Nürburgring im Schnee: «Die heißen Öfen blieben kalt»
Klaus Ludwig, Mario Ketterer, John Fitzpatrick, Albrecht Krebst, Harald Ertl, Hans Heyer und Rolf Stommelen im lockeren Trab.
Gut und gern 200 aktuelle Reportagen von Motorsport-Ereignissen habe ich zwischen 1970 und 1980 geschrieben. Vom Slalom in den Marburger Lahnbergen, vom ONS-Rundstrecken-Pokal in Zolder, von der Deutschen Rennsportmeisterschaft in Berlin und Zandvoort, von der Rallye-WM in Kenia und Schweden. Alle haben sie mir Spaß gemacht, bis auf eine: Die vom 300 km-Rennen auf dem Nürburgring im März 1979. Denn – dieses Rennen fiel aus.
Aber bis zu dieser Entscheidung schwebte das gesamte Fahrerlager zwischen Hoffen und Bangen. Und ich war mit dem Auftrag in die Eifel gereist, die letzten beiden offenen Doppelseiten der aktuellen Ausgabe von «rallye racing» zu füllen. Das gesamte Heft sollte Sonntagnacht in Druck gehen. Es blieb nur zu hoffen, dass sich Schnee und Nebel doch irgendwie verkrümeln würden...
Der Chefredakteur hatte einen Plan B, nachdem auch die Idee verworfen worden war, ein kleineres Formel-Rennen in Thruxton groß aufzublasen. Es gab kein Vertun, die vier Seiten mussten her - vom Nürburgring.
Der Auftrag lautete nun: Chronologie eines Rennens, das nicht stattfindet. Und so entstand, noch während das Rennen wackelte, ein minutiöses Protokoll über alles, was die Beteiligten in den Stunden der Ungewissheit umtrieb. Was Rennleitung, Teamchefs, Fahrer, Mechaniker, Truckies und Streckenposten so taten, was in solch einer Situation getan werden musste.
Prophylaktisch dachten wir uns auch die Illustration eines nicht stattfindenden Rennens aus und baten die Creme der Renn-Asse schon mal zu einem lockeren Trab über die schneegesäumte Betonschleife. (Unser Foto von Ferdi Kräling zeigt v. l. n. r. Klaus Ludwig, Mario Ketterer, John Fitzpatrick, Albrecht Krebst, Harald Ertl, Hans Heyer und Rolf Stommelen.) Als Rennleiter Ali Schatz im Bewusstsein von 350.000 Mark Defizit schweren Herzens um 10:30 Uhr am Samstag das Rennen absagte, ließen wir bereits den Titel für die Story setzen: «Die heißen Öfen blieben kalt». Immerhin war das Heft gerettet nach dem Motto: Es gibt kein schlechtes Wetter – im besten Fall aber eine gute Idee.