Zeitreise: Weltrekord in Talladega 1975
Mark Donohue im Porsche 917/30 in Talladega
Die Erfolgsgeschichte von Mark Donohue, Roger Penske und Porsche hatte zwei Jahre zuvor ihren absoluten Höhepunkt. 1973 dominierte der von Roger Penske eingesetzte und von Mark Donohue gefahrene 917/30 die CanAm-Serie. Der 917/30 war die letzte Entwicklung des erfolgreichen 917, der bekanntlich 70 und 71 in Le Mans gewann, bevor er dort durch eine Reglements-änderung ausgebotet wurde. In der CanAm, die damals die wichtigste Sportwagen-Serie in Übersee darstellte, war der 917 hingegen bis 71 nur sporadisch vertreten. Für 72 sollte sich das ändern, mit dem 917/10 wurde erstmals konsequent der Wagen für das Abenteuer CanAm entwickelt. Mit durchschlagendem Erfolg: Sechs der neun Saisonläufe konnten die neuen Renner gegen die sieggewohnten McLaren für sich entscheiden. Mit George Follmer, der für Donohue einsprang, als dieser wegen eines Unfalls in Road Atlanta pausieren musste, fuhr auch der Champion ein Produkt aus Weissach. Für 1973 setzte Porsche noch einen drauf, man entwickelte den 917/30, laut dem langjährigen Rennleiter Peter Falk der wohl beste Rennwagen, der je Weissach verlassen hat, trotz des 956/962. Mit einem 5,4 ltr. 12-Zylinder Turbomotor ausgestattet, leistete der Wagen 1100 PS, und das bei einem Leergewicht von 800 kg.
Diese vielen Pferde haben aber auch viel Durst, so fassten die Tanks 400 ltr.. Mit dem 917/30 gewann Mark Donohue sechs von acht Rennen zur CanAm 1973 und wurde überlegen Meister. Daraufhin wurde für 1974 der Kraftstoff seitens CanAm auf einen Wert limitiert, der für Porsche nicht erreichbar war, somit zog man sich zurück.
Penske und Donohue blieben auch 74 zusammen, allerdings wechselte der populäre Fahrer mehr und mehr auf die andere Seite der Boxenmauer und wurde bei Penske Team-Manager. Rennen fuhr er nur noch vereinzelt. Erst die Entscheidung von Roger Penske, in die Formel1 zu gehen, trieb Donohue selbst wieder ins Cockpit. Die Resultate blieben 75 ernüchternd, aber die beiden hatten noch etwas anderes im Sinn, nämlich den Geschwindigkeits-Weltrekord für geschlossene Rennstrecken.
Das Projekt war zunächst als Privatunternehmen von Roger Penske und Mark Donohue geplant. Der Siegerwagen von 1973 war noch in Händen von Penske. Doch bei ersten Tests in Daytona gingen gleich zwei Motoren zu Bruch. Denn für durchgehende Volllast auf Ovalen war der Motor nicht ausgelegt. Also wendete man sich an die Versuchsabteilung in Weissach.
Mark Donohue selbst überzeugte die Porsche-Techniker, dass der Weltrekord, damals gehalten von A.J. Foyt (350,53 km/h im Coyote-Ford-Indy-Car, aufgestellt 1974 ebenfalls in Talladega), mit dem Porsche 917/30 zu schaffen sei. Porsche stimmte zu, liess sich in einer Grössenordnung von 35.000-50.000,- DM Arbeitsaufwand und Versuche bezahlen, unterstützte das Projekt aber auch mit Teilen und vor allem Gehirnschmalz.
Der offizielle Rekord-Versuch sollte stattfinden im Rahmenprogramm des Talladega 500 - NASCAR-Rennens im August 1975. Talladega ist auch heute noch das größte Oval, welches auch für Rennen genutzt wird, 2,66 km misst eine Runde.
Nachdem man die Probleme mit der Ölversorgung einigermaßen gelöst hatte, wurde der Motor weiter auf Prüfständen getestet mit der Auflage, mindestens zwei Minuten unter Volllast zu laufen. Dies ist aber nie gelungen, ca.1.45 min war der höchste Wert lt. Prof. Flegl. Dabei war das ganze Auspuffsystem bereits weissglühend. Aber damit war auch klar, dass man maximal zwei Runden in Talladega am Stück unter Volllast fahren konnte, um den Rekord zu erreichen.
Am 9. August 1975 war es dann soweit. Der erste Versuch scheiterte aus fast erwarteten Gründen. Etwas Öl entzündete sich am heissen Auspuff und setzte sofort das Heck des 917/30 in Brand. Donohue fuhr mit abgestelltem Motor in die Boxengasse und bremste an einem Feuerlöscher. Der Schaden hielt sich aber in Grenzen, das Leck wurde abgedichtet und es gab einen neuen Versuch, obwohl Mark Donohue nicht gerade glücklich darüber war. Als Indy-Sieger von 72 war er sicher kein Angsthase, aber der Himmel war sehr dunkel, es tröpfelte immer mal wieder und er fand die Idee nicht gut, bei mehr als 350 km/h von einem Platzregen überrascht zu werden. Ausserdem war das Handling des Autos im Oval nicht gerade gut. Er ging dann dennoch auf einen weiteren Versuch für geplante vier Runden, kam nach der dritten aber schon wieder rein. Doch es reichte mit 355,78 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit war der Weltrekord geschafft. Die Höchst-geschwindigkeit auf der Gegengeraden des Tri-Ovals betrug 382 km/h, vier Kilometer weniger als das theoretische Maximum. 1230 PS trieben den 917/30 und Mark Donohue zu der Rekordfahrt.
Der Rekord wurde erst 11 Jahre später gebrochen, 1986 war es wieder Roger Penske, der einen Piloten auf die Jagd schickte. Der vierfache Indy-Sieger und Oval-Gott Rick Mears erreichte mit einem March-Chevrolet Indy-Car in Michigan 376 km/h.
Quellen:
David Branch
Bill Kutz