Ein Jahr anschauen, dann zuschlagen
Harald Böttner (mitte) mit Fahrern, Vätern und Scheck
Um eine Meisterschaft zu gewinnen, reicht es aus, einmal in der Saison an der Tabellenspitze zu liegen: Genau am Saisonende. So gewann das kfzteile24 MS RACING Team am Sonntag mit dem Mercedes-Benz SLS AMG die Teamwertung des ADAC GT Masters. Auf der Zielgeraden der Meisterschaft wurden Florian Stoll (31, Rickenbach) und Daniel Dobitsch (28, A) im vorletzten Saisonrennen Dritte, der Sieg der neuen Champions Sebastian Asch (26, Ammerbuch) und Maximilian Götz (26, Uffenheim) am Sonntag besiegelte dann auch den Sieg des Mercedes-Benz Teams in der Teamwertung vor der Corvette-Mannschaft Callaway Competition.
Man könnte den neuen Teamchampions eine unauffällige Saison bescheinigen, und dies im durchaus positiven Sinne. Asch/Götz punkteten in 13 von 16 Rennen und standen mit acht Podiumsplatzierungen häufiger auf dem Treppchen, als jede andere Fahrerpaarung. Nur in einem Rennen blieb das kfzteile24 MS RACING Team in der Saison 2012 punktelos. Die Unauffälligkeit war Taktik und Kalkül, erklärt Teamchef Harald Böttner: «Vor dem Saisonstart in Oschersleben haben wir auf die Konstanz gesetzt. Wir wussten schon frühzeitig, dass wir ein sehr gutes Rennauto haben, aber keines, mit dem wir permanent bei jedem Rennen vorneweg fahren können. Daher blieb uns nur, auf die Konstanz zu setzen.» Die Hamstertaktik ging auf, nur am Nürburgring im Juli war es für einmal mit der Unauffälligkeit vorbei: Asch und Götz stellten ihren schwarzen Flügeltürer auf den ersten Startplatz für beide Rennen. Im Rennen kostete dann der einzige Fehler in der Saison 2012 den möglichen ersten Saisonsieg, nachdem der Mercedes-Benz zu spät zum Pflichtstopp an die Box beordert wurde und mit einer Stop-and-go-Strafe belegt wurde.
Auch im Fahrerlager pflegt das Team aus dem Schwarzwald den eher unauffälligen Auftritt - sieht man von dem in knall-orange lackierten Renntransporter ab. Der Auftritt des Mercedes-Teams ist bodenständig und zweckmäßig. Vier Mechaniker kümmern sich zwischen den Rennwochenenden am Teamsitz in Waldshut-Tiengen um die beiden Mercedes-Benz SLS AMG. An den Rennwochenenden wächst das Team auf bis zu 18 Personen an. Viel Wert legt Böttner vor allem auf den eigenen Nachwuchs. «Viele unserer Mechaniker bilden wir selber aus», erklärt Harald Böttner eines der Erfolgsrezepte. «Wir haben noch zwei Autohäuser, darüber ziehen wir uns den Nachwuchs für unser Rennteam heran. Damit vermeiden wir auch einen Know-how-Transfer zu anderen Teams durch wechselndes Personal. Denn im ADAC GT Masters gilt es, aus dem vorhanden Material das Optimale herauszuholen, und das ist uns in dieser Saison perfekt gelungen.»
Das ADAC GT Masters ist nicht das einzige Betätigungsfeld des kfzteile24 MS RACING Teams. Nach dem Titel im Porsche Carrera Cup 2009 engagiert sich das Team seit 2010 auch im Porsche Sports Cup. «Das Team ist eine richtig eingeschworene Truppe», lobt Maximilian Götz. «Es wird immer ruhig und besonnen gearbeitet, dabei machen alle einen großartigen Job. Das Team kommt aus dem tiefsten Schwarzwald. Dort gibt es recht wenig Ablenkung, sicher auch ein Grund für die hervorragende Arbeit.»
Dass man das kfzteile24 MS RACING Team in dieser Saison im ADAC GT Masters mit auf der Rechnung haben musste, hätte den Gegnern schon vor dem Saisonstart klar sein müssen. 2009 gelang dem Team um Harald Böttner der Sieg im Porsche Carrera Cup mit Thomas Jäger - im zweiten Jahr in der Serie. In der vergangenen Saison stieg das Team mit dem Flügeltürer-Mercedes in das ADAC GT Masters ein und holte nun ebenfalls in der zweiten Saison den Titel.
Schon im Premierenjahr 2011 beeindruckten die Neueinsteiger. Thomas Jäger eroberte auf dem Red Bull Ring die erste von bislang drei Pole Positions des kfzteile24 MS RACING Teams und steuerte auf dem Lausitzring mit Florian Stoll den ersten von jetzt zwei Siegen bei. «Im ersten Jahr anschauen, im zweiten Jahr zuschlagen», beschrieb kabel eins TV-Kommentator Patrick Simon am Sonntagabend bei der offiziellen Siegerehrung in Hockenheim. Überglücklich nahm Teamchef Böttner schließlich den Siegerpokal für die Teamwertung aus den Händen von ADAC Sportpräsident Hermann Tomczyk entgegen.