zähler und wurde nur deshalb Vorletzter, weil der Russe Vladimir Gordeev disqualifiziert wurde.

1973 stand Szczakiel zum dritten Mal in einem Weltfinale. In Königshütte (Chorzów) wurde vor einer riesigen Kulisse gefahren, man spricht heute offiziell von 93.000 Zuschauern, die damals das Rennen verfolgt haben. Szczakiel holte ebenso wie der legendäre Ivan Mauger 13 Zähler in den Vorläufen und es musste ein Stechen um den Titel geben.

Der Neuseeländer hatte zu dieser Zeit bereits vier WM-Titel auf der Speedwaybahn und zwei auf der Langbahn gewonnen und war haushoher Favorit. Doch Szczakiel gewann den Start vom äußeren Startplatz und führte das Stechen an. Mauger baute in der Startkurve der zweiten Runde Schwung auf und wollte in der Zielkurve innen attackieren. Dabei fuhr er in den Polen, stürzte und konnte das Rennen nicht fortsetzen. Es gab keinen Rennabbruch, Szczakiel spulte die restlichen zwei Runden ab und stürmte zum Sieg, während Mauger auf der Bahn lag und von den Sanitätern untersucht wurde.

Szczakiels Titelgewinn war die bis dahin größte Sensation seit Etablierung der Speedway-Weltmeisterschaft 1936.

In den Folgejahren schaffte es Szczakiel nie mehr in ein WM-Finale, seine Titelverteidigung 1974 scheiterte bereits in der Qualifikationsrunde. In seiner Sammlung hat er trotzdem zwei Goldmedaillen: 1971 wurde er zusammen mit Andrzej Wyglenda für Polen Paar-Weltmeister – vor den Neuseeländern Mauger und Briggs.

Nach Szczakiels WM-Titel, dem einzigen, den ein Pole in einem Tagesfinale gewann, dauerte es bis 2010, ehe Tomasz Gollob als zweiter Pole Speedway-Champion wurde. Als Dritter schaffte dieses Kunststück 2019 Bartosz Zmarzlik.

 

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