Ärger um deutschen WM-Lauf - zurück ins Saarland?
Insider wissen, die ADAC Rallye Deutschland ist in ihren frühen Jahren, als sie «nur» zur Rallye-Europameisterschaft zählte, im saarländischen St. Wendel groß geworden. Nach dem wenig populären Umzug an den Nürburgring schlug die wichtigste Rallye in der ältesten Stadt Deutschlands in Trier ihre Zelt auf. Ab 2002 zählte sie zur Rallye-Weltmeisterschaft. Sie schien sich in der Moselmetropole wohl zu fühlen. Allerdings nur schien, denn die langsam reduzierte finanzielle Unterstützung durch die Stadt Trier veranlasste den ADAC 2014 mal Köln als Startort zu wählen. Inzwischen weiß man dort, dass das mehr ein Schuss in die Hose war. Die Rallye kehrte im letzten Jahr wieder in die alte Römerstadt zurück, allerdings ohne den spektakulären Stadtrundkurs um die «Porta Nigra», den «Circus Maximus». Dieser Verzicht stieß allerdings der Stadt Trier sauer auf.
Seit 2014 ist der einst so gelobte Verhältnis zwischen ADAC und der Stadt Trier nicht mehr das allerbeste. Der «Trierische Volksfreund» (TV) ging am Donnerstag ausführlich auf dieses Thema ein und titelte: «Rallye ade: ADAC will weg aus Trier». Der ADAC soll am Freitagabend, 11. März 2016, in der dann tagenden Sportkommission darüber entscheiden, ob die Rallye in Trier bleibt oder 2017 ins Saarland umzieht, dies auch aus Kostengründen.
«Trierischer Volksfreund» deckt auf
Dem TV liegt hierzu ein Papier vor, in dem es heißt: «Die gegenwärtigen Gespräche haben verdeutlicht, dass eine Reduzierung des Budgetansatzes für 2017 nicht möglich ist.» Stattdessen, so heißt es in der Vorlage, seien klare Mehrkosten zu erwarten, «da eine weitere Optimierung nicht mehr möglich ist, ohne gravierende Qualitätseinbußen hinnehmen zu müssen».
Der TV führt weiter aus: «Die Beschlussvorlage: Aus dem Wortlaut der Vorlage für die Sportkommission geht klar hervor, dass die Spitze des ADAC eine Verlagerung ins Saarland im Visier hat und viele Vorbereitungen bereits gelaufen sind. Nach intensiven Gesprächen zeichnet sich ab, dass ein effektives und ökonomisches Veranstaltungskonzept unter sportlicher Federführung des ADAC Saarland problemlos möglich ist. Verantwortlich für die Rallye in der Region Trier ist zurzeit noch der ADAC Mittelrhein.»
Auch die Politik wurde offenbar kontaktiert: «Die Landesregierung des Saarlandes hat sehr deutlich zum Ausdruck gebracht, dass sie die Veranstaltung in organisatorischer und finanzieller Hinsicht für mehrere Jahre maßgeblich unterstützen wird.»
Rallye im Saarlnd willkommen
Und in der von der CDU geführten Landesregierung ist ein in der Rallyeszene Bekannter der Innenminister: Klaus Boullion. Der 68-Jährige war von 1984 bis 2014 Bürgermeister der motorsportbegeisterten Stadt St. Wendel und hat dort viel für den Motorsport beigetragen, auch damals zur Rallye Deutschland. In Trier hingegen wächst der Unmut.
Manfred Kronenburg von Racing Team Trier, dem Veranstalter des einstigen zur Europameisterschaft zählenden Trierer Bergrennens und auch Wegbereiter der Rallye Deutschland in Trier, meint gegenüber dem TV: «Ich bin verdammt böse und enttäuscht. So geht man mit einem langjährigen Partner wirklich nicht um. Das ist ein sehr schlechter Stil des ADAC. Für mich steht der Wechsel ins Saarland fest.»
Der ADAC wollte sich gegenüber dem TV hierzu nicht äußern: «Zu Spekulationen nehmen wir grundsätzlich keine Stellung. Als Veranstalter müssen wir jedoch schauen, dass wir im internationalen Wettbewerb konkurrenzfähig bleiben und die Rallye ständig weiter entwickeln», sagt ein ADAC-Sprecher nach der Konfrontation mit den Informationen des TV.
Oberbürgermeister Wolfram Leibe erklärte gegenüber dem TV: «Wenn es sich bewahrheiten sollte, dass der ADAC sich mit der Rallye aus Trier zurückzieht, fände ich das mehr als nur bedauerlich. Die Stadt Trier war immer ein guter Gastgeber. Es sieht so aus, als ob der ADAC für uns kein verlässlicher Partner mehr zu sein scheint. Aber Reisende soll man nicht aufhalten.»
Innenminister Boullion selbst Teilnehmer
Der saarländische Innenminister Boullion, der 2005 selbst als Beifahrer am deutschen WM-Lauf teilgenommen hat, dürfte bei einer Rückkehr ins Saarland schnell mit einer guten finanziellen Unterstützung die entscheidenden Weichen stellen. Möglich wäre der nordsaarländische Bostalsee als zentraler Serviceplatz, was er in der 2004 bis 2006 schon einmal war, während der Startort noch offen wäre. Die Landeshauptstadt Saarbrücken, knapp 50 km vom Bostalsee entfernt, könnte dann diese Rolle übernehmen,
Aber entschieden wird wahrscheinlich erst am Freitagabend, 11. März 2016.